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Brandfährte (German Edition)

Brandfährte (German Edition)

Titel: Brandfährte (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rose Gerdts
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die Lippen aufeinander. Die beiden Ermittler standen auf.
    «Danke für den Kaffee», sagte Petersen. Der Revierleiter nickte stumm und blieb im Besprechungsraum zurück.
     
    «Viel Neues haben wir nicht erfahren», stellte Petersen fest, als sie wieder in den Wagen stiegen.
    «Jedenfalls nichts, was sich in den Ermittlungsakten wiederfinden wird», antwortete Steenhoff. «Aber ich hatte mich schon die ganze Zeit gefragt, warum sich Maike Ahlers in ihrer Wohnung verbarrikadiert hat, statt sich polizeiliche Hilfe zu holen. Dabei hätte sie darauf bestehen können, dass man ihren Fall anders behandelt als eine stinknormale Sachbeschädigung. Sie hätte nur an einen anderen Beamten geraten müssen.»
    «Bestimmt hätte schon ein wenig mehr Selbstbewusstsein geholfen», meinte Petersen.
    Steenhoff sah in den Seitenspiegel, um auf die linke Überholspur zu wechseln. «Dazu hatte sie wohl nicht mehr die Kraft.»
    Petersen wurde unruhig.
    «Warum lassen wir den Georg Maler eigentlich so davonkommen? Ich finde, er hat an der entscheidenden Stelle, als sich das Opfer endlich Hilfe holen wollte, versagt.»
    «Ja, das weiß Maler, und das weiß auch der Revierleiter. Aber ich könnte wetten, dass die in Horn künftig beim leisesten Verdacht ihren Stalkingbeauftragten mit Fällen zuschütten. Nur, strafrechtlich gibt sein Fehlverhalten nichts her. Das ist der berühmte Graubereich.»
     
    Kurz vor dem Präsidium klingelte Petersens Handy. Sie schien erst nicht zu verstehen, wer dran war. Doch plötzlich nickte sie erfreut. «Gut, dass Sie sich endlich melden. Ja. Hm. Ja. Schon gut. Aber wenn Sie jetzt in Bremen sind, möchte ich Sie heute Nachmittag noch befragen.»
    Petersen verabredete sich mit dem Anrufer für 17  Uhr. Zufrieden ließ sie ihr Handy wieder in die Jackentasche gleiten.
    «Das war dieser junge Mann aus dem Erdgeschoss. Er ist endlich aus Berlin zurück. Ich hatte ihm ein paarmal auf die Mailbox gesprochen. Er sagte, er habe das Handy abgeschaltet, weil ihm seine Mutter immer so viel Stress macht, wenn er seine Freundin besucht.»
    «Warum? Ist sie drogenabhängig?», erkundigte sich Steenhoff.
    «Wer? Die Mutter?», fragte Petersen entgeistert.
    Steenhoff stutzte. Dann musste er lachen. Petersen stimmte prustend mit ein. Ihm fiel auf, wie selten er seine Kollegin in letzter Zeit hatte lachen hören. Sie wirkte oft nachdenklich.
    Plötzlich kam ihm ein furchtbarer Gedanke.
    «Sag mal, Navideh, dein Bruder lässt dich doch jetzt in Ruhe? Oder hat er sich wieder mal bei dir gemeldet?»
    Petersen klang ehrlich verblüfft. «Nein. Warum fragst du?»
    «Weil du in den vergangenen Tagen und Wochen so ernst und zurückgezogen wirkst.» Er sah sie prüfend von der Seite an.
    Mahmud hatte seine Schwester Navideh vor einem Jahr krankenhausreif geschlagen. Als Strafe für ihre Liebe zu einer Frau hatte er versucht, ihre Freundin Vanessa zu vergewaltigen und Navideh umzubringen. Beide Frauen waren nur mit knapper Not entkommen. Steenhoff hatte den Mann damals gewarnt, sich Navideh jemals wieder zu nähern. Wie er den gewalttätigen Bruder seiner Kollegin einschüchtern konnte, hatte er nur Ira anvertraut. Es ging viel weiter, als ein Beamter jemals gehen durfte, aber Steenhoff hatte es nie bereut.
    Beide hingen ihren Gedanken nach. Steenhoff ergriff als Erster wieder das Wort. «Wenn du mal reden möchtest, sag Bescheid.»
    Reflexartig wollte Petersen ablehnen, denn ihr Privatleben ging niemanden etwas an. Sie hatte ihre Lektion im Leben gelernt. Wer sich nicht an die Regel hielt, lebte gefährlich, auch innerhalb der Polizei. Petersen war sich nur zu sehr bewusst, dass manche ihrer Kollegen ihre lesbische Beziehung als Provokation empfanden, zumal sich in den vergangenen Jahren nicht wenige alleinstehende und auch verheiratete Kollegen für sie interessiert hatten. Doch statt Steenhoffs Vorschlag dankend abzulehnen, hörte sie sich sagen: «Danke für das Angebot, Frank. Vielleicht habe ich tatsächlich irgendwann mal Bedarf. Ich sag Bescheid.»
     
    Steenhoff hatte mit seiner Beobachtung ins Schwarze getroffen. Tatsächlich beschäftigte Navideh seit Wochen das abgekühlte Verhältnis zu ihrer Freundin. Vor ein paar Tagen hatte Vanessa ihr eröffnet, dass sie dieses Jahr allein in den Skiurlaub fahren wollte. Dabei hatten sie im Alltag wenig Zeit füreinander und freuten sich deshalb immer auf die gemeinsamen Urlaube. Für Navideh stand fest, dass Vanessa ihr irgendetwas verschwieg. Aber sosehr sie auch nachfragte,

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