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Bran

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Titel: Bran Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias Falke
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Schoß. Die HOOKED KITE wird gewendet und auf Kleine Fahrt bei konventionellem Antrieb beschleunigt.
    Tief unten Rangkor, blau und grün. Es ist ein so völlig anderer Anblick als Zhid mit seinen staubgelben, von Windwirbeln überzogenen Ebenen.
    Die LIKTOR wird wieder sichtbar. In fünf Sekunden hat Straner eine Million metrische Meilen zwischen sich und sie gebracht. Zu wenig. Vor allem hat er die Jäger nicht auf der Rechnung gehabt. Sie müssen eine außerordentlich gute Tarnfunktion besitzen.
    Die HOOKED KITE wird umsichtig an den Schleusenkomplex des Admiralskreuzers herangebracht. Jemand steuert sie, jemand dockt sie an. Das winzige Schiff verschwindet zwischen den titanischen Aufbauten und Waffensystemen des Kriegsschiffes. Wenn Straner richtig informiert ist, ist es der größte Schlachtkreuzer, den Rangkor je gebaut hat.
    Die Schiffe sind physisch verbunden. Ihre Bordintelligenzen sind online, wobei an der Hierarchie kein Zweifel möglich ist. Der Druckausgleich wird hergestellt.
    »Herzlich willkommen auf der LIKTOR .« Admiral Marconi begrüßt Straner persönlich auf Deck C, das an die Schleusenkammern anschließt. »Es tut mir leid, dass wir uns unter diesen Umständen kennenlernen. Aber ich darf Ihnen versichern, wir tun nur unsere Pflicht.«
    »Ich habe nichts Unrechtes getan.« Straner ignoriert die Hand, die ihm entgegengestreckt wird.
    »Wir führen nur unsere Befehle aus.«
    »Was für Befehle und von wem?« Straner schüttelt den Kopf. Er sieht an der Phalanx der Adjutanten entlang, die den Admiral begleiten. »Das Zustandekommen und der Wortlaut dieser Befehle würden mich sehr interessieren.«
    »Wie gesagt. Darüber können wir in Ruhe reden.« Marconi deutet den Gang hinunter, der zur Brücke der LIKTOR führt. »Seien Sie einstweilen unser Gast.«
    Straner runzelt die Stirn. Er berührt die rechte Schläfe, wo das Implantat dicht unter der Haut liegt. Auf der Miene des Admirals zeichnet sich erst Verständnislosigkeit, dann ein plötzliches Begreifen ab.
    Plan Delta Epsilon, denkt Straner.
    Er legt die Hände ineinander und sieht den Flottenadmiral lächelnd an. Ein hässliches metallisches Bersten hallt durch den Kreuzer. Im selben Moment schrillt Alarm.
    »Ach Straner …« Marconi wirkt für einen Augenblick sehr müde.
    »Das Schiff«, ruft einer der Adjutanten, dessen Tattoos aufgeregt blinken.
    Irgendwo donnern schwere Schotte.
    Die HOOKED KITE hat bei geöffneter Schleuse abgedockt. Möglich ist das gewesen, weil ihre Bordintelligenz einen Notfall an die LIKTOR meldete, Brand im Verbindungstunnel. Es kostet die Entität der LIKTOR eine Mikrosekunde, um die Meldung als Fake zu erkennen, und weitere zehn Mikrosekunden, um sich des Virus zu erwehren, der in sie verpackt war. Ein Moment der Unachtsamkeit. Er genügt der HOOKED KITE , um abzukoppeln. Die entweichende Atmosphäre schiebt sie von der LIKTOR weg. Dann schaltet das Schiff alle Systeme ab und leitet die abrupt freiwerdenden Energien den Absorbern zu, die sie wiederum in Spin für die virtuelle Singularität umsetzen.
    Die HOOKED KITE wird unsichtbar.
    Dann verschwindet sie von den Schirmen der LIKTOR . Sie hat eine hauchdünne Decke aus Raumzeit über sich gebreitet.
    »Lassen Sie das Schiff«, sagt Admiral Marconi zu seinem Adjutanten. »Wir haben den Mann, das ist die Hauptsache.«
    In der offen stehenden Schleuse heult Alarm. Die LIKTOR benötigt eine Zehntelsekunde, um die Sicherheitssysteme des sekundären und tertiären Rings zu aktivieren und den Druckabfall auszugleichen. Noch immer ringen erhebliche Teile ihrer virtuellen Kapazität mit dem Virus, das sich als äußerst hartnäckig erweist.
    Der Admiral seufzt. Er sieht Straner traurig an. Dann ruft er einen seiner Adjutanten.
    »Nehmen Sie ein Shuttle und überstellen Sie diesen Mann nach Rangkor-Stadt.«
    Der Soldat salutiert.
    »Der Senator wird sie am Raumhafen Nord erwarten.«
    Der Senator, denkt Straner. Es gibt einhundert davon. Dann lässt er sich ohne weiteren Widerstand abführen.
    Die HOOKED KITE bleibt verschwunden.
        
     

Kapitel 9: Kundali
     
    »Straner, Straner. Was machst du denn für Sachen?« Der Senator kommt aus dem Kopfschütteln nicht heraus. »Ich hätte dich für klüger gehalten, auch für professioneller.«
    Straner verzichtet darauf, etwas zu erwidern.
    Sie sitzen im Fond eines schweren Gleiters, der von einem Mann des Sicherheitsdienstes gesteuert wird. Ein zweiter Aufpasser sieht gelangweilt aus den tief polarisierten Fenstern.

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