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Bran

Bran

Titel: Bran Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias Falke
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Minister sich einige Minuten Zeit nehmen, um sich Ihre Sache anzuhören«, sagte Cejla. » So lange genießen Sie hier alle Annehmlichkeiten der zhidaischen Gastfreundschaft.«
    »Mein Schiff …«
    »Ihr Schiff hat auf einem Landeareal festgemacht, das zum Gästebereich der Familie des Khans gehört. Daran wird sich auch nichts ändern.«
    Straner winkte ab.
    »Das können Sie mir geben.« Ihre Miene verriet, dass es kein Angebot war, sondern eine unmissverständliche Aufforderung. Straner legte die serafidischen Gewänder ab, rollte sie zusammen und händigte sie ihr aus.
    Cejla deutete auf ein Sofa, auf dem sich mehrere Stapel frischer Kleidungstücke erhoben. Straner zweifelte keinen Augenblick daran, dass sie wie angegossen passen würden.
    »Eine Sache noch.« Sie aktivierte ihr Tattoo und fuhr damit einmal um ihn herum. An der Schläfe und am Handgelenk schlug es an.
    »Implantate«, sagte Straner.
    »Die können Sie behalten.« Ihr Blick war sehr dicht vor ihm. »Vorerst.«
    »Ihr Humor gefällt mir nicht.«
    Sie lächelte nicht, sondern sah ihn ruhig und abwartend an. Ihre Augen waren schwarz, aber feine kobaltblaue Ringe hoben sich darin ab. Irisimplantate, mit denen sie ihn bis auf das Knochenmark geröntgt hatte.
    »Sie müssen entschuldigen.« Er führte die Hand an die Stirn. »Ich fühle mich nicht wohl. Man hat mir da etwas in den Tee getan.«
    »Sie brauchen sich nicht zu entschuldigen«, sagte sie. »Dort hinten sind die Nassräume. Nehmen Sie ein Bad. Sie stinken entsetzlich.«
    Als sie die Tür hinter sich schloss, rasteten schwere Bolzen ein. Seine Schläfenimplantate registrierten, wie sich ein Kraftfeldkäfig aufbaute. Er befand sich einer komfortablen Untersuchungshaft.
    Straner zuckte die Achseln. Im Augenblick überwog die Erleichterung. Allein die Kühle hier! Und der Platz! In der Bar fand er mehr Getränke, als ein Straßenhändler in seinem Laden hatte. Dann ging er ins Bad und ließ kaltes Wasser in die Wanne. Nachdem er seine Körpertemperatur auf ein erträgliches Maß gebracht hatte, duschte er zur Desinfektion mit Ultraschall. Von einem Hausbot ließ er sich den Schädel massieren.
    Im Hauptraum der Suite schlang er sich ein Tuch aus feinster serafidischer Seide um die Hüfte. Es schien unstofflich, wie ein kühler Lufthauch. Dann aktivierte er das Medienzentrum. Viele Hundert Kanäle. Man konnte sie nach Sprachen sortieren, deren es mehrere Dutzend gab. Er ging auf den Regierungskanal. Mordal Khan, Gott möge ihn ewig schirmen, empfing das Kabinett und das diplomatische Corps. Dazwischen Kurzmeldungen. Prinzessin Kundali hatte ein Waisenhaus eröffnet. In einen volkstümlichen Sari gekleidet, kniete sie zwischen dreijährigen Kindern, denen sie immer wieder über das struppige Haar strich. Es war zu erkennen, dass sie mit den Kleinen nichts anfangen konnte. Aber sie schien beliebt zu sein. Auch die Erzieherinnen und Reporter, die den Auftritt flankierten, hingen mit leuchtenden Augen an jeder ihrer Gesten.
    Straner ließ sich von dem Bot ein weiteres Bier bringen und prostete dem Gesicht zu, das ihm aus dem Schirm entgegenstrahlte. Man servierte ihm ein warmes Abendessen, erlesene zhidaische Köstlichkeiten. In der Stunde der kurzen Dämmerung stand er am Fenster und sah über die Plaza und die Prachtstraßen. In der Verlängerung der großen Allee, die nach Osten wies und auf der der mörderische Spätverkehr der Megalopole tobte, ging der junge Mond dieser Welt auf. Eine hauchdünne Schale, die in unwirklichem Jadegrün schimmerte. Straner dachte an die Irisimplantate Cejlas und an das Fransenkostüm Kiús. Dann ging er ins Bett, das auf rangkorianischer Magnettechnologie basierte und ihm einen schwerelosen Schlaf bescherte.
      
    Die Hitze war über der Plaza aufgeschlagen wie ein riesiges Zelt, unter dessen sandgelben Planen das Atmen schwerfiel. Ein Harmattan wütete draußen über der Wüste. Die Stadt war zu groß, als dass er ihr Zentrum erreichen konnte. Er verlor über den endlosen Vorstädten seine Kraft wie ein Löwe, der erschöpft in die Vorderläufe brach. Aber selbst im Inneren von Zhid City, über dem Platz der Revolution und dem Mogulpalast, war der Himmel mit falben Tüchern verhängt, und eine unerklärliche Schwere lastete auf allem. Ein Schritt im Freien, und die Kleider sogen sich mit Müdigkeit voll. Es kostete Überwindung, ein Bein vor das andere zu setzen. Die Straßenbeläge schwitzten ein süßlich stinkendes Harz aus, in dem die Passanten klebrig

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