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Brandfährte (German Edition)

Brandfährte (German Edition)

Titel: Brandfährte (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rose Gerdts
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eigentlich, mein Junge?»
    Petersen nickte dem Kind aufmunternd zu.
    «Julian», antwortete der Junge zögernd. Steenhoff ging vor ihm in die Hocke, um auf gleicher Höhe mit seinem Gesicht zu sein. «Tag, Julian. Ich heiße Frank und bin Polizist.» Er machte eine kleine Pause und ließ den Satz wirken. Julian sah sie beide stumm an.
    «Wir müssen uns bei dir entschuldigen. Wir haben hier auf zwei Räuber gewartet. Als wir die Schreie der Verkäuferin hörten, dachten wir, sie seien ins Geschäft gekommen, um die arme Frau zu überfallen.»
    Julian lauschte Steenhoff mit aufgerissenem Mund.
    «Deswegen war auch die Verkäuferin so aufgeregt und hat ein bisschen zu heftig reagiert, als sie dich beim Klauen erwischte.»
    «Tut mir leid», sagte Julian leise.
    Steenhoff nickte mit dem Kopf in Richtung der noch immer schniefenden Verkäuferin, die sich gerade vergeblich bemühte, ihre zerwühlten Haare wieder in Ordnung zu bringen. «Sag ihr das bitte auch noch mal.»
    Mit hängenden Schultern trottete der Junge auf die Frau zu.
    Steenhoff sah, wie sie ihm ein paar Sekunden später über den Kopf strich und ein paar Worte mit ihm wechselte. Dann kehrte der Kleine wieder zu Steenhoff zurück.
    «Darf ich jetzt nach Hause gehen?»
    «Meine Kollegin wird dich bringen», sagte Steenhoff. Petersen nickte zustimmend.
    Alarmiert sah das Kind von einem zum anderen. «Werdet ihr das meiner Mama sagen?»
    «Ich fürchte, wir werden erklären müssen, was hier passiert ist», antwortete Petersen. «Schließlich bist du wie im Fernsehen in einen echten Polizeieinsatz hineingeraten. Aber ich verspreche dir, ein paar gute Worte für dich einzulegen.»
    Petersen winkte dem Kind, näher an sie heranzukommen. «Soll ich dir ein Geheimnis verraten?»
    Der Junge nickte begierig. Petersen formte ihre Hände zu einem Trichter und flüsterte Julian etwas ins Ohr.
    Als sie wieder aufstand, wirkte das Kind erleichtert. Bereitwillig nannte es Petersen seine Adresse und ging an ihrer Hand nach draußen.
    Steenhoff holte sein Handy heraus und sah, dass vor einigen Minuten ein Anruf für ihn eingegangen war. In der Hektik hatte er die Vibrationen nicht bemerkt. Er drückte auf Rückruf. Thorsten Marx war sofort am Telefon. Gespannt lauschte er dem Bericht des MEK -Leiters.
     
    Eine halbe Stunde später klopfte Petersen an die Scheibe der Filiale. Die Verkäuferin, die sich inzwischen umgezogen hatte, öffnete ihr. «Ist alles in Ordnung», begann Petersen. «Die Mutter hat zum Glück ganz vernünftig reagiert und den Kleinen nicht auch noch zur Schnecke gemacht.»
    Sie lächelte Steenhoff an. «Rate mal, was Julian später werden will.»
    «Profi bei Werder Bremen», sagte Steenhoff spontan.
    «Falsch. Polizist.»
    «Hm. Dann muss er sich seine schlechten Angewohnheiten aber abgewöhnen», erwiderte Steenhoff schmunzelnd.
    «Ich habe ihm gesagt, dass es noch nicht zu spät ist. Schließlich haben sie mich noch mit elf beim Klauen erwischt», fügte Petersen so leise hinzu, dass nur Steenhoff es verstand.
    «War das dein Geheimnis, das du dem Jungen erzählt hast?»
    «Ja.»
    «Okay. Dann erzähle ich dir jetzt auch eines», sagte Steenhoff. Er holte tief Luft. Petersen sah ihn gespannt an. «Unsere beiden Täter haben versucht, eine Filiale in Arsten auszurauben. Die Kollegen vom MEK haben sie ohne größere Gegenwehr festnehmen können. Jetzt sitzen sie in Handschellen im Präsidium und warten darauf, dass wir sie vernehmen.»
    Petersen lachte Steenhoff erleichtert an. Steenhoff widerstand seinem Impuls, sie in den Arm zu nehmen. Während sie beide zum Auto liefen, fragte sich Steenhoff, ob Petersen ahnte, wie attraktiv sie in manchen Momenten auf ihn wirkte. Petersen ließ sich auf den Beifahrersitz fallen und warf ihre langen schwarzen Haare mit einem leichten Schwung zur Seite. Die weichen Locken legten sich um ihre Schulter.
    «Was war das eigentlich, das du damals geklaut hast, Navideh?», fragte Steenhoff und sah sie neugierig an.
    Sie grinste.
    «Eine Spielzeugpistole.»

7
    Die Stimmung im hell erleuchteten Besprechungsraum war gelöst. Petersen holte «zur Feier des Tages», wie sie es nannte, eine große Schachtel Schokolade aus dem Schrank.
    «Jetzt berichtet ihr uns, wie die Festnahme verlaufen ist, und danach gebe ich für alle Pizza aus», kündigte Steenhoff an. «Und anschließend knöpfen wir uns die beiden vor», wandte er sich an Petersen.
    «Ich hab schon nach einem russischen Übersetzer für euch telefoniert», sagte Marx.

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