Brandfährte (German Edition)
Kriegspfad. Nur die blauen Augen passen nicht dazu.» Auch Steenhoffs zweiter Versuch hatte nicht den gewünschten Effekt. Die Verkäuferin kramte in ihrem Kittel, zog ein frisches Taschentuch hervor und fing ungefragt an, seine Schläfe zu bearbeiten. ‹Wenigstens hat sie vorher nicht noch reingespuckt.› Steenhoff unterdrückte einen spöttischen Kommentar und beugte sich unwillkürlich zu der Frau hinunter.
«Sie sind wohl Feuerwehrmann», sagte sie, und in ihrer Stimme schwang eine Spur Bewunderung mit. Dabei schaute sie ihm ein paar Sekunden zu lange in die Augen. Schließlich hatte sie alle Rußpartikel entfernt. Zufrieden betrachtete sie ihr Werk.
«Danke für den ausgezeichneten Kundenservice», sagte Steenhoff.
«Gern geschehen. Und wenn Ihnen mal wieder heiß geworden ist, dann kommen Sie einfach wieder», antwortete die Frau und blinzelte ihn keck an.
Steenhoff machte sich auf die Suche nach den Rauchgasmeldern. Sie waren günstiger, als er dachte. Er beschloss, gleich sechs Stück mitzunehmen. Seit sie in ihr altes Bauernhaus eingezogen waren, hatte er sich vorgenommen, Rauchgasmelder zu installieren. Doch bislang hatte er es immer wieder vergessen.
An der Kasse bemerkte er erneut die junge Verkäuferin, die in einiger Entfernung ein Regal einräumte. Sie erwiderte seinen Blick und winkte ihm kurz zum Abschied.
Ira war nicht zu Hause, als er 20 Minuten später die Haustür aufschloss. Steenhoff musste an Rüttger denken. Doch er schob den bedrückenden Gedanken an ein Leben als Witwer schnell wieder beiseite, zog seine schwarze Lederjacke aus und machte sich sofort an die Arbeit. Nach einer Stunde hatte er alle sechs Rauchmelder in den verschiedenen Räumen angebracht. Zufrieden betrachtete er sein Werk. Sie waren kaum zu sehen. Heute Nacht würde er gut schlafen können. Dem leisen Magengrimmen schenkte er keine Beachtung.
Gegen vier Uhr morgens riss ihn ein infernalischer Lärm aus dem Tiefschlaf. Ira saß aufrecht im Bett und rüttelte ihn.
«Um Gottes willen, Frank! Was ist das?»
Der unerträglich hohe Ton schien sich von Sekunde zu Sekunde zu steigern. Mit einem Satz war Steenhoff auf den Beinen. Der Lärm kam aus dem Untergeschoss. Ohne Licht anzuschalten, rannte er in den Flur, kletterte auf einen Hocker und riss die Batterie aus dem weißen Rauchmelder, den er am frühen Abend zuerst anmontiert hatte. Schlagartig war es wieder still in dem alten Bauernhaus. Mit wackeligen Beinen stieg er vom Stuhl, als plötzlich jemand das Deckenlicht anschaltete. Steenhoff schaute direkt in den Lauf seiner Dienstpistole.
«Ira, bist du wahnsinnig? Leg meine Waffe weg!», herrschte er seine Frau an.
«Sind sie weg?», fragte Ira ängstlich und ging suchend mit der Pistole in der Hand ins dunkle Wohnzimmer.
Steenhoff hatte keine Ahnung, wovon Ira sprach.
«Hast du nicht in der Zeitung gelesen, dass neuerdings Räuber unterwegs sind, die den Taschenalarm auslösen, den manche Frauen bei sich tragen, und damit ihre Opfer verunsichern?», fragte Ira mit zitternder Stimme.
«Das war kein Taschenalarm, sondern unser neuer Rauchmelder», beruhigte Steenhoff sie.
Ira sah ihn an, als habe er Fieber.
«Frank, wir besitzen keine Rauchmelder.»
Bevor Steenhoff ihr antworten konnte, spürte er einen heftigen Würgereiz. Mit zwei Sätzen war er im Badezimmer verschwunden. Ira, die die Situation falsch deutete, entsicherte die Waffe und rannte entsetzt hinter ihm her. Sekunden später stand sie fassungslos hinter ihrem Mann, der sich würgend über das Toilettenbecken beugte. Konsterniert legte sie die Waffe auf den Schrank.
«Wie viele von diesen genialen Rauchmeldern hast du denn gestern angebracht?»
Steenhoff hielt matt sechs Finger hoch.
«Na, dann können wir ja jetzt beruhigt wieder schlafen gehen», sagte Ira und warf die Tür hinter sich zu.
Am nächsten Morgen fühlte Steenhoff sich schwach und fiebrig. In der Nacht hatte er sich noch mehrmals übergeben müssen. Ira brachte ihm frühmorgens Tabletten und einen Kräutertee ans Bett. Da sie seine Abneigung gegen Medikamente und vor allem gegen Tee kannte, saß sie so lange neben seinem Bett, bis er schließlich ergeben alles schluckte. Danach fühlte sich Steenhoff noch elender. Gegen sechs Uhr war er endlich erschöpft eingeschlafen. Jetzt war es bereits acht. Er musste dringend ins Büro. Sie wollten heute ihren Einsatz in den Drogeriefilialen besprechen. Steenhoff schlug langsam die Decke zurück und quälte sich aus dem Bett. Er
Weitere Kostenlose Bücher