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Brandbücher - Kriminalroman

Brandbücher - Kriminalroman

Titel: Brandbücher - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Birgit Ebbert
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Karina.
    Elisabeth Oenning nickte, als wüsste sie mehr, sagte jedoch nichts, das irritierte Karina. Sie fuhr fort: »Die Weizmanns besaßen kaum etwas und das Haus wollten sie nicht an einen Nazi verkaufen, deshalb haben sie es Tante Katharina geschenkt und dafür diesen merkwürdigen Kaufvertrag aufgesetzt.«
    Es hatte lange gedauert, bis Martins Bruder die Einzelheiten des Kaufvertrags entschlüsselt hatte. Jakob Weizmann übereignete Karinas Großtante die Buchhandlung samt Haus bis zu dem Zeitpunkt, an dem er oder einer seiner Nachfahren einen Anspruch darauf erhob. Im Gegenzug verpflichtete sich Katharina Bessling, die Weizmanns zu unterstützen, sofern es ihr möglich war. Es waren keine Beträge und keine Zahlungstermine aufgeführt, nur diese merkwürdigen Klauseln.
    Aber Tante Katharina muss doch das Haus abgegeben haben. Wie hätte sie es sonst vor ein paar Jahren kaufen können? Karina verstand noch immer nicht, wie alles zusammenhing. Im Grundbuch war eindeutig der Verkauf in den 90ern eingetragen, aber es gab keine Urkunde oder einen anderen Hinweis, was in den 61 Jahren davor, zwischen 1938 und 1999, mit dem Haus geschehen war. Ihre ganze Hoffnung ruhte auf den beiden alten Frauen, die ihre Großtante gekannt hatten.
    »Wissen Sie, an wen meine Großtante das Haus verkauft hat? Das muss 1938 gewesen sein. So viel weiß ich schon.« Elisabeth Oenning wandte die Augen ab. Für Karina der Beweis, dass es ein Geheimnis geben musste. Josefa Reinermann dagegen verneinte überzeugend.
    »Wie lange haben Sie eigentlich im Haushalt des Anwalts gearbeitet?«, fragte Karina Elisabeth Oenning. Vielleicht war es genau der Anwalt, der den zweiten Kaufvertrag aufgesetzt hatte.
    »Ach, das weiß ich gar nicht mehr«, antwortete Elisabeth Oenning rasch. Zu rasch, wie Karina fand.
    »Bis die Nachricht kam, dass der Sohn gefallen ist«, antwortete Josefa Reinermann und erntete einen verärgerten Blick von Elisabeth Oenning. »Das muss kurz vor Kriegsende gewesen sein.«
    Karina ging die Zeiten in Gedanken durch. Ihre Tante hatte die Stadt 1938 verlassen, Elisabeth Oenning war zwar jünger als ihre Großtante, aber zu der Zeit sicher schon alt genug, um als Hausmädchen zu arbeiten. Sie war bei einem Anwalt angestellt gewesen, der den Kaufvertrag ausgestellt haben konnte.
    Das Stadtarchiv fiel Karina ein. Dort gab es alte Grundbucheintragungen, auch wenn der Archivar versucht hatte, diese vor ihr zu verbergen.
    Gleich am nächsten Tag würde sie dort erneut vorstellig werden. Jetzt wollte sie die Gelegenheit nutzen, etwas mehr von den beiden alten Damen zu erfahren. »Warum ist meine Tante ausgerechnet nach Frankreich gezogen?«, erkundigte sie sich.
    Als wäre ein Stein von ihrer Seele gefallen, plapperte Elisabeth Oenning los: »Wegen ihres Bruders. Der war doch Kommunist und ist schon 1933 nach Holland geflohen und hat dort Franzosen kennengelernt, die ihn überredet haben, mit nach Frankreich zu kommen. 1938 ist Ihre Großtante ihm nach Frankreich gefolgt. Ich erinnere mich an das Gerede, das es damals gab. Bei uns zu Hause wurde zwar nur darüber getuschelt, aber ich habe das trotzdem mitgekriegt.«
    Josefa Reinermann mischte sich ein. »Wissen Sie, Ihre Tante war nicht verheiratet, sie hatte einen Freund, aber der war schon ganz zu Anfang, als Hitler an die Macht kam, nach Frankreich gezogen. Als Alleinstehende war es damals schwer hier.«
    Elisabeth Oenning konnte nur zustimmen. »Solange man im Haushalt arbeitete, ging das alles. Aber sie hat die Buchhandlung weitergeführt. Die einen haben gesagt, sie wäre ein Judenliebchen und der Laden wäre eine Brautgabe gewesen, und die anderen haben gemunkelt, sie wäre in der Partei und hätte sich den Laden unter den Nagel gerissen, als die ersten Beschlagnahmungen von Geschäften jüdischer Kaufleute bekannt wurden.«
    Karina lief ein Schauer über den Rücken. Das musste eine fürchterliche Zeit für ihre Tante gewesen sein, kein Wunder, dass sie keine Karten mehr geschrieben hatte. Was auch immer der Grund war, warum sie weggezogen war, sie musste ihn herausfinden.

    *

    Vor der Buchhandlung von Jakob Weizmann hielt ein schwarzer Mercedes. Samuel hatte gerade hinter Katharina abgeschlossen. Er versuchte, hastig die Lichter zu löschen, sah aber gleich, dass das nichts mehr brachte.
    Bruno klopfte so heftig gegen die Glastür, dass sie zu schwingen begann. »Lass mich sofort herein, ich weiß, dass du da bist!«, schrie er und Samuel öffnete ihm rasch, damit sein

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