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Bran

Bran

Titel: Bran Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias Falke
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Aufenthaltes in Zhid sickerte er in die Gosse ein wie ein Eimer fauligen Wassers, mit dem der Schlachter am Abend seinen Tresen abspült. Es war erstaunlich, wie weit es immer noch hinabging.
    Er erfuhr nichts.
    Durch bloßes Herumhorchen kam er nicht weiter. Er hätte Jahre damit verbringen können, den Leuten aufs Maul zu schauen. Die Liste der Beinamen, die man sich für die Prinzessin einfallen ließ, wäre ins Astronomische gewachsen, aber verwendbare Informationen, harte Tatsachen würde er nicht zutage fördern. Er hatte alle Zeit der Welt. Brighton hatte keinen Termin gesetzt, keine Frist genannt. Andererseits hatte das Gehabe des Senators verraten, dass die Sache ihm nicht nur wichtig, sondern auch dringend war.
    Drei Tage waren auf Rangkor eine lange Zeit. In drei Tagen wurden Firmenkonglomerate aus dem Boden gestampft oder wieder zerschlagen, während man sich, so ging eine Redeweise, auf Zhid noch über den Namen für die Firma stritt. Es war nicht in Straners Interesse, Brighton länger als unbedingt nötig warten zu lassen. Und es würde schwer auf ihn zurückfallen, wenn er den Senator enttäuschte. Er brauchte einen Plan!
      
    Am selben Tag ließ man ihn hochgehen. Er hatte sich zu weit vorgewagt. In einer Teestube des Selinaor-Viertels hatte er seine Neugier durchscheinen lassen wie ein frisches Hemd unter einer Camouflage von Lumpen. Da wurde man misstrauisch. Niemand kannte ihn, und sein zusammenhangloses Geplauder nahm die Umrisse einer Erkundigung an. Es war schon beinahe ein Verhör. Man tat ihm Rauschgift in den Tee. Er wagte sich noch weiter vor. Er fragte pausenlos nach der Prinzessin. Da lüftete ein Beamter der Staatssicherheit, der hier den Wasserpfeifenputzer gab, sein Inkognito und führte ihn ab.
    Der Schreck nüchterte ihn aus. Er konnte sich nicht erklären, wie das hatte passieren können. Bis jetzt hatte Straner sich immer für einen Profi gehalten. Das heißt: bis vor drei Tagen. Aber seit er in die Atmosphäre Zhids eingedrungen war und sich zu jener halsbrecherischen Verfolgungsjagd durch den senkrechten Irrgarten seiner Straßenschluchten hatte hinreißen lassen, kannte er sich selbst nicht mehr. Er konnte keinen klaren Gedanken fassen. Sein Wille war porös und teigig, als sei er unter der Sonnenglut dieses unbarmherzigen Planeten geschmolzen.
    Aber jetzt war es zu spät.
    Er war aufgeflogen! Man brachte ihn in das Büro eines Ortskommandanten der Geheimpolizei. Es war unvorstellbar klein und stickig. Das Dampfbad im serafidischen Badehaus tauchte in seiner Erinnerung als Ort der Kühle, der Reinlichkeit und der Weitläufigkeit auf.
    Ein Zerstäuber, dessen Düsen verstopft waren, spuckte tropfenweise ionisierte Feuchtigkeit gegen die Hitze an. Es war, als bitte man die Wüste um Erbarmen oder rede der Sonne zu, doch endlich zur Vernunft zu kommen. Die Luft schwirrte von Qecha-Fliegen. Auf Tischen und Gegenständen lag ein fingerdicker Film aus Staub und herabgetropftem Schweiß.
    Der Kommandant, der hier seinen Dienst versah, starrte ihn mit nach vorne gesunkenem Schädel und blutunterlaufenen Augen an wie ein Bulle, den man nach der Kastration in einen viel zu engen Zwinger gesperrt hatte, wo er nun mit seinem Wahnsinn schwanger ging. Schon wuchsen ihm Hörner aus den Schläfen, und das Blöken, das er ausstieß, glich dem Gebrüll eines durchgedrehten wilden Stiers.
    »Wer bist du?«
    Straner nannte seinen Namen.
    »Was willst du hier?«
    »Ich bin kirgolischer Händler, spezialisiert auf Stoffe und Textilien.«
    Der Kommandant glotzte Straners serafidisches Gewand an und knurrte etwas vor sich hin, das unverständlich blieb.
    »Was spionierst du?«
    »Ich spioniere nicht. Ich habe mich bei einer Tasse Tee unterhalten. Wenn ich dabei aufdringlich geworden sein sollte, bitte ich das zu entschuldigen.«
    »Du hast drei Männer nacheinander über die Infantin ausgefragt.«
    Straner setzte eine abwartende Miene auf.
    »Bereitest du ein Attentat vor?«
    »Gott bewahre!« Er lächelte entsetzt.
    »Du hast behauptet, die Infantin Kundali sei Tochter einer Hure und eines Dahergelaufenen!«
    Straner zerfloss zu einer Studie des Bedauerns. »Diese Verleumdung habe ich selbst auf der Straße gehört. Ihr müsst mir helfen, sie auszuräumen.«
    »Was geht es dich an?!« Der Kommandant schlug mit der Hand auf den Tisch, dass sich eine Staubwolke entrollte, die in einen Fliegenschwarm gehüllt war. Es sah aus, als legte ein Kampfgeschwader von einer Asteroidenbasis ab.
    »Nichts,

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