BRAINFUCK
von deiner EC-Karte! Los, oder ich schlitz' dir die verdammte Fresse auf!«
Mein Bein fliegt geschmeidig hoch, tritt ihm das Messer weg. Ich schnelle einen Schritt vor, packe seine Schulter und reiße ihn herum. Mein Arm legt sich um sein Gesicht. Ein Ruck. Ein hartes Knacken. Ein schnell ersterbendes Röcheln. Ich stoße ihn von mir, sein Kopf pendelt im Fallen wild hin und her. Mir dämmert, warum ich es für keine gute Idee hielt, zur Polizei zu gehen. Gründlich durchsuche ich seine Sachen und nehme alles, was ich finden kann, an mich. Dann gestatte ich der beginnenden Dunkelheit, mich zu verschlucken.
Rücksitz
Wie inspirierend die Bibel sein kann. Ich mag vor allem die Texte aus der Offenbarung. Sie enthüllen Seiten von mir, deren Morbidität sogar mich überrascht. Selbst nach dieser langen Zeit regt es mich unvergleichlich an.
Vom Sitzen steif geworden, strecke ich mich auf dem Rücksitz des Autos – soweit das in einem Kleinwagen geht. Bei einer Mitfahrgelegenheit muss man nehmen, was man bekommt. Heute habe ich ein Gewinnlos gezogen. Die beiden Frauen auf den Vordersitzen sind hübsch, nett und unterhalten sich gern.
Und der, der auf ihm saß, wurde ermächtigt, der Erde den Frieden zu nehmen, damit die Menschen sich gegenseitig abschlachteten. Und es wurde ihm ein großes Schwert gegeben.
Mein Kopf zitiert die Verse auswendig. Meine Gedanken schweifen ab. Tiefe Schnittwunden, gellende Schmerzensschreie und blutbespritzte Kleidung ziehen vor meinem geistigen Auge vorbei. Ein großes Insekt klatscht gegen die Windschutzscheibe, hinterlässt einen grün-gelben Klecks, der sich im Fahrtwind langzieht.
Ob ich es ihnen sagen sollte? Was würden sie antworten? Ich bin, wie ich bin: Spontan mörderisch, temporär blutrünstig, und ich habe ein unheilbares Faible für herausquellende Gedärme.
… sah ich unter dem Altar die Seelen aller, die hingeschlachtet worden waren …
Jetzt! Durch die Streben der Kopfstütze nach vorne greifen, ihren blonden Schopf packen und nach hinten reißen. Mein Messer aus dem Stiefel ziehen, mit dem linken Arm die Schneide an ihren Hals legen …
Eine schnelle Bewegung, zähes, rotes, klebriges Blut würde über ihren zarten Hals rinnen, sich einen Weg zwischen ihren Brüsten hindurch suchen und in ihrem Schoß eine dunkel schillernde Lache bilden. Die Fahrerin würde gellend aufschreien. Eine Beinahekollision mit der Leitplanke, eine dezente Ermahnung von mir, in Form eines Stichs mit der Messerklinge in den Oberarm …
Ich muss mich bremsen! Die Fülle der Möglichkeiten lässt heiße Schauer durch meinen Körper regnen.
… bis die volle Zahl erreicht sei durch den Tod ihrer Mitknechte und Brüder, die noch sterben müssten wie sie.
Sie dreht sich zu mir um. Hat sie etwas bemerkt? Spürt sie, was für Fantasien mir durch den Schädel geistern?
»Alles klar bei dir da hinten?«
Ich lächle sie gewinnend an. Nichts weiß sie! Keine hat bisher geahnt, was ich mit ihr vorhatte, bis es so weit war. Die überraschten, fassungslosen Reaktionen liebe ich. Sie sind der größte Genuss bei meinem Tun.
Die Sonne wurde schwarz wie ein Trauergewand und der ganze Mond wurde wie Blut …
Es fasziniert mich jedes Mal von Neuem, wie diese Bibelstellen automatisch abgespult werden. Quasi auf einer zweiten Denkebene, die das reale Geschehen synchron begleitet.
»Ja klar, bei mir ist alles bestens!«, versichere ich ihr und muss darauf achten, dass mein Lächeln nicht zu einem genussvollen, sadistischen Grinsen mutiert.
… denn der große Tag des Zorns ist gekommen. Wer kann da bestehen?
Zweimal, dreimal atme ich durch. Die Vorfreude auf die verstörten Blicke, das verwirrte Zittern der Lider, die entsetzten Antworten, erregt mich. Das Tier in mir lacht hämisch.
Genießt eure Unwissenheit noch einen Moment. Eine letzte Sekunde der Ahnungslosigkeit gewähre ich euch noch. Ich koste die Augenblicke der sich aufbauenden Spannung aus. Der Zeitpunkt ist exakt richtig. Genau jetzt sollen sie es erfahren!
»Was haltet ihr davon, wenn ich euch in einer Kurzgeschichte verewige?«
Endzeit
„Man vergisst vielleicht, wo man die Frie denspfeife vergraben hat. Aber man vergisst niemals, wo das Beil liegt.“
(Mark Twain)
Schwer atmend blieb Pascal am Rand des Wäldchens stehen und sondierte die Lage. Das Haus auf dem Hügel schien unbewohnt, alle Fensterläden waren geschlossen, keinerlei Leben war auszumachen. Nur ein hellgrauer Rauchfaden, der sich aus dem Schornstein
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