Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Bran

Bran

Titel: Bran Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias Falke
Vom Netzwerk:
großen staatlichen Institutionen Rangkors, die beiderseits des Regierungsviertels angesiedelt sind. Niemand ist ihnen nahe genug, um etwas verstehen zu können. Dennoch dämpft Brighton jetzt die Stimme.
    »Geh nach Zhid«, wiederholt er. »Lass äußerste Vorsicht walten. Sie sind dort sehr empfindlich. Wenn etwas auffliegt oder jemand nur ein Wort in den falschen Hals bekommt, bedeutet es Krieg!«
    Der Senator sieht Straner eindringlich an. Er flüstert jetzt nur noch.
    »Ich brauche dir nicht sagen, dass das für uns der größere Schaden wäre. Natürlich würden wir den militärischen Konflikt für uns entscheiden. Aber die wirtschaftlichen und politischen Kosten wären bei uns ungleich höher.« Er grinst verächtlich. »Wo nichts ist, kann auch nichts zerstört werden. Aber du kannst dir ausmalen, was der Ausfall auch nur eines Handelstages für unsere Industrie bedeuten würde.«
    Straner nickt.
    »Das können wir uns nicht leisten«, sagt Francis Brighton. »Wir können es uns verdammt noch mal nicht leisten!«
    Mit einer theatralischen Politikergeste, die er bei zahllosen Ansprachen und Ordensverleihungen erprobt hat, wendet er sich Straner zu und legt ihm die Hand auf die Schulter.
    »Ich weiß, dass ich mich auf dich verlassen kann. Das Schicksal unserer Zivilisation ruht nun in deinen Händen!«
    »Senator …« Straner scheut davor zurück, Brighton an der Toga zu packen.
    Der Politiker hat nach der Zeitanzeige seines Holo-Tattoos gesehen und gestresst die Luft ausgeblasen. »Ich muss fort!« Er läuft in Richtung des Casinos davon, wo er mit einigen seiner Kollegen zu essen pflegt.
    Straner bleibt allein auf der Mall zurück. Die Schatten der großen Hallen und Tempel bilden mit dem Verlauf der Zentralachse einen rechten Winkel. Es ist Mittag. Ein Prickeln an seinem Handgelenk verrät ihm, dass eine größere Datenmenge auf sein Tattoo übertragen worden ist. Er ruft die Informationen auf. Ein gewaltiger Geldbetrag ist auf diverse Konten angewiesen worden, zu denen er nun die Zugangsdaten erhält. Eine Aufstellung von Frachtflügen in Richtung des Kirgol-Clusters erlaubt ihm, sich nach einer Huckepack-Verbindung umzusehen. Schließlich enthält die Datei eine Adresse in einem weniger noblen Vorort Rangkor-Stadts, die als Anlaufstelle dienen soll, falls Straner Hilfe braucht oder Bericht zu erstatten wünscht.
      
    Am Morgen stellte er sich schlafend und wartete ab, bis die Mädchen gegangen waren. Während sie sich fertig machten, witzelten sie noch darüber, wie er während des Schlafes immer den Namen der Prinzessin gerufen hatte. Sie plapperten in ihrem kehligen Dialekt aufeinander ein, von dem Straner so gut wie nichts verstand. Als sie fort waren, wälzte er sich in das körperwarme Bett hinüber und streckte sich aus. Er fühlte sich alt und zerschlagen. Alle Knochen taten ihm weh. Immer wieder ließ er das Gespräch mit dem Senator Revue passieren. Worin bestand sein Auftrag? Er hätte es nicht sagen können.
    Senator Richards hatte existiert. Straner hatte ihn gekannt. Als langjähriger Weggefährte Brightons war er bei allen offiziellen Anlässen mit ihm zusammen gewesen. Obwohl sie derselben Partei angehörten, stellten sie sich in der Öffentlichkeit gerne als Antagonisten dar. Brighton war stets für eine Aussöhnung mit Zhid eingetreten, Richards war für seine vehemente Ablehnung eines solchen Abkommens bekannt.
    Straner wusste, dass das Theater war. Sie spielten erbitterte Gegner, um dem Publikum die Wahl zwischen zwei Alternativen zu ermöglichen. Oder um die Illusion einer solchen Wahlmöglichkeit zu erzeugen. Das spielte keine Rolle.
    Straner interessierte sich nicht für Politik. Bei seinem Job war es besser, sich an die Realitäten hinter den Fassaden zu halten. So war ihm klar, dass Richards das Regime und das Volk von Zhid verachtete. Wenn er sich nach außen hin für eine Annäherung starkmachte, geschah es aus strategischen Erwägungen. Es ging um Handelserleichterungen.
    Umgekehrt hatte Senator Tobey Richards’ vermeintliche Haltung der harten Hand innenpolitische Gründe. Er rechnete sich Vorteile aus, wenn er auf Rangkor als Hardliner galt. Zhid selbst war ihm gleichgültig.
    Aber jetzt war er verschwunden.
    Warum war Brighton so sicher, dass die Spur dieses Verschwindens nach Zhid führte?
    Und was sollte er nun hier in diesem Moloch von fünfhundert oder achthundert Millionen, der von einem Kontinent glühenden Sandes umgeben war?
      
    Am dritten Tag seines

Weitere Kostenlose Bücher