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BRAINFUCK

BRAINFUCK

Titel: BRAINFUCK Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Berger
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hoch.
    »Lass sie rein.« Widerstreitende Empfindungen zeichneten sich auf ihrem Gesicht ab. Die Angst überfallen zu werden, stritt mit dem Mitleid einer Frau gegenüber, die alleine in dieser Welt da draußen ihr Leben fristete. Anne zog sich ins Halbdunkel zurück. Pascal ging zur Tür, entfernte den Riegel und öffnete. Die junge Frau trug ihr Haar zu einem Zopf geflochten und war in derbe Militärkleidung gehüllt, die ihr zwei Nummern zu groß schien. Sie besaß eine großkalibrige Pistole, deren Mündung zwischen Pascals Augenbrauen zielte.
    »Scheiße!«, flüsterte er.
    »Das kannst du laut sagen, du Arschloch. Los! Zurück ins Haus!«, kommandierte die Fremde.
    Wie eine Marionette, deren Fäden jemand durchtrennt hatte, ließ sich Pascal zu Boden fallen.
    »Schieß, Anne!«, brüllte er.
    Der Sekundenbruchteil, den die Augen der Frau brauchten, um das Dämmerlicht im Flur zu durchdringen und festzustellen, dass er geblufft hatte, reichte ihm. Er trat ihr mit gnadenloser Härte von unten gegen das linke Knie. Sich auf die Zusammenbrechende zu stürzen und ihr die Waffe zu entringen war das Werk von Augenblicken.
    »Du dreckiges Miststück! Ich schlag dich tot!« Auf ihren Oberarmen kniend, hämmerte er ihr die Fäuste ins Gesicht, bis ihn Anne an der Schulter rüttelte.
    »Hör auf … bitte!«
    Ihre Berührung und die Worte holten ihn in die Realität zurück. Er erhob sich, wischte sich die blutenden Fingerknöchel an der Hose ab und begann, die Fremde zu durchsuchen. Zufrieden grinsend präsentierte er Anne eine Packung Munition, zwei scharf geschliffene Kampfmesser, einen Schlagring, vier Pakete Dauerkekse und eine Brieftasche. Auch den Rucksack und die festen Stiefel konfiszierte er. Anschließend fesselte er die Bewusstlose mit Klebeband und verfrachtete sie in den Heizungskeller, den er sorgfältig abschloss. Nachdem er die Umgebung des Hauses abgesucht und sich vergewissert hatte, dass sie alleine gekommen war, kehrte er ins Haus zurück. Eine Streunerin also, eine Einzelgängerin. Davon gab es nicht viele. Man musste hart im Nehmen sein und sich in der Natur zurechtfinden, wenn man diese Lebensweise wählte. Und man durfte keine Skrupel kennen!

    *

    Als er die Küche betrat, saß Anne am Tisch, zählte die Patronen und untersuchte die anderen Habseligkeiten. Pascal ging zum Schrank, nahm eine Mullbinde heraus und verband sich die linke Hand.
    »Einhundertsiebenundvierzig«, verkündete sie.
    »Es ist gut, endlich eine Handfeuerwaffe zu haben«, stellte er fest. »Sie lässt sich leichter tragen und verstecken als das Gewehr.«
    Anne nickte. Lange saßen sie sich schweigend gegenüber. Es wurde dunkel. Sie stellte den Kerzenständer in die Tischmitte und zündete eine Kerze an.
    »Was machen wir mit ihr?«, sprach sie schließlich aus, was beide dachten.
    »Ich weiß es nicht. Auf keinen Fall können wir sie lange durchfüttern.
    »Du könntest doch …« Sie unterbrach sich und schüttelte den Kopf.
    »Ich könnte was?«, hakte er nach.
    »Ich meine … du bist … ein Mann. Und ich …« Ihre Augen erforschten sein Gesicht, um herauszufinden, ob er verstanden hatte.
    Er hatte.
    »Sag mal, spinnst du? Begeben wir uns auf das Niveau des Pöbels da draußen?«, schimpfte er.
    »Ich würde es dir gönnen, eine richtige Frau zu haben. Seit ich … seit mir … an mir hast du ja nichts mehr«, sagte sie leise.
    Beide schwiegen. Annes Vorschlag löste in Pascal eine Mischung aus Ekel und Erregung aus. Die Blonde war nicht übel, ihr Körper fühlte sich straff und jung an, das hatte er gespürt, als er sie durchsucht hatte. Aber eine Vergewaltigung? Nein! Er war kein Monster! Sicher, er hatte seit Monaten keine Frau mehr gehabt. Nicht, dass es ihm an Gelegenheiten gemangelt hätte. Bei seinen Besuchen im nahegelegenen Dorf, in dem sich eine wehrhafte christliche Freikirchengemeinde niedergelassen hatte, waren ihm die begehrlichen Blicke nicht entgangen. Frauen waren dort deutlich in der Überzahl. Klar, die Eine oder Andere reizte ihn. Aber er liebte Anne und er würde warten, bis sie so weit war, Nähe und Sex zulassen zu können. Und doch … dieses drahtige wilde Weibchen dort unten in seinem Keller, ihm hilflos ausgeliefert, ging ihm nicht aus dem Kopf.

    *

    Nachdem sie die Kerze ausgeblasen und sich ins Schlafzimmer zurückgezogen hatten, lag er noch lange wach. Gefühle, Gründe, moralische Bedenken und Begierden verglich er und rechnete sie gegeneinander auf. Anne atmete gleichmäßig. Sie

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