Brandfährte (German Edition)
der in der Nacht die Reifen zerstochen hat.»
Steenhoff berichtete Petersen während der Fahrt, dass Maike Ahlers gegenüber ihrem Vermieter die zerstochenen Autoreifen mit ihrem Verfolger in Verbindung brachte und erwähnte, dass jemand in derselben Nacht auch einen Reifen und den Sattel ihres am Zaun befestigten Rades aufgeschlitzt hatte. Steenhoff hatte im ISA -Anzeigensystem der Bremer Polizei recherchiert, um herauszufinden, bei welcher Wache Maike Ahlers damals die Sachbeschädigungen gemeldet hatte. Überrascht stellte er fest, dass sie nicht zum Findorffer Revier gegangen war, sondern zu dem Revier im Osten der Stadt. Er vermutete daher, dass sie ihre Mittagspause in der Arztpraxis genutzt hatte, um Anzeige zu erstatten.
Steenhoff hatte den zuständigen Revierleiter angerufen und sich nach den Dienstzeiten des Wachhabenden erkundigt, der damals die Anzeige von Maike Ahlers aufgenommen hatte. Fritz Desser war sofort alarmiert, als er hörte, dass Steenhoff seinen Kollegen vernehmen wollte. Er bestand darauf, bei dem Gespräch dabei zu sein. Spontan beschloss Steenhoff daraufhin, Petersen zu bitten, ihn zu begleiten. Ihr fielen oft ungewöhnliche Fragen ein, außerdem, so kalkulierte er nüchtern, würde schon ihre attraktive Erscheinung für eine andere Atmosphäre sorgen. Entgegen allen offiziellen Beteuerungen seitens der Polizeiführung herrschte eine heimliche Konkurrenz zwischen der Schutz- und der Kriminalpolizei. ‹Wenn Navideh dabei ist, werden die sich mit Kaffee, Keksen und Informationen überschlagen›, so glaubte Steenhoff. Zehn Minuten später wusste er, dass er sich geirrt hatte.
Fritz Desser war ein hochaufgeschossener, schlaksig wirkender Mann. Das Überraschendste an ihm war seine tiefe Stimme. Er hatte Petersen nur mit einem kurzen Blick gestreift und war dann vorangegangen, um ihnen den Weg zum spartanisch eingerichteten Besprechungszimmer zu zeigen. Während sie den Wachraum passierten, rief er: «Georg, kommst du? Die Kollegen von der Kripo sind da.»
Er öffnete die Tür zu einem Vernehmungszimmer und setzte sich an das Kopfende eines langen Tisches. Fritz Desser faltete seine Hände vor sich und sah die Kollegen prüfend an.
«So, dann wollen wir mal sehen, ob wir euch helfen können.»
«Da bin ich mir sicher», antwortete Steenhoff freundlich. Eine unangenehme Stille breitete sich im Raum aus.
Georg Maler ließ sich Zeit.
Plötzlich wandte sich Petersen lächelnd an den Revierleiter. «Ihr nächtliches Streetballturnier vergangene Woche mit den schwierigen Jungs im Stadtteil war ja ein voller Erfolg. Ich habe darüber in der Zeitung gelesen.»
Der Revierleiter wirkte geschmeichelt. «Das war ganz schön viel Arbeit im Vorfeld. Was man sich da alles genehmigen lassen muss! Unglaublich. Aber es hat sich gelohnt. Am Spielrand gab es viele Gespräche zwischen den Kids und unseren Kontaktbeamten. Da sind Fäden geknüpft worden. Wir möchten das künftig halbjährlich wiederholen.»
«Ach, das stand ja gar nicht in dem Artikel», warf Petersen ein. Fritz Desser nickte eifrig. «Zwei andere Reviere wollen uns das jetzt nachmachen. Der Präsident ist auch ganz begeistert. Prävention ist ja sein Steckenpferd.»
Er sah seine Besucher fragend an. «Wollt ihr einen Kaffee?»
«Sehr gerne», antwortete Petersen liebenswürdig.
Desser verschwand im Flur.
«Seit wann trinkst du Kaffee?», wollte Steenhoff verdutzt wissen.
«Wenn nötig, trinke ich im Dienst auch Schnaps», erwiderte Petersen und zwinkerte ihm zu.
Desser erschien mit einem Tablett in der Hand, auf dem eine Thermoskanne und vier Becher standen. Hinter ihm stand Georg Maler. Der Wachhabende war äußerlich das genaue Gegenteil des Revierleiters. Er war stämmig und schob einen kugelrunden Bauch vor sich her.
«Moin», begrüßte der Schutzpolizist die beiden Ermittler knapp und ließ sich, ohne seinen Kollegen die Hand zu geben, in einen der Stühle fallen. Misstrauisch musterte er Steenhoff und Petersen. Während sein Vorgesetzter für alle einen tiefschwarzen Kaffee eingoss, stellte er die Besucher nachlässig vor. Georg Maler hörte zu, ohne Steenhoff und Petersen aus den Augen zu lassen. Steenhoff entschloss sich, direkt in die Befragung einzusteigen. «Kannst du dich noch an Maike Ahlers erinnern? Sie war vor fünf Wochen in ihrer Mittagspause hier, um Anzeige gegen unbekannt zu erstatten. Jemand hatte ihr in der Nacht alle vier Reifen am Wagen zerstochen.»
Georg Maler rieb sich sein Kinn und stützte den
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