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Brandbücher - Kriminalroman

Brandbücher - Kriminalroman

Titel: Brandbücher - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Birgit Ebbert
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der Karten auf.«
    »Und nach dem Namen hat mich Ihre Tante gefragt«, rief der Pfarrer aufgeregt.
    »Meine Tante hat bei Doktor Schulze-Möllering aufgehört, als sie merkte, dass er Nationalsozialist war, glaube ich. Das habe ich mir aus ihren Aussagen über ihn zusammengereimt.« Karina war die Aufregung anzumerken. »Da fällt mir etwas ein. Als ich in der Redaktion war, hat dort jemand angerufen, der Möllering hieß.« Sie schloss die Augen und versuchte, sich an die Situation zu erinnern.
    Martin Kleine sah Karina interessiert an. »Wer könnte mehr über die Familien wissen?«, grübelte er halblaut.
    »Ich hab’s!«, riefen beide gleichzeitig. Zuerst starrten sie sich an und dann lachten sie, als wäre ein Knoten geplatzt. Karina warf sich in ihren Sessel zurück und hielt sich die Seite. »Sind wir blöd!«, schnaufte sie schließlich.
    Martin Kleine beruhigte sich eher als sie. »Blöd würde ich nicht gerade sagen, eher albern«, sagte er und grinste Karina an. »Mir ist eingefallen, wer uns weiterhelfen könnte. Mein Bruder arbeitet bei der Landesärztekammer. Da muss es doch eine Übersicht geben, welche Ärzte wann und wo praktiziert haben.« Er schüttelte den Kopf. »Aber das hilft uns nicht unbedingt dabei, jemanden zu finden, der ihn kannte.«
    »Wer weiß«, entgegnete Karina. »Mir ist nämlich wieder eingefallen, was diese Pute von der Rezeption des Verlags gesagt hat. Sie sprach von Doktor Möllering. Okay, nicht jeder Doktor ist ein Arzt, aber vielleicht haben wir Glück.« Sie schlug sich gegen die Stirn. »Wir sind doch blöd«, schimpfte sie und sprang auf. Sie suchte nach ihrer Umhängetasche, in dem das Netbook steckte. »Wir brauchen doch nur Schulze-Möllering eingeben, da wird schon irgendetwas kommen. Unglaublich, warum bin ich nicht gleich darauf gekommen.« Karina zog das Netbook aus der Tasche und hätte es fast auf den Tisch geworfen. Doch da hielt eine Hand ihren Arm fest.
    »Vorsicht!«, sagte Martin Kleine.
    Karina bekam eine Gänsehaut und wusste nicht, ob sie von der Berührung oder von der rauen Stimme des Pfarrers kam. Schon war der Moment vorbei. Martin Kleine ließ Karinas Arm los und sank zurück in den Sessel. »So ein kleiner Computer ist auch nur ein Mensch«, versuchte er zu scherzen.
    Karina bemerkte jedoch, dass er genauso verlegen war wie sie. Schnell klappte sie das Netbook auf und tat so, als funktioniere der Internetzugang nicht, weil sie nicht wusste, wie sie reagieren sollte. Angestrengt starrte sie auf den kleinen Bildschirm, wischte mit dem Cursor hin und her und tippte schließlich wahllos einige Buchstaben ein, die sie sofort wieder löschte. Mit fast normaler Stimme murmelte sie nach einiger Zeit »Schulze-Möllering« und tippte den Namen in das Suchfeld.
    »100 Punkte«, rief sie Sekunden später und veranlasste damit, dass Martin Kleine mit seinem Sessel ganz dicht neben sie rückte. Schon war die Gänsehaut wieder da.

    *

    Samuel sortierte die Bücher in den Regalen der Buchhandlung. Sein Vater hatte entschieden, dass die Werke jüdischer Autoren in das kleine Zimmer gebracht wurden, in denen früher die nicht jugendfreien Bücher gestanden hatten, jene Bücher, die Samuel zusammen mit Bruno gelesen hatte. Es schmerzte Samuel, wenn er daran dachte. Er war nicht sicher, ob Bruno jemals mit ihm befreundet gewesen war oder nur so getan hatte, um an den Lesestoff zu gelangen, der für ihn unerreichbar war.
    Ein Geräusch im vorderen Teil des Ladens riss Samuel aus seinen Gedanken. »Vater?«, rief er. Als er keine Antwort bekam, ging er mit großen Schritten nach vorn. Er hatte die Glocke der Ladentür nicht gehört. Aber wer konnte schon wissen, was die Braunhemden sich ausdachten. Eine Türglocke am Läuten zu hindern, war sicher eine leichte Übung für sie.
    Doch es war kein Mensch zu sehen. Sein Vater hing halb in dem Stuhl, der vor dem Schreibtisch stand und rang nach Luft.
    »Vater!«, rief Samuel erschrocken. Er wusste nicht, was er tun sollte. So schwach hatte er seinen Vater nie zuvor gesehen.
    »Katharina!« Er riss die Tür zum Flur auf und schrie die Treppe hinauf. »Katharina!«, rief er so lange, bis die weiße Schürze ihrer Köchin am oberen Treppenabsatz zu sehen war.
    »Was ist denn los?«, fragte sie und wischte sich die Hände an der Schürze ab.
    »Vater!«, stammelte Samuel nur und sah Katharina hilflos an. Sie schob Samuel beiseite und ging mit großen Schritten in die Buchhandlung.
    »Herr Weizmann!«, sprach sie ihren

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