Brandbücher - Kriminalroman
hatte.
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Mit Schwung warf er sie auf und schrie: »Wo sind die anderen Bücher?« Ich tat so, als wüsste ich nicht, welche Bücher er meinte. Dabei wusste ich ganz genau, wovon er sprach, und ich wusste als Einzige auf der ganzen Welt, wo diese Bücher waren. Doch das ließ ich mir nicht anmerken. Wütend riss er jedes Buch aus dem Regal und trat darauf. Einige warf er durch das Zeitungspapier, mit der wir das Loch in der Scheibe zugeklebt hatten, auf die Straße.
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Ohne zu fragen, ging er durch die Tür zum Flur, der zur Wohnung führte. Ich lief hinterher. Auch oben riss er jedes Buch aus dem Regal. Er warf sogar das Sofa um. Schließlich ging er mit wütendem Blick wieder nach unten. Ich beeilte mich, ihm Platz zu machen. Er riss die Haustür auf. »Wir sehen uns!«, verabschiedete er sich drohend.
Es kostete Karina viel Überwindung, allein in das Haus ihrer Großtante zu fahren. Die Polizei hatte bisher nicht herausgefunden, wer den Einbruch begangen und das Feuer gelegt hatte. Obwohl sie ihr mitgeteilt hatte, was sie über den Button in Erfahrung gebracht hatte. »Wir haben eine Spur, aber die ist sehr unwahrscheinlich«, hatte Polizeiobermeister Wieners gesagt. So sehr Karina auch gebettelt hatte, er hatte nichts weiter verraten.
Karina hing ihren Gedanken nach, als das Handy auf dem Beifahrersitz klingelte. »Bessling«, meldete sie sich und ärgerte sich zwei Sekunden später, dass sie das Gespräch angenommen hatte.
»Tengelkamp aus Borken«, hörte sie und erkannte die Stimme des Verlegers. »Nicht Tengelkamp aus Frankfurt, will ich damit sagen. Wie mir berichtet wurde, kennen Sie meinen Bruder bereits.«
»Da hat man Ihnen etwas Falsches berichtet«, konterte Karina, die Katte Tengelkamp in der Boxschule nur von Weitem gesehen hatte. Sie hörte ein Schnauben am anderen Ende der Leitung.
»Können Sie mir mal sagen, warum Sie meiner Familie hinterherschnüffeln wie ein geiler Rüde einer läufigen Hündin?«
Puh, das war starker Tobak, den er da von sich gab, fand Karina. Ob er sie damit einschüchtern wollte? Das Beste war, sie ging einfach nicht darauf ein. »Ich versuche, die Geschichte meiner Großtante zu verstehen«, erklärte sie in bewusst neutralem Ton, als hätte sie den Auftrag, die Biografie oder Chronik eines wildfremden Menschen zu schreiben.
»Damit haben wir ja wohl nichts zu tun!«
Karina horchte auf. Das war eindeutig eine Feststellung, aber eine, die nicht zutraf. Denn auch Jo Tengelkamp wusste, dass ihre Tante im Haushalt seines Großvaters gearbeitet hatte. Abgesehen davon tauchte der Name Schulze-Möllering immer wieder auf Tante Katharinas Karten auf, allein das war ein Grund, hier zu recherchieren.
Karina fiel ein, dass sie immer noch nicht mit Hanno Möllering, dem dritten Enkel, gesprochen hatte. Das war irgendwie untergegangen, dabei hatte sie im Internet sogar herausgefunden, wo er arbeitete. Von den beiden alten Frauen wusste sie, dass er Arzt war und zunächst die Praxis seines Vaters übernommen hatte, ehe er von einem Tag auf den anderen die Praxis seinem Teilhaber überlassen hatte und in eine andere Stadt gezogen war.
»Was macht eigentlich Ihr Cousin Hanno Möllering heute?«, fragte Karina, mehr um Jo Tengelkamp zu provozieren, als um neue Informationen zu erhalten.
»Wieso wollen Sie das wissen?«, antwortete der Verleger prompt gereizt.
Karina ging nicht darauf ein. »Was ist mit den Postkarten, werden Sie dazu einen Bericht bringen?« Karina ließ dem Verleger keine Zeit für weitere Gegenfragen. Das war gemein. Ihr war klar, dass der Verleger niemals vorhatte, einen Bericht über ihre Tante zu veröffentlichen. Das konnte er nicht riskieren, weil sich sonst womöglich weitere Zeitzeugen gemeldet hätten. Wenn sie Josefa Reinermann richtig verstanden hatte, gab es durchaus Menschen, die sich an die Rolle der Schulze-Möllerings im Dritten Reich erinnerten.
»Die werden gerade geprüft«, zog der Verleger sich aus der Affäre.
»Ich bin nicht mehr lange hier und möchte das vor meiner Abreise abschließen. Bitte klären Sie in den nächsten Tagen, was Sie mit den Informationen machen möchten.« Karina wählte ihren Baustellentonfall, um schärfer zu klingen und griff zu einer Notlüge. Noch wusste sie nicht, wie lange sie bleiben würde. Am liebsten für immer. Martin konnte ja nicht weg. Zwei Bewerbungen hatte sie bereits im näheren Umkreis abgeschickt.
Sie rief sich zur Ordnung. »Im Übrigen habe ich Ihnen bereits per E-Mail
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