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Brandfährte (German Edition)

Brandfährte (German Edition)

Titel: Brandfährte (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rose Gerdts
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hatte, hörte Steenhoff ihr zu, ohne sie zu unterbrechen. Die Anruferin berichtete, dass sie seit knapp zwei Jahren von einem früheren Nachbarn verfolgt werde. Da er sie mit Telefonanrufen bombardiere, habe sie sich ein Handy zugelegt. Doch schon bald habe er auch diese Nummer herausgefunden. Selbst auf ihrer Arbeitsstelle habe er sie nicht mehr in Ruhe gelassen und sie mit seinen Anrufen permanent belästigt.
    «Meine Freundinnen waren anfangs noch neidisch, Herr Kommissar. Der Mann sah ja gut aus. Sehr gut sogar. Aber ich konnte mir partout keine Beziehung mit ihm vorstellen.» Sie holte tief Luft und erzählte, wie die ursprüngliche Verehrung seitens des Mannes langsam in Wut umschlug.
    «Ich hatte ihm nie Hoffnung gemacht und ihm so oft gesagt, er solle sich doch eine andere suchen. Aber er war felsenfest überzeugt, wir seien das ideale Paar. Als er sah, dass ich meinte, was ich sagte, kappte er eines Nachts mit einer Motorsäge alle Büsche und Bäume in meinem Vorgarten.»
    «Sie haben ihn doch angezeigt?», unterbrach Steenhoff sie das erste Mal.
    «Nein, ich hatte keine Beweise. Aber ich wusste, dass er es war. Wer macht denn sonst so etwas? Eine Woche später kam es noch schlimmer. Auf dem Weg zur Arbeit entdeckte ich, dass jemand die Scheiben der Bushaltestelle mit Plakaten überklebt hatte. Darauf wurde ich namentlich und in Großbuchstaben als gesuchte Ladendiebin genannt. Der Täter hatte meine volle Adresse genannt und ein Foto von mir aufgeklebt.»
    «Wie alt ist der Mann?», stoppte Steenhoff die verzweifelte Frau.
    «Ich schätze ihn auf Mitte 20 . Das ist ja das Verrückte! Ich weiß gar nicht, warum er sich gerade mich ausgesucht hat.» Die Frau schnäuzte sich.
    Steenhoff notierte sich den Namen des Mannes, auch wenn er bereits überzeugt war, dass es nicht der Täter war, nach dem sie suchten. Ihr Mann sollte laut Zeugenaussagen zwischen 35 und 55  Jahre alt sein.
    Dann forderte er die Anruferin auf, sich auf dem schnellsten Wege mit dem Stalkingbeauftragten der Polizeiinspektion in Verbindung zu setzen. «Sie müssen uns keine Beweise liefern, um Anzeige zu erstatten. Für die Ermittlungen sind wir zuständig. Ihr Verfolger ist sehr gestört und aggressiv. Aber er ist mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht derjenige, den wir suchen.»
    Steenhoff versprach der Frau dennoch, ihren Verfolger zu überprüfen. Dann beendete er das Gespräch.
    Petersen war hinausgegangen, um sich Teewasser zu holen. Als sie wieder hereinkam, deutete sie mit der Hand auf die beiden Telefonanschlüsse. «Sieht ganz so aus, als hätten wir mit unserem Aufruf ein Fass aufgemacht. Michael hängt auch schon die ganze Zeit am Telefon.»
    Steenhoff nickte grimmig. «Es ist wirklich ungeheuerlich, was diese Typen sich alles einfallen lassen, um ihre Opfer zu kontrollieren und zu terrorisieren.»
    «Aber ich fürchte, wir werden hier auch eine Reihe Anrufe von Menschen bekommen, die unter Verfolgungswahn leiden», sagte Petersen. «Ich hatte eben einen Mann am Telefon, der angeblich seit zehn Jahren von unserem Täter verfolgt wird. Er hat mir einen Namen genannt. Er kann nicht mehr seine Wohnung verlassen, ohne dass der Mann sofort alle Zimmer durchsucht und die Räume verwanzt.» Steenhoff konnte nicht mehr antworten, da sein Telefon erneut klingelte.
     
    Am frühen Abend trugen sie die Ergebnisse der Telefonate zusammen. Die Stimmung war gedämpft. Niemand konnte sich an einen Malkurs mit Maike Ahlers erinnern. Dafür hatten sie knapp 60  Anrufe von Frauen jeden Alters und auch von einigen wenigen Männern bekommen, die Opfer eines Stalkers waren. Petersens Einschätzung vom Morgen erwies sich als richtig. Rund zehn Prozent der Anrufer litten nach Einschätzung der Ermittler ganz offensichtlich an Wahnvorstellungen. Doch die anderen wirkten glaubhaft, auch wenn ihre Berichte manchmal an einen Psychothriller erinnerten.
     
    «Eine Erika Riggers hat berichtet, dass ihr gewalttätiger Expartner eines Abends in ihrem Bett lag.» Petersen machte eine rhetorische Pause und sah ihre Kollegen warnend an, dann fuhr sie fort: «Er war nackt, bis auf die Unterwäsche seines Opfers.» Da der Mann aber eine füllige Statur hatte, schied er aus dem Raster der zu überprüfenden Stalker aus. Wessel verzog nach Petersens Bericht das Gesicht. Auch er hatte mit einigen Opfern längere Telefonate geführt. Im Gegensatz zu Steenhoff hatten bei ihm aber ausschließlich Frauen und Männer angerufen, die nach einer Trennung von ihrem Expartner

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