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BRAINFUCK

BRAINFUCK

Titel: BRAINFUCK Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Berger
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Küche, verdünnt den Inhalt mit einem Drittel Wasser und befüllt die Kaffeemaschine damit. Frisch über einen Sumatra Mandheling schmeckt es am besten!

    ***

    Selbstgezogene Tomaten aus dem eigenen Garten, dazu Frühlingszwiebeln und ein Essig-Öl-Dressing. Ruth freute sich auf diesen sommerlichen Genuss, während sie die grünen Stängel in gleichmäßige Stücke zerschnitt.
    »Autsch!« Schnell steckte sie sich den Finger in den Mund. Das hatte wehgetan! Sie fluchte ausgiebig in sich hinein und betrachtete den abstehenden Hautfetzen an der Fingerkuppe. Blut rann am Zeigefinger herab und tropfte vom Fingerknöchel auf die Arbeitsfläche. Zwei Tropfen fanden ihren Weg in die halbvolle Kaffeetasse.
    »Mist, verdammter! Und ich hab' wieder vergessen, Pflaster zu kaufen!« Ruth fummelte einhändig ein Papiertaschentuch aus der Packung, wickelte es sich um die Wunde und befestigte es mit Klebeband. Das würde gehen – vorläufig. Sie war kein Weichei und neigte nicht dazu, solche Lappalien überzubewerten. Vor Blut graute ihr nicht – vor allem nicht vor ihrem eigenen. Daher verschwendete sie keinen Gedanken an die beiden Blutstropfen, die in ihren Kaffee getropft waren, als sie die Tasse mit dem inzwischen lauwarmen Getränk an die Lippen hob.

    ***

    Es bereitet Ruth wenig Mühe, sich Christians schlaffen Körper über die Schulter zu werfen und ihn in die Garage zu tragen. Dort angekommen verstaut sie ihn im Kofferraum ihres Kombis, wirft eine Decke darüber und achtet sorgfältig darauf, dass von der Leiche nichts mehr zu sehen ist. Er hat seine Schuldigkeit getan, ihr seinen Lebenssaft gespendet, und auf eine seltsame Art ist sie ihm dankbar dafür. Reue oder ein schlechtes Gewissen kennt Ruth seit Jahren nicht mehr. Sie wird ihn heute Abend entsorgen, sobald es dunkel genug ist, um ungesehen über den Zaun der Mülldeponie zu klettern. Dann ist das Kapitel geschlossen. Es ist an der Zeit, sich um einen neuen Spender zu kümmern.
    Es gelingt ihr ohne Schwierigkeiten, Männer kennenzulernen. Sie ist jung, sieht hervorragend aus und weiß um die Schlüsselsätze, mit denen sich Kerle mühelos einfangen lassen.
    In Gedanken geht Ruth ihre Kandidatenliste durch. Da ist Heinz, der stramme Bodybuilder, den sie vor vier Tagen in einer Cocktailbar in der Innenstadt kennenlernte. Mit ihm könnte sie vorher ein wenig Spaß haben. Und Oliver, der blasse Beamte von der Zulassungsstelle, der so verblüfft war, als sie ihn vorgestern im Biergarten ansprach, dass ihm beinahe das Glas aus der Hand gefallen wäre. Männer sind einfach zu bekommen!
    Bei Frauen ist es komplizierter, sogar wenn sie lesbisch sind. Sie scheinen die dunkle Absicht zu spüren oder die Tatsache, dass Ruth ihnen das sexuelle Interesse nur vorspielt.
    Sie lächelt in sich hinein, als sie an Ivi denken muss, die Gothic-Lesbe – ihre erste und bisher einzige Frau. Sie war ihr im Park begegnet und hatte ihre Nimm-mich-jetzt-und-hier-Ausstrahlung wie ein großes, beleuchtetes Schild vor sich hergetragen. Ein Lächeln genügte und eine Stunde später saß Ivi in Ruths Wohnzimmer und trank brav ihren Orangensaft mit Sekt und Sonderzutat. Aber Ivi war eine Enttäuschung gewesen. Sie hatte das Schlafmittel nicht vertragen und kippte, mit einem dümmlichen Grinsen im Gesicht um. Tot. Die Ausbeute an Lebenssaft war lächerlich gering gewesen – nach einem halben Liter hörte der Blutfluss auf. Das Grinsen schien in die Züge der Lesbe graviert zu sein. Selbst als Ruth den schlaffen Körper in das Loch auf der Deponie warf, blitzten Ivis Vorderzähne in die kalte Nachtluft.
    Seitdem achtete Ruth darauf, dass die Dosis individuell angepasst war. Das Opfer durfte nur bewusstlos sein, damit das Herz weiterschlug und das Blut aus den geöffneten Adern pumpte.

    ***

    Es schmeckte … anders … besser … viel besser! Der Muntermacher durchströmte Mund und Hals mit einem sanften Prickeln, hinterließ ein warmes Gefühl, das sich im Magen noch steigerte und sich von dort aus in ihren gesamten Körper ergoss. Sie trank viel Kaffee und schätzte seine belebende Wirkung, doch eine derartige Explosion von Wohlbefinden war ihr neu.
    »Wow!«
    Sie legte die Tasse schräg und betrachtete den Rest der braunen Flüssigkeit. Sie roch daran, stellte aber weder am Aussehen noch am Geruch etwas Außergewöhnliches fest. Eine Erinnerung kitzelte ihr Gehirn. Das Blut – konnte es wirklich daran liegen? Quatsch! Sie hatte schon oft ihr eigenes Blut im Mund geschmeckt und nie hatte

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