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Brandeis: Ein Hiddensee-Krimi (German Edition)

Brandeis: Ein Hiddensee-Krimi (German Edition)

Titel: Brandeis: Ein Hiddensee-Krimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Birgit Lautenbach , Johann Ebend
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auf die drei Alten los. Und du willst jetzt allen Ernstes herausfinden, wer ihm die Fenster eingeschmissen hat? Ich dachte, du bist lange genug hier, um zu wissen, dass du damit auf die Schnauze fällst.«
    Er hat Recht, dachte Pieplow widerstrebend. Niemand und schon gar kein Polizist holt aus einem Hiddenseer heraus, was der für sich behalten will.
    »Soll ich dir was sagen?« Kästner baute sich vor Pieplows Schreibtisch auf und stemmte die Fäuste in die Hüften. »Ich habe nie richtig verstanden, was dich hierher verschlagen hat. Warum du nicht in der Stadt geblieben bist. Oder zur Kripo gegangen. Irgendwohin,
wo du dich mit deinem Ermittlungsfimmel austoben kannst.«
    Gute Frage.
    Sie hätte sich mit der Geschichte eines Einsatzes beantworten lassen, den ein gewisser Polizeimeister Pieplow vor sechzehn Jahren gründlich versiebt hatte. Wenn er damals nicht gezögert hätte, wenn er schneller und entschlossener gewesen und die Frau am Leben geblieben wäre … wenn … dann hätte es womöglich sogar geklappt mit dem Traum von der Kripo.
    Stattdessen also Dorfpolizist.
    Es gab Schlimmeres und ging außerdem niemanden etwas an. Schon gar nicht Kästner.
    »Dass Thiel bei dir wohnt, macht die Lage nicht einfacher.« Kästner hatte sich beruhigt und wieder hingesetzt. Er sah Pieplow mit einer gewissen Besorgnis an. »Die Leute werden denken, du hast ihn unter deine Fittiche genommen, und das wird ihnen nicht gefallen.«
    »Dann frag sie doch mal, ob sie einen besseren Vorschlag haben. Vielleicht sogar ein Quartier? Mir wäre es nur recht, wenn er woanders unterkäme.«
    »Damit sieht es wohl eher schlecht aus, würde ich sagen«, gab Kästner zu.
    »Allerdings«, sagte Pieplow. »Und ich mache drei Kreuze, wenn das Schiff wieder fährt.« Er sah durch das Fenster der Wachstube in die Wolken am Winterhimmel, in die von Westen ein Erdbeermilchrosa einsickerte und den Sonnenuntergang ankündigte.
     
    In der Nacht kam schweres Wetter aus Nord-NordWest und tobte brüllend über die Insel. Thiel hörte eisstarre Zweige gegen das Haus peitschen und spürte, wie es im Sturm vibrierte. Am Morgen lag der Schnee meterhoch und rutschte in den Flur, als er die Tür öffnete. Vom Zaun rund um die Seemöwe ragten noch die Spitzen einzelner Pfosten aus dem Weiß. Alles andere wurde von einem kalten, undurchdringlichen Grau verschluckt.
    Thiel horchte angestrengt in den Nebel. Falls die Fähre kam, musste jetzt ihr Signalhorn zu hören sein.
    Es blieb vollkommen still.
    Glückwunsch, dachte er, gerade mal ein paar Tage draußen und du sitzt schon wieder fest. Nur mit dem Unterschied, dass du im Knast besser zurechtgekommen bist als auf dieser verfluchten Insel.
    Eine halbe Stunde schaufelte er Schnee, dann machte er sich auf den Weg zum Hafen.
    Die Vitte kam nicht. Bis auf Weiteres auch sonst kein Schiff, ließ die Reederei Hiddensee per Aushang wissen.
    Die Fischer hatten auf ihren Kuttern nach dem Rechten gesehen. Jetzt standen sie vor dem Rettungsschuppen und steckten die Köpfe zusammen.
    Bevor Thiel sie fragen konnte, was bis »auf Weiteres« heißen mochte, waren sie verschwunden.
    »Keine Ahnung«, sagte die junge Frau, als er im Zigarettenladen danach fragte. »Es soll ein Eisbrecher von Stralsund kommen. Morgen vielleicht. Oder übermorgen.
« Sie legte Tabak und Zigarettenpapier auf den Tresen und sah Thiel fragend an.
    »Sonst noch was?«
    »Das ist alles.«
    »Wie geht’s Ihrer Hand?«, fragte sie freundlich. Sie trug ein anderes Tuch um den Hals als bei seinem letzten Einkauf und zwei verschiedene Ohrringe. Rechts eine große Kreole, links ein fingerlanges Bündel feiner Silberfäden, das hin und her schwang, wenn sie den Kopf bewegte.
    Es war Zufall, dass er ihre Finger berührte, als er das Wechselgeld aus der Glasschale nahm.
    »Gut, danke.« Thiel hob die Hand, über der ein breites Pflaster klebte. »Sah schlimmer aus, als es war.« Was nicht ganz stimmte, denn die Wunde klopfte und pochte, seit sie beim Schneeschippen wieder aufgerissen war.
    Wo sie wohl lebt, fragte er sich, als er die Ladentür hinter sich schloss. Und mit wem?
    Sie schien noch immer nicht zu wissen, wer er war.
    Er schaute auf die Uhr. Viertel nach eins. Er hatte Hunger und überlegte kurz, ob es im Godewind jetzt noch mehr gab als Kaffee oder Grog, zog es dann aber vor, selbst zu kochen.
    Zwei Stunden später hatte er zwei Koteletts mit Möhrengemüse gegessen. Hatte das Geschirr gespült und seinen Proviant verstaut. Brot, Käse, Wurst,

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