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Brandbücher - Kriminalroman

Brandbücher - Kriminalroman

Titel: Brandbücher - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Birgit Ebbert
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gleich umgekehrt, um der Polizei ihre Eingebung mitzuteilen. Doch die Chance, dass heute nur die Mitarbeiterin im Archiv arbeitete, durfte sie nicht verstreichen lassen.
    »Guten Tag, mein Name ist …« Sie stockte kurz und entschied sich dann, statt ihres echten Namens den zweiten Vornamen und den Mädchennamen ihrer Mutter zu verwenden. Das machte sie gelegentlich, wenn sie an Preisausschreiben teilnahm und wissen wollte, an welche Unternehmen ihre Adresse verkauft wurde.
    »Luisa Gänsle«, sagte sie. »Ich recherchiere für eine Facharbeit«, damit war sie schon in Münster gut zurechtgekommen, warum sollte es hier nicht auch funktionieren. »Ich würde gerne die Zeitungen von 1930 bis 1940 ansehen und die Grundbucheintragungen aus der Zeit. In meiner Arbeit geht es um den Eigentumswechsel von Immobilien jüdischer Inhaber.«
    Karina war stolz, dass sie sich schnell diesen juristisch klingenden Schwerpunkt der Arbeit ausgedacht hatte. Er überzeugte die Mitarbeiterin, die ohne weitere Nachfragen die gewünschten Zeitungen aus den Regalen holte. Die Suche nach den Grundbucheintragungen fiel ihr schwerer. »Komisch, die Bücher stehen gar nicht dort, wo sie sonst immer stehen«, murmelte sie. Karina ahnte, dass die Unterlagen auf dem Tisch des Archivleiters lagen. Ihr kam jedoch keine Idee, wie sie die Mitarbeiterin dazu bringen konnte, dort zu suchen, ohne sich zu verraten. Also ließ sie sie alles absuchen in der Hoffnung, dass sie auch bei ihrem Chef nachsah.
    Derweilen sah Karina die alten Zeitungen durch, sie blätterte langsam die Anfänge der 30-Jahre durch. In einer Zeitung aus dem Sommer 1932 blieb sie an der Rubrik ›Aus dem Polizeibericht‹ hängen. Die Zeitung war in jener Druckschrift, die sie nur schwer entziffern konnte. Sie bereute, Martin nicht mitgenommen zu haben. Sie musste allein zurechtkommen.
    Sie überflog einen Vermerk, dass sich keine Beweise fanden, dass Herr Dr. S-M oder sein Sohn die Hausangestellte K. B. vergewaltigt hatten.
    Karina sah genau hin. Sicher gab es viele Frauen mit den Initialen K und B, aber ob es so viele Hausangestellte gegeben hatte, die bei einem Dr. S-M arbeiteten?

    »Kann ich mir den Artikel kopieren?«, fragte sie die Sachbearbeiterin, die von Regal zu Regal ging und nach den alten Grundbüchern suchte.
    »Im Prinzip ja, aber unser Kopierer ist kaputt«, antwortete die Frau. Mist, ärgerte sich Karina, doch dann fiel ihr das Handy ein. Das sollte auch einen Zeitungsartikel lesbar aufnehmen können. Sie zog das Smartphone hervor und fotografierte den Artikel.
    Am 2. April fand sie die kurze Notiz über den Boykott jüdischer Geschäfte, die auch in der Ausschnittsammlung ihrer Großtante gewesen war. Außer dem Kaufhaus Heymanns wurde allerdings kein Laden erwähnt.
    Sie wollte die Seite gerade zur Sicherheit fotografieren, als die Sachbearbeiterin mit einem dicken Buch hinter ihr erschien.
    »Ich habe das Buch gefunden. Es lag auf dem Schreibtisch vom Chef«, sagte die Frau und schaute auf Karinas Handy. Auf dem Display war das letzte Bild zu sehen, das sie auf der Polizeiwache gemacht hatte.
    »Das ist doch das Logo von Katte Tengelkamp«, rief sie überrascht. »Was ist denn mit dem Ding passiert?«
    Karina sah die Frau überrascht an. »Sie kennen das Logo?«
    Die Frau lachte. »Ja klar, mein Sohn Dominik ist ein begeisterter Box-Fan. Mit zwölf wollte er nach Frankfurt ziehen, um Kattes Boxschule zu besuchen. Dominik hat bestimmt 20 oder 30 solcher Buttons, die bekommt man beim Eintritt zu einem Boxkampf von Kattes Schützlingen.«
    Karina bedankte sich für die Information. »Ich fotografiere ständig solche Dinge.« Sie hatte das Gefühl, den Grund für das Foto erklären zu müssen, doch das schien die Sachbearbeiterin nicht weiter zu interessieren.
    »Es gibt zu einzelnen Häusern auch noch Handakten«, erklärte sie auf das dicke Grundbuch deutend. »Wenn Sie die brauchen, sagen Sie mir Bescheid.«
    Karina nickte. »Mach ich«, entgegnete sie, obwohl sie sicher war, dass die Handakte zu dem Haus, um das es ihr ging, nicht aufzufinden wäre.
    Die Sachbearbeiterin ging zurück an ihre Arbeit. Karina konnte das nur recht sein. So konnte sie ungestört den Artikel aus der Zeitung fotografieren und in dem Grundbuch blättern. Die anderen Zeitungen wollte sie sich für später aufheben, falls der Archivar zurückkam oder sie bis zu Ende der Öffnungszeit nicht fertig wurde. Er konnte nichts dagegen haben, dass sie in alten Zeitungen stöberte.
    Die

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