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Bran

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Titel: Bran Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias Falke
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das Volk seither in Knechtschaft und Unterdrückung hält. Das Khanat gefährdet den Frieden in der Galaxis. Es muss beseitigt und durch eine demokratisch legitimierte Regierung ersetzt werden.«
    Der Scooter biegt in den Waldweg ein. Jenseits der Terrassen wird die »Schwarze Tanne« sichtbar. Der Himmel ist hell, aber die Sonne ist noch nicht aufgegangen. Die Kiefern sind fein gestrichelte Silhouetten vor dem Morgengrauen. Darüber Zirren. Es wird Herbst. Der lange, lange Nachsommer auf Rangkor ist vorbei.
    »Es gibt zwei Möglichkeiten«, sagt Senator Brighton. »Du steigst aus, begibst dich nach Zhid und führst endlich deinen Auftrag aus, ohne Hintertürchen und Sperenzien. Oder du bleibst sitzen, wir fahren zur Admiralität und ich übergebe dich einem Kriegsgericht, das deinen albernen Fluchtversuch höchstwahrscheinlich als Verrat ansehen wird.«
    Straner steigt aus. Der zweite Kerl vom SWAT begleitet ihn. Straner weiß jetzt, wer das ist. Es handelt sich um den Techniker, der das Dimensionstor kalibriert und ihm die Einstellungen erklärt hat. Der Mann ist schwer bewaffnet.
    In der offenen Tür der »Schwarzen Tanne« steht Lena und sieht ihn komisch an. Er geht wortlos an ihr vorbei. Aber er weiß jetzt, dass sie unschuldig ist. Brighton hat es gar nicht nötig gehabt, sie auf ihn anzusetzen. Mit den Enrichments für seine Implantate hat Straner sich selbst verwanzt. Er ist einen Teufelspakt eingegangen, dem er nicht gewachsen war. Jetzt wendet sich sein Leichtsinn gegen ihn.
    Im Gang, der zu seinem Zimmer führt, stehen noch zwei Jungs. Menschliche Kampfmaschinen, bewaffnet, schwer gepanzert und mit Applikationen ausgestattet, die Straner sich nicht einmal vorzustellen wagt.
    Brighton ist im Scooter geblieben. Lena verharrt, auf einem Bein stehend, das andere nervös hin und her schlenkernd, in der Küchentür.
    »Brauchen Sie noch etwas?«, fragt einer der beiden Wachposten vor seiner Unterkunft.
    »Alles meinige habe ich bei mir.« Straner geht die Kellertreppe hinunter. Jenseits der Stahltür steht das Dimensionstor.
    »Wir erwarten Sie in einer Stunde wieder hier.« Der Techniker macht sich an den Einstellungen zu schaffen.
    Straner ruft die Zeit ab. »Auf Zhid ist jetzt früher Abend. Mordal kommt in dieser Nacht erst spät in die Budike.«
    Der Mann wirft ihm einen ungläubigen Blick zu. »Lassen Sie das unsere Sorge sein.«
    Straner legt seine Kleidung ab, bindet sich das Handtuch aus serafidischer Seide um die Hüfte und überprüft die Einsatzbereitschaft seiner Applikationen.
    Er sieht zu, wie der Klugscheißer vom SWAT das Tor neu kalibriert. Der Zeittunnel wird nachgeführt. Tag, Stunde und Minute werden neu berechnet.
    »Eine Stunde!« Straner hört Brightons Stimme in seinem Schädel, dicht an seinen Schläfen.
    Lena kommt die Kellertreppe herunter. Man lässt sie gewähren. Sie umarmt ihn, küsst ihn unbeholfen.
    »Bring den Job zu Ende, und zum Frühstück bist du wieder hier.«
    Er schiebt sie mit sanfter Gewalt einem der Bullen hin.
    Dann geht er durch das Tor.
      
    Das Erste war wie immer die brüllende Hitze. Als tauchte er in ein Dampfbad ein, das ihm für einige Augenblicke den Atem verschlug. Dazu kam der drückende Gestank nach Schimmel und verfaulten Lebensmitteln. Und natürlich die Dunkelheit.
         Seine nackten Füße traten auf etwas Feuchtes, Schmieriges, als glitsche er durch rohe Eier oder durch Erbrochenes. Getier schwirrte und streifte seine Haut. Es war, als komme man in einem unterirdischen Stollen heraus, einem Bergwerk, wo man sich durch Seen ausgelaufenen Erdöls staken musste.
    Nachdem er das unterste Gelass durchschritten und das Ungeziefer abgewehrt hatte, kam er in die erleuchteten und klimatisierten Regionen von »Leli’s Budike«. Er fragte die Zeit ab. Eine Stunde nach Mitternacht in Zhid. Die zweite Nacht seines ersten Aufenthaltes hier. Er rief sich ins Gedächtnis, wo er damals gewesen war, denn er hatte keine Lust, sich selbst zu begegnen.
    Er betrat einen der offenen Elevatoren, der an der Innenseite der riesigen Eingangshalle emporschwebte. Der Blick über die künstlichen Landschaften, die von jungem Fleisch bevölkert waren, stimmte ihn traurig. Zorn stieg in ihm auf wie glühendes Erz in einer Magmakammer.
    Warum eine Revolution verhindern, statt sich ihr anzuschließen? Warum Mordal töten, statt ihn zu unterstützen? Er bildete sich ein, dass diese Gedanken nichts mit Kundali zu tun hatten. Aber er wusste, dass sie Ausflüchte seiner Ohnmacht

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