Brandfährte (German Edition)
Kommissariatsleiters. Schweigend hörte Bernd Tewes den Ausführungen von Rüttger zu. Als er geendet hatte, wandte sich Tewes an Steenhoff und Petersen.
«Ich nehme an, dass ihr Manfreds Schlussfolgerungen teilt?»
«Die Fakten sprechen dafür», erwiderte Steenhoff.
Tewes tippte unruhig mit seinem Kugelschreiber auf die Tischplatte. «Ich hab schon seit Tagen mit so was gerechnet. Gerade jetzt, wo vier von unseren Leuten in Arbeitsgruppen zur Umstrukturierung eingebunden sind.»
Er verschränkte die Arme hinter dem Kopf und drehte sich mit seinem Stuhl zum Fenster. Niemand sagte etwas.
«Wie stellen die sich das eigentlich vor?», brach Tewes schließlich zornig das Schweigen. «Im laufenden Betrieb mal eben den ganzen Laden umbauen. Und nach draußen wird das als größte Reform seit Bestehen der Bremer Polizei gefeiert. Dabei geht es nur darum, den Personalmangel zu kaschieren.»
Er pfiff abfällig durch die Zähne und drehte sich zu den anderen um. «Ich sehe zu, dass euch noch Michael Wessel und ein, zwei andere Kollegen unterstützen können. Zumindest in den ersten Tagen. Wer von euch beiden wird den Fall leiten?»
«Frank», antwortete Rüttger schnell. Verwundert sah ihn Steenhoff an.
«Ich habe meiner Tochter hoch und heilig versprochen, ihr in drei Wochen beim Umzug zu helfen. Sie will ihr Studium in Freiburg fortsetzen. Da werde ich wohl oder übel ein paar Tage ausfallen.» Rüttger presste die Lippen aufeinander. Steenhoff sah, wie er mit sich rang.
«Früher habe ich meine Familie immer hintenangestellt, wenn ein neuer Fall auf dem Tisch lag. Aber manche Dinge lassen sich nicht nachholen. Und später tut es einem dann leid.» Er sah Tewes direkt an.
Steenhoff kam Rüttgers verstorbene Frau in den Sinn. Insgeheim beglückwünschte er sich, dass er mit Ira den Morgen im Bett verbracht hatte, statt sofort wieder zur Arbeit zu fahren.
«Okay. Dann wird also Frank den Fall leiten», unterbrach Tewes Steenhoffs Gedanken. Bedauernd wandte er sich an Petersen. «Du wirst leider noch nebenher eure beiden Drogerieräuber abarbeiten müssen. Sieh zu, dass du damit möglichst schnell fertig wirst, damit du mit voller Kraft in den neuen Fall einsteigen kannst.»
Die erste Besprechung der Mordkommission fand eine knappe Stunde später statt. Steenhoffs langjähriger Kollege Michael Wessel saß mit am Tisch, außerdem zwei junge Kollegen, die erst seit einem halben Jahr dabei waren. Wieder fasste Rüttger zusammen, was sie bislang über Maike Ahlers wussten. Sie würden sämtliche Arbeitskollegen und Freunde der jungen Frau auftreiben und vernehmen müssen. «Wir haben vorerst nur ein äußerst diffuses Bild von ihr», stellte Steenhoff fest.
Tim Berger, einer der beiden jüngeren Beamten, bat Rüttger, ihm den Brandort zu zeigen, damit er sich ein eigenes Bild vom Tatort machen konnte. Wessel verzog den Mund, sagte aber nichts. Wahrscheinlich hielt er Berger für übereifrig. Ein Verdacht, den er leicht gegenüber anderen Beamten hegte. Wessel selbst war eher dafür bekannt, dass er sich nicht gerade um Arbeit riss. Dennoch war er ein guter Ermittler, der oft im entscheidenden Moment die richtigen Fragen stellte.
Petersen und Steenhoff wollten sich noch einmal gezielt alle Hausbewohner vornehmen. «Fragt bei der Feuerwehr nach, ob sie Fotos vom Einsatz gemacht haben», forderte Steenhoff die jungen Kollegen auf. «Vielleicht haben die ihre Kamera ja auch mal in die Menge der Schaulustigen gehalten.»
«Du glaubst, unser Täter hat gemütlich zugeguckt, während die Frau in ihrem Bett verbrannt ist?», fragte Jan Schneider, der ebenso wie Berger erst seit kurzem bei den Mordermittlern war.
«Er wäre nicht der Erste, der am Tatort bleibt und dorthin zurückkehrt», erwiderte Steenhoff.
Außerdem musste geklärt werden, was es mit den zerstochenen Autoreifen auf sich hatte.
«Wir sollten uns morgen mit einem Zeugenaufruf und ein paar gezielten Fragen an die Medien wenden», schlug Rüttger vor. Steenhoff nickte. «Daran hab ich auch schon gedacht.» Er seufzte. «Allerdings werden wir von dem Zeitpunkt an auch die Journaille an den Hacken haben. Das macht die Arbeit nicht leichter. Lass uns trotzdem gleich nach der Besprechung mit den Kollegen von der Pressestelle reden.»
Auf dem Weg zurück ins Büro griff Steenhoff spontan zu seinem Handy und wählte Iras Nummer. Er hatte Glück. Sie schien direkt neben dem Telefon zu stehen. Eigentlich hatte er ihr nur spontan sagen wollen, wie sehr er sie
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