Brainwalking
die Geschwindigkeit der Informationsverarbeitung. Findet die Bewegung unter freiem Himmel statt, wird das Gehirn mit zusätzlichem Sauerstoff versorgt und kann deshalb besonders gut arbeiten.
Das Ausdauertraining steigert die Leistungsfähigkeit des Gehirns. Insbesondere lassen sich Verbesserungen bei den sogenannten exekutiven Funktionen beobachten. Das Zentrum dieser Fähigkeiten liegt im präfrontalen Kortex, also im Stirnhirnbereich. Exekutive Funktionen sind mentale Bereiche, mit denen Menschen ihr Verhalten unter Berücksichtigung der Umweltbedingungen steuern. Konkret heißt das: Ziele setzen, planen, Aufmerksamkeit steuern, Prioritäten setzen, Impulse und Gefühle kontrollieren, Handlungsketten planen und ausführen, sich selbst beobachten, regulieren und korrigieren usw. Informationen werden beim Walken effektiver verarbeitet als in körperlicher Ruhestellung. So bleibt das Gehirn vergleichsweise jünger als bei Menschen, die kein solches Ausdauertraining betreiben.
Eine gute Ausdauerleistungsfähigkeit wirkt sich außerdem positiv auf die anatomische Struktur des Gehirns aus, wie entsprechende Untersuchungen nachwiesen. Die Gewebedichte des Gehirns geht normalerweise alternsbedingt im Lauf des Lebens zurück. Bei Personen, deren Ausdauer gut trainiert ist, sind solche Verluste jedoch geringer.
Als Akutwirkung steigert die Fortbewegung die Wachheit und sorgt für einen Anstieg von Freude und Interesse an geistigen Aktivitäten. Ist es das Ziel, eine geistige Leistung während der Bewegung zu erbringen, so sollte die Bewegungkeine Aufmerksamkeit binden. Das heißt, die (Fort-)Bewegung muss automatisiert, quasi im Hintergrund, ablaufen. Andernfalls ist das Arbeitsgedächtnis gefordert und daher nicht frei für die Denkaufgabe. Das Gehen als einfache und natürliche Bewegungsform ist deshalb optimal geeignet, um zeitgleich ablaufende Denkprozesse zu unterstützen, schließlich praktizieren wir Menschen das seit Kindes Beinen. Wer bereits gewalkt ist und die Technik beherrscht, kann walken, ohne seine Aufmerksamkeit darauf zu richten. Er muss nicht mehr nachdenken, wie der Fuß aufgesetzt und abgerollt wird, wann welcher Stock wie weit nach vorn zu bringen ist oder in welcher Phase die Hand geöffnet werden soll. Solche Abläufe erfolgen automatisch, und es bleibt genügend Prozesskapazität, um geistige Aufgaben zu bewältigen.
Automatisierte Bewegungen über einen Zeitraum von 20-90 Minuten vergrößern das Arbeitsgedächtnis und schaffen so ein hohes Niveau an geistiger Fitness. Da ist der Kopf quasi angeknipst, lässt Aha-Erlebnisse auftauchen, plötzlich Zusammenhänge erkennen, Probleme lösen oder Ideen auftauchen. Studien zeigen, dass gleichzeitiges Bewegen bei der Lösungssuche zu einem Problem schneller zum Ziel führt als Stillhalten.
Geht es um das Neulernen beim Lesen oder Rechnen, so zeigen aktuelle Untersuchungen, dass beides von langsamen Bewegungen abgekoppelt werden sollte. Es tritt eine Gewöhnung ein, die die bestimmte Aufgabe an das jeweilige Tempo bindet und verhindert, dass die gleiche Aufgabe anschließend in anderem Zusammenhang schneller erledigt werden kann. Ein Kind, das zum Beispiel bei langsamer Gehgeschwindigkeit übt, startend bei einer beliebigen Zahl immer 5 zu addieren, wird womöglich später keine höhere Rechengeschwindigkeit erreichen, sondern sich an diese beim Einlernen erprobte Geschwindigkeit gewöhnen. Ähnliches gilt für das Lesen.
Wissen, das in der Fortbewegung eingespeichert wird, lässt sich dann besonders effektiv anschließend wieder abrufen, wenn die Wiedergabe bei gleicher Begleitmotorik erfolgt.
Das Bewegen der Finger und Hände zum einen und der Füße zum anderen fördert die Hirndurchblutung in besonderem Maß, weil diese Körperteile in der Großhirnrinde stark repräsentiert sind. Beides ist beim Walken beteiligt.
Koordinative Bewegungsaufgaben beim Brainwalken, etwa im Bereich der Auge-Hand-Koordination oder der Balance, sind neben dem Ausdauertraining ebenfalls wichtige Elemente. Sie stärken Aufmerksamkeit und visuell-räumliche Verarbeitung, erhöhen die Leistungsfähigkeit im Bereich des Frontalhirns. Ein Koordinationstraining fördert in erster Linie die Genauigkeit beim Bearbeiten von Denkaufgaben.
Die Fortbewegung eröffnet eine weitere Dimension: ständig wechselnde Reize, die die Wahrnehmungssysteme stimulieren. Damit unterscheidet sich diese Form des Trainings deutlich von anderen Formen. Nicht nur, dass Denken und Bewegen hier
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