Brainstorming for One: 50 Werkzeuge und Übungen für Ihre Kreativität

hervor. Sie können – zum Beispiel in einem Buch – ganze Welten vor unserem Auge entstehen lassen.
    Probieren Sie es aus und denken Sie jetzt an das Wort Baum. Was passiert vor Ihrem geistigen Auge? Vielleicht sehen Sie einen oder mehrere Bäume, können die Bewegung der Blätter im Wind wahrnehmen oder die Farbe und Struktur der Rinde erkennen. Vielleicht riechen Sie den Wald, hören das Rascheln des Laubes und Vogelgezwitscher. Sie stellen sich vor, wie Ihre Hand den Stamm berührt. Ihre Finger wandern über die Borke und spüren die Unebenheiten und Risse in der Oberfläche.

    All diese Eindrücke – und noch viele mehr – können in dem Wort Baum stecken. Dazu Ihre ganz persönlichen Erinnerungen an Waldspaziergänge, einsame Eichen, den Kletterbaum Ihrer Kindheit. Ein einzelnes Wort wird so zu einer Schatzkiste voll sinnlicher Informationen, kondensiert in vier einfache Buchstaben. Ist es nicht toll, wie Sprache unser Denken strukturiert?
    Interessant ist in diesem Zusammenhang übrigens auch, dass die wenigsten Menschen sich an Ereignisse aus der Zeit vor ihrem Spracherwerb erinnern. Woran das wohl liegt?

Prinzipien der Ideenfindung: Im Prinzip immer das Gleiche
    „Es bedarf schon eines sehr ungewöhnlichen Verstandes, um das Offensichtliche zu untersuchen.“
    Alfred North Whitehead
    Die meisten Erfindungen basieren auf einem oder mehreren der folgenden sechs Prinzipien:
    Kombinieren
Verkleinern oder Weglassen
Vergrößern oder Hinzufügen
Andere Verwendung
Ersetzen
Umkehr oder Perspektivenwechsel
    Ich erkläre das immer gerne anhand der Entwicklung des Mobiltelefons.
Hier kam jedes Prinzip mindestens einmal zur Anwendung:
Prinzip
Stichwörter
Beispiel: Mobiltelefon
Kombinieren
Kombination von Zusatzfunktionen
Überschneidung mit Service
Integration von Funktionalität
Aus-zwei-mach-eins
gemeinsame Verpackung
Moderne Handys sind nicht nur Telefon, sondern Computer, Digitalkamera, Mini-Fernseher und Spielkonsole in einem. Bald können sie auch Kaffee kochen.
Verkleinern oder Weglassen
Änderung von Größe oder Maßstab
Untertreibung
Elemente entfernen, reduzieren, vereinfachen, teilen etc.
Wenn ich mich an mein erstes Mobiltelefon von der Größe eines Dinosaurierknochens erinnere, ist dieses Prinzip sehr konsequent umgesetzt worden. Bis die Geräte so klein waren, dass sie sich nicht mehr vernünftig in der Hand halten ließen. Dann kam die Kehrtwendung:
Vergrößern oder Hinzufügen
Änderung von Größe und Maßstab
Übertreibung
Hinzufügen neuer Funktionen
Zubehör
Zusatznutzen
Nun wachsen die Geräte wieder. Die neuen Smartphones werben mit ihrem großen Display, Seniorenhandys mit der Tastengröße. Von den Zusatzfunktionen einmal ganz abgesehen ...
Andere Verwendung
weitere Verwendungen für das bestehende Produkt,
für ein leicht abgeändertes Produkt,
anderer Zusammenhang zur Nutzung,
neuer Anwendungsbereich.
Von allen ungewöhnlichen Möglichkeiten, ein Mobiltelefon zu nutzen, möchte ich hier nur drei erwähnen: 1) die norwegische Tradition des Handyweitwurfs, 2) Vibrations-Rennen (ein großer Spaß im Büro) und 3) das Telefon als Nahkampfwaffe. Wie das geht, erkläre ich Ihnen gerne in einem meiner Seminare.
Ersetzen 
Komponenten
Materialien
Personen
Regeln
Prozesse
Szenarien
Bei vielen Handys ersetzt das Display mittlerweile die Tastatur. Auch austauschbare Covers basieren auf diesem Prinzip.
Umkehr oder Perspektivenwechsel
das innere nach außen stülpen
etwas auf den Kopf stellen
entgegengesetzte Nutzung
andere Perspektive einnehmen: Wie würde eine andre Person / ein Tier / ein Außerirdischer das sehen? Welche unkonventionelle Sichtweise gibt es zu dem Thema?
Bei diesem Punkt bitte ich meine Seminar-TeilnehmerInnen um Hilfe. Zum Glück besitzt mindestens eine Person immer ein modernes Smartphone, bei dem sich die Ausrichtung des Displays je nach Lage des Geräts verändert.
    Mein altes Telefon ist technisch nicht so ausgereift.
    Denken Sie an eine kreative Erfindung, die Sie beeindruckt hat. Welches Prinzip könnte da – bewusst oder unbewusst – zur Anwendung gekommen sein? Je öfter Sie darauf achten, welches Prinzip hinter einer Produktentwicklung steht, desto leichter wird es Ihnen fallen, diese einfachen Regeln selbst anzuwenden.
    Das erste Prinzip werden Sie im Verlauf dieses Kapitels gleich anwenden. Es steht nicht ohne Grund an erster Stelle: Für mich ist Kombinieren das wichtigste aller kreativen Werkzeuge. Zunächst aber eine kleine Aufwärmübung, um Ihr