Brandfährte (German Edition)
raus.» Ira nickte.
«Und du hast mich ja lieber eine Nacht schmoren lassen, anstatt mir zu sagen, was los ist.»
Ira sah ihn verständnislos an.
«Ich hatte es dir doch aufgeschrieben. Bei Katrin hängt der Haussegen schief. Ihr Mann ist vorgestern ausgezogen, angeblich wegen der ständigen Streitereien darüber, ob sie nun wieder nach Bremen zurückgehen oder auf dem Land wohnen bleiben wollen. Aber wahrscheinlich hat er sich schlicht und einfach in eine Kollegin verliebt. Jedenfalls war Katrin total fertig, als sie gestern am späten Nachmittag hier anrief. Ich hab gedacht, ich fahr da lieber sofort hin, bevor sie irgendwelche übereilten Entscheidungen trifft. Heute Morgen ist sie erst mal mit den Kindern zu ihrer Mutter nach Köln gefahren.»
Ira seufzte.
«Ehrlich gesagt glaube ich, dass Hannes bald wieder zurückkommt. Der hängt an Katrin und den Kindern. Aber die müssen dringend lernen, besser miteinander zu reden.»
Sie stutzte und sah Steenhoff prüfend an.
«Hast du etwa gedacht, ich meinte uns mit der ‹großen Krise›?»
«Nein, natürlich nicht.» Steenhoff schüttelte den Kopf, während er Ben, der sich genussvoll an sein rechtes Bein drückte, hinterm Ohr kraulte.
«Hätte ich denn Grund dazu?»
Ira war der lauernde Ton in seiner Stimme nicht entgangen. Sie sah ihn schmunzelnd an.
«Weiß man’s?»
Als sie Steenhoffs besorgten Blick auffing, verpasste sie ihm einen sanften Fauststoß gegen den Oberarm. «Unsinn. Und deine ausgefeilte Fragetechnik hebst du dir besser für deine Kundschaft auf.»
Sie griff in eine Plastiktasche.
«Ich habe Brötchen von deinem Lieblingsbäcker geholt. Ich hoffe, du hast noch Zeit, mit mir zu frühstücken und mir von euren Drogerieräubern zu erzählen. Ich hatte dich nämlich gestern Abend noch versucht zu erreichen. Ein …» Sie suchte nach dem richtigen Namen. «Karl Marx hat mir gesagt, du und Petersen seid für längere Zeit in einer Vernehmung.»
Schmunzelnd nahm Steenhoff seine Frau in den Arm. «Das war nicht Karl Marx, sondern Thorsten Marx vom MEK . Und soviel ich weiß, sind die beiden nicht miteinander verwandt.»
Ira verdrehte die Augen und wollte ihm einen zweiten Fauststoß verpassen. Aber Steenhoff fing ihren Schlag ab, umklammerte sie fest und küsste sie zärtlich auf den Mund. Sanft strich er ihr eine Haarsträhne aus dem Gesicht. «Vielleicht sollten wir vor dem Frühstück noch mal ins Bett verschwinden?»
Ira zog spöttisch eine Augenbraue nach oben: «Wenn es das Verbrechen erlaubt?»
Sie hatten gerade die Dielentür aufgeschlossen, als Steenhoffs Handy auf der Ablage unterm Spiegel klingelte. Doch er schenkte dem stetig ansteigenden Klingelton keine Beachtung. Ira zeigte verwundert auf das Handy, aber Steenhoff nahm sie an die Hand und führte sie die Treppe hinauf.
«Ich bin bei der Mordkommission und nicht beim SEK . Was immer passiert ist, ich komme auch in einer Stunde noch rechtzeitig.»
Ben hoffte vergeblich auf eine neue Schmuseeinheit im Schlafzimmer. Steenhoff jagte ihn energisch aus dem Zimmer und schloss hinter ihm die Tür. Beleidigt legte sich der Hund mitten in den Flur.
Als Steenhoff eine knappe Stunde später die Treppe zur Diele hinunterging, hob Ben nur müde den Kopf. Steenhoff sah sofort, dass nicht das Lagezentrum oder der Kriminaldauerdienst bei ihm angerufen hatte. Es war Rüttger, der versucht hatte, ihn zu erreichen. Er drückte auf Rückruf. Rüttger nahm beim zweiten Klingeln sofort ab.
«Ah, Frank. Gut, dass du anrufst.» Seine Stimme klang erleichtert. «Ich hatte dich schon unter allen möglichen Nummern versucht zu erreichen. Ich hoffe, ich störe nicht?»
Steenhoff sah, wie Ira in der oberen Etage nackt in Richtung Badezimmer lief, und warf ihr eine Kusshand zu.
«Nein, natürlich nicht. Gestern ist es spät geworden, und ich musste etwas Schlaf nachholen.»
«Ich hab’s schon gehört. Ihr habt eure beiden Täter. Gratuliere.»
Steenhoff war nicht entgangen, dass Rüttgers Stimme angespannt wirkte.
«Was ist los, Manfred?»
Rüttger atmete hörbar aus. «Die Laborergebnisse der Brandleiche sind da. Es spricht einiges dafür, dass Maike Ahlers ermordet wurde.»
Rüttger schwieg einen Augenblick und fuhr dann fort. «Wenn mich nicht alles täuscht, haben wir es mit einem Profi zu tun.» Steenhoff pfiff leise durch die Zähne.
«Hast du das schon der Leitung mitgeteilt?»
«Nein, ich wollte erst dir meine Ergebnisse vorstellen, bevor ich es an die große Glocke hänge. Vielleicht
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