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Brandbücher - Kriminalroman

Brandbücher - Kriminalroman

Titel: Brandbücher - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Birgit Ebbert
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herausgefunden. Ich fasse es nicht. Der Käufer ist immer Doktor Johann Schulze-Möllering. Der hat sich damals die ganzen Häuser der Juden unter den Nagel gerissen.« Er griff nach einem weiteren Artikel.
    »Kauft nicht bei Juden!«, las er und erzählte Karina, dass in dem Artikel davon die Rede war, wie die SA und die SS vor jüdischen Geschäften in Stellung gegangen waren, um zu verhindern, dass Nicht-Juden dort einkauften. »Der Chef deiner Tante wird nicht erwähnt, aber Heymanns, das war damals ein jüdisches Kaufhaus, das alle gerne besucht haben.« Er sah sich die Adresse am Ende des Artikels an, in dem die Leute aufgefordert wurden, keinesfalls dort einzukaufen. »Das Kaufhaus stand in der Mühlenstraße, das ist die Straße, die an der Kirche vorbeiführt.
    Karina nickte, die Straße kannte sie, eine Einbahnstraße, vor allem die Zufahrt über die schmale Brücke war lästig.
    »Die Brücke gab es schon vor dem Krieg«, erklärte Martin und wies auf den Bildschirm von Karinas Netbook, auf dem ein alter Stadtplan zu sehen war. »Guck hier. Dort etwa war das Kaufhaus und da steht das Haus deiner Tante.«
    »Viel hat sich seither aber nicht geändert, oder?« Karina kam es so vor, als seien viele Gebäude noch erhalten.
    Martin lachte. »Das sieht nur so aus, weil die beiden Kirchen so dominant sind. Einige Straßen gibt es gar nicht mehr und hier, schau mal, der Marktplatz ist heute an einer anderen Stelle.«
    Karina fuhr in Gedanken durch die kleine Stadt, Martin hatte recht, zwischen der Kirche und dem Marktplatz stand eine Häuserreihe, anders als auf dem Stadtplan aus der Zeit, in der ihre Tante hier gelebt hatte.
    »Hier, die Klümperstraße, die existiert nicht mehr und die Heilig-Geist-Straße auch nicht, nur die Fassade der Heilig-Geist-Kirche steht noch.« Martin wies auf einzelne Stellen in dem Stadtplan.
    Karina sah ihn an. Beeindruckt, wie gut er sich auskannte, obwohl er nicht hier aufgewachsen war.
    »Ich arbeite in dem Arbeitskreis mit, da erfährt man so einiges.« Martin lachte und gab ihr einen Kuss, ehe er sich wieder den Zeitungsartikeln widmete. Manche stammten aus der Zeit kurz vor Ausbruch des Zweiten Weltkriegs. Oft stand dort nur, dass Häuser oder Geschäfte die Besitzer gewechselt hatten.
    »Merkwürdig, da taucht immer wieder der Name Schulze-Möllering auf.« Martin zeigte Karina den Namen in den Artikeln. Guck mal hier.« Aufgeregt hielt Martin Karina eine kleine Notiz vor die Nase.
    Sie versuchte, die Überschrift zu entziffern. »Buchhandlung Weizmann«, las sie, dann fuhr Martin fort: »Am 1. August 1938 schließt die Buchhandlung, die ehemals dem Juden Jakob Weizmann gehört hat und die zuletzt von der Hausangestellten Katharina Bessling betrieben wurde.«
    »Wie mein Vater und deine Senioren gesagt haben. Meine Großtante hat die Buchhandlung geleitet«, erinnerte sich Karina. »Lies weiter«, drängte sie. Hier lag der Schlüssel für alles, was heute geschah, das spürte sie, ohne dass sie es genau beschreiben konnte.
    »Aber wieso hat sie das Geschäft verkauft, wenn sie es vorher von ihrem Chef bekommen hat?«, fragte Karina. Der Rest des Artikels gab keinen Aufschluss darüber und sie konnte sich nicht vorstellen, warum ihre Tante diese Chance aufgab. Sie entschied, ihren Großonkel erneut anzurufen. Er musste Licht in das Dunkel bringen. Jetzt sollte er verraten, was er wusste. Sie sah auf die Uhr. »Es ist ja schon viertel nach elf«, stellte sie entsetzt fest.
    Martin lächelte sie an. »Zeit ins Bett zu gehen«, sagte er mit rauer Stimme. Karina war hin- und hergerissen zwischen der Neugier im Kopf und den Signalen, die ihre anderen Körperteile sendeten.
    »Wie spät ist es jetzt in Amerika?«, wollte sie wissen und lachte über Martins verdutztes Gesicht. Sie gab ihm einen Kuss. »Ich will nur schauen, ob ich dort meinen Großonkel erreichen kann. Wegen der Zeitverschiebung, du weißt schon.«
    Martin überlegte kurz und sagte dann: »Früher Nachmittag.«
    Karina holte das Telefon und wählte die Nummer, die sie vor einigen Tagen im Nummernspeicher entdeckt hatte. Sie kuschelte sich an Martin und war erleichtert, als der Hörer am anderen Ende der Welt sofort abgehoben wurde und eine fröhliche Mädchenstimme ihr auf Englisch mitteilte, dass sie ihrem Großvater den Hörer bringen würde.

    *

    Samuel war wieder heimlich nach Münster gefahren. Er versuchte, unauffällig in die Vorlesungen zu kommen, was ihm heute gelungen war. Doch er spürte sehr wohl die

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