Brandbücher - Kriminalroman
verbrennen.
Karinas Handy klingelte ausgerechnet, als sie sich auf den Weg ins Stadtarchiv machen wollte, um nach alten Zeitungen aus dem Jahr 1933 zu suchen. Im Internet hatte sie entdeckt, dass dort alte Ausgaben der Münsterländer Morgenpost lagern mussten.
»Bessling«, meldete sich Karina, nachdem sie das Handy aus der Hosentasche gefischt hatte.
»Ich wollte gerade auflegen«, sagte eine Stimme, die ihr vage bekannt vorkam. »Könnten Sie vorbeikommen?«
»Und wo bitteschön?« Karina war überrascht, dass sich der Anrufer nicht vorstellte.
»Oh, Entschuldigung, Polizeiobermeister Wieners. Wir haben an der Brandstelle etwas gefunden und würden Ihnen das gerne zeigen.«
Karina entschied augenblicklich, zunächst zur Polizeiwache zu fahren. »Wo muss ich denn hin?«, erkundigte sie sich und ließ sich den Weg zur Polizeibehörde im Kreishaus beschreiben. »Ich bin gleich da!«, verabschiedete sie sich und fuhr los.
»Schauen Sie, diese Plakette haben wir in dem Schuppen gefunden, der abgebrannt ist.« Polizeiobermeister Wieners hielt Karina einen verkokelten runden Gegenstand hin. Als sie genau hinsah, erkannte sie, dass es eine Art Abzeichen oder Aufkleber war, wie er auf Gegenständen klebte, die man nicht bedrucken konnte. Ein Logo oder etwas Ähnliches. Es war nicht mehr vollständig und dennoch erinnerte es Karina an irgendetwas.
»Ich weiß nicht, aber das Symbol kenne ich irgendwoher », sagte sie, auch wenn sie wusste, dass sie damit nur wenig zur Aufklärung beitrug.
»Meinen Sie, es gehört zu Ihrem Besitz?«, erkundigte sich Polizeiobermeister Wieners und drehte das Fragment, das sich in einer der üblichen Beweistüten befand.
Karina sah den Schuppen vor sich. Sie hatte nur einmal kurz hineingeschaut, als sie mit ihren Eltern nach der Testamentseröffnung das Haus begangen hatte. »Da stand nur eine Schubkarre, ziemlich verrostet, und das übliche Zubehör, das man für die Gartenarbeit braucht«, erinnerte sie sich. Ihre Mutter hatte nachgeschaut, ob es in dem alten, wackeligen Regal etwas Wertvolles oder alte Gifte gab. »Die zerstören die Umwelt und schädigen die Gesundheit«, hatte sie in ihrem Stuttgarter Edelschwäbisch gesagt. Karina hatte sich beschwert, dass sie das allein regeln könne. Aber so war ihre Mutter. Sie hatte immer gerne alles unter Kontrolle.
Auf der Polizeiwache war Karina froh über die Unterhaltung mit ihrer Mutter. Dadurch konnte sie sich genau erinnern, was in dem Regal gestanden hatte. Ein Sack Blumenerde, ein Behälter mit Unkrautvernichtungsmittel, aber nirgendwo sah sie in Gedanken das Symbol, das die Feuerwehr in den Überresten des Schuppens gefunden hatte. Und dennoch wusste sie, dass sie es schon einmal gesehen hatte.
»Darf ich ein Foto davon machen?«, fragte sie und zog das Handy hervor. »Dann kann ich es mir zu Hause in Ruhe anschauen.«
Polizeiobermeister Wieners legte das Tütchen auf den Schreibtisch und strich es glatt, damit das Bild nicht verzerrt wurde. Karina fotografierte das Symbol zur Sicherheit mehrmals. Je öfter sie es fotografierte, umso sicherer war sie, dass sie dieses Logo erst kürzlich hier im Ort gesehen hatte.
Karina verabschiedete sich und versprach, sich sofort zu melden, falls ihr etwas einfiel. Auf dem Weg zum Stadtarchiv holte sie an jeder Ampel das Handy hervor und betrachtete das Bild. Vor dem Rathaus fand sie sofort einen Parkplatz. Sie ging mit schnellen Schritten in das Gebäude und bemerkte erst im letzten Moment, dass sie ihre Umhängetasche vergessen hatte, weil sie so angestrengt auf das Handy gestarrt hatte.
»Nun reiß dich zusammen«, rief sie sich zur Ordnung. Mit Martins Unterstützung würde ihr wieder einfallen, was es mit dem Symbol auf sich hatte.
»Guten Tag, ich möchte ins Stadtarchiv«, meldete Karina sich an der Pforte an und hätte am liebsten gejubelt, als die Frau sagte: »Herr Doktor Westerburg ist heute nicht im Haus, nur die Sachbearbeiterin.«
»Herr Doktor Westerburg hat mir kürzlich schon gezeigt, wo die alten Zeitungen liegen«, log Karina mit einem freundlichen Lächeln.
»Dann wissen Sie ja, wo Sie hinmüssen, gehen Sie einfach rüber«, bat die Frau und Karina zwang sich, nicht vor Freude den ganzen Weg zu hüpfen. Endlich ein Highlight! Wenn ihr jetzt auch noch einfiel, wo sie dieses Zeichen schon gesehen hatte. Sie holte ihr Handy aus der Tasche und schaute das Bild ein weiteres Mal an.
»Ja, klar«, rief sie und wusste es nun ganz genau. Das passte. Am liebsten wäre sie
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