Bran
Straner glaubt, in ihm einen der Jungs von der SWAT zu erkennen. Aber darum geht es in diesem Augenblick nicht.
»Ich habe mir die Protokolle deiner Aktivitäten angesehen. Du gehst auf Zhid ja ein und aus, als wärst du dort geboren.«
Straner schaut starr nach vorne. Der Blick des Senators beginnt, auf seiner Wange zu brennen.
»Wann gedenkst du zu handeln?«
Etwas bemächtigt sich seiner. Brighton hat sich seinen Applikationen aufgeschaltet und seine Gedanken infiltriert. Es ist eine kleine, lässige Machtdemonstration. Der Senator könnte ihm das Hirn im Schädel zerschmelzen, während er die Landschaft an sich vorüberziehen lässt und über das Wetter plaudert.
»Es ist mir ernst mit dieser Sache, Straner. Ich dachte eigentlich, das hätte ich klargemacht.«
Zuerst muss er seine Gedanken unter Kontrolle bringen, die sich winden und revoltieren wollen. Wenn schon morden, warum dann nicht den Senator? Die Fessel dieses Auftrags endlich abschütteln. Er weiß nicht, ob es sein eigener geknechteter und gedemütigter Wille ist, der das gegen jede Vernunft in ihm denkt und schreit. Oder ob der Senator ihm diese Ideen eingegeben hat. Der bloße Gedanke, wenn er ruchbar würde, könnte eine Anklage wegen Hochverrats nach sich ziehen.
Er holt tief Luft.
»Wenn ich Mordal töte, ehe er zu Leli geht, wird Kundali nie geboren werden.«
»Wer?«
»Sie wird nie gezeugt sein.«
»Ich weiß nicht, von wem du sprichst.«
Straner weiß, dass Brighton das sehr wohl weiß.
»Die Infantin. Die heutige Thronerbin. Sie ist die Tochter Mordals, des heutigen Khans, und der Kurtisane Leli.«
»Darauf kann ich keine Rücksicht nehmen!« Der Senator seufzt. Seine Hand liegt väterlich auf Straners Arm.
»Hier geht es um nationale Belange von höchster Wichtigkeit. Du weißt, dass ich nicht pathetisch veranlagt bin, aber versteige mich zu der Behauptung, dass das Schicksal der Galaxis in deinen Händen liegt.«
Straners Implantate registrieren Schmerz. Nur ein leichtes Zucken, wie ein kleiner Stromschlag.
»Du wirst nach Zhid gehen und Mordal töten, an dem Zeitpunkt, den ich dir genannt habe. Die Gründe wurden dir erläutert.«
Der Schmerz nimmt an Intensität zu. Physisch ist er ohne Weiteres zu ertragen. Aber die Empfindung tiefer Ohnmacht, die damit verbunden ist, ist niederschmetternd.
»Wenn du dich weigerst, bringe ich dich vor ein Kriegsgericht.«
Er stößt verächtlich die Luft aus.
»Ich bin kein Soldat. Das Kriegsrecht …«
»Wir stehen im Krieg.« Brighton lockert den Zugriff auf Straners Schläfenapplikationen. Der Agent stöhnt unwillkürlich auf. »Das Kriegsrecht sieht in schweren Fällen die Todesstrafe vor. Zum Beispiel bei Hoch- und Landesverrat.«
»Wir sind doch nicht im Krieg!« Straner bäumt sich auf. Vielleicht, wenn er alle seine neuen Kräfte, die ihm so beeindruckend erschienen, zusammennähme, könnte er den Senator überwältigen, ihn womöglich töten. Und dann? Seine Bodyguards würden kurzen Prozess mit ihm machen, ihn durch das Dimensionstor in die Vergangenheit schleifen und ihn einige Augenblicke vor der Tat erschießen.
»Ach Straner.« Brighton wirkt nur noch unendlich gelangweilt und enttäuscht.
Seine Gedanken teilen sich auf, durchstöbern seine Erinnerungen. Er hat die Medien im Blick gehabt. Die Ausrufung des Kriegszustandes kann ihm unmöglich verborgen geblieben sein. Er hat geheime Regierungskanäle angezapft, Dossiers und Memos eingesehen, die nur für den internen Verbrauch bestimmt waren. Kein Wort von Krieg. Von Übungen, Manövern, Truppenbewegungen und Flottenkonzentrationen. Aber nicht von Krieg.
Andererseits hat Admiral Marconi ebenfalls von Krieg gesprochen.
Selbst wenn es ein Bluff ist, ist es ein so groß angelegter, dass er die Macht des Senators auf einschüchternde Weise demonstriert.
Und wenn es kein Bluff ist?
Dann ist Senator Francis Brighton im Begriff, diktatorische Gewalten auf sich zu vereinen. Natürlich können die Medien manipuliert, die hoheitlichen Frequenzen kontrolliert, können falsche Meldungen lanciert oder auf Straners Zugriff hin präpariert worden sein. Doch all das setzt einen Einfluss und eine Organisation voraus, die die Kompetenzen eines normalen Senators bei Weitem übersteigen.
»Seit zwanzig Stunden sind wir im Krieg mit Zhid.« Brighton klingt so, als würde er es aufrichtig bedauern. »Genauer: mit dem verbrecherischen und illegitimen Regime dort, das die Macht in einem blutigen Staatsstreich an sich gerissen hat und
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