Brandfährte (German Edition)
stand eine feine Vase mit zwei Rosen und etwas Schleierkraut.
«Nehmen Sie Milch in Ihren Kaffee?», wollte Martina Benke wissen. Sie öffnete den sauber ausgewischten und übersichtlich sortierten Kühlschrank. Dann griff sie in einen Unterschrank, holte ein paar ausgesuchte Pralinen hervor und drapierte sie auf einen kleinen Porzellanteller.
«Ich wollte mich endlich mal bei Ihnen vorstellen», eröffnete Steenhoff das Gespräch. «Meine Tante hatte mich in den vergangenen Monaten schon mal gebeten, bei Ihnen vorbeizuschauen, da sie wusste, dass ich mich irgendwann um das Haus und damit auch um die Vermietung würde kümmern müssen. Aber dass die Notwendigkeit so schnell kommen würde, konnte natürlich niemand ahnen.»
Martina Benke nickte ernst.
«Sie deuteten vorhin an, dass es Probleme mit den direkten Nachbarn gibt?», leitete Steenhoff zu seinem eigentlichen Anliegen über.
Die Frau zögerte. Eine Strähne löste sich aus ihrer Frisur und kringelte sich über ihrer Schulter. Ihr Äußeres stand im krassen Gegensatz zu der Unordnung in der Wohnung. Sie war dezent geschminkt und trug zu ihrer schwarzen Stoffhose eine figurbetonte eng anliegende Bluse.
«Ach, Herr Geldmann und seine Frau sind manchmal etwas merkwürdig», erwiderte Martina Benke vorsichtig. Als Steenhoff zustimmend nickte, wagte sie sich ein Stückchen weiter vor.
«Frau Geldmann scheint der Umbau sehr auf die Nerven zu gehen. Sie ruft mich einmal die Woche an und fragt, wann ich endlich den Vorgarten wieder in Ordnung bringe. Und Herr Geldmann kontrolliert, ob es in meiner Wohnung weitergeht.»
«Wie kontrolliert er sie denn?»
Martina Benke machte sofort einen Rückzieher. «Na ja, Kontrolle ist vielleicht zu viel gesagt. Aber ich habe ihn zweimal abends beim Nachhausekommen dabei erwischt, wie er im Garten ums Haus herumgeschlichen ist und durchs Fenster geschaut hat. Er dachte wohl, ich sei zu Hause, weil ich am Morgen aus Versehen das Licht hatte brennen lassen. Ich glaube, es war ihm sehr unangenehm, jedenfalls ist er ganz rot geworden und hat gestammelt, er habe etwas poltern gehört.»
«Geldmanns und meine Tante haben sich all die Jahre nie besonders gut verstanden. Sie haben als ihre Mieterin ein schweres Erbe angetreten», sagte Steenhoff ernst. «Vor ein paar Tagen haben Ihre Nachbarn sich bei meiner Frau über den Garten beschwert. Angeblich soll er schon seit Wochen so aussehen und Sie hätten gesagt, dass Sie in nächster Zeit auch nicht dazu kommen werden, ihn neu anzulegen.»
Martina Benke stöhnte leise auf.
«Ich fürchte, das stimmt. Wenn ich beginne, etwas neu zu gestalten, dann muss es perfekt werden. Und das braucht Zeit.»
«Warum machen Sie nicht erst einmal das Wohnzimmer fertig, dann den Flur und, wenn Sie wieder Kraft geschöpft haben, den Garten?»
«Ja, so sollte man das wohl machen. Aber ich wollte schon immer alles auf einmal. Das ist mein alter Fehler.»
Sie zuckte hilflos mit den Schultern.
«Zu allem Überfluss hatte ich vor drei Wochen einen Bandscheibenvorfall. Sonst hätte ich schon längst den Garten gemacht. Ich verstehe ja, dass das die alten Leutchen nebenan ärgert.»
Steenhoff drehte sich um und deutete mit dem Kopf in Richtung Garten: «Zu zweit ist das höchstens ein Vormittag Arbeit. Ich frage meine Frau, ob sie nächstes Wochenende mal mit anpacken kann. Hier soll nicht der nächste jahrelange Nachbarschaftsstreit entstehen. Und im Übrigen fand ich die zwei Reihen Rosenstöcke auch immer scheußlich.»
Martina Benke protestierte wohl mehr aus Höflichkeit, aber Steenhoff spürte, dass ihr ein Stein vom Herzen fiel.
«Dann koche ich als Dank was Nettes für Sie und Ihre Frau», sagte sie schließlich und lächelte Steenhoff an. «Und spätestens Weihnachten werden Sie Ihr altes Haus nicht wiedererkennen.»
«Das kann ich jetzt schon behaupten», erwiderte Steenhoff trocken.
Ira war alles andere als begeistert, als er ihr von seinem Hilfsangebot für Martina Benke erzählte. «Du sitzt an einem aktuellen Fall und hast kaum Zeit für uns, geschweige denn für dich selbst, und jetzt sollen wir am Wochenende einer wildfremden Frau den Garten machen, den sie vor ein paar Wochen unnötigerweise verwüstet hat.»
«Sie ist unsere neue Mieterin», antwortete Steenhoff matt.
«Genau. Und als solche hätte sie uns oder Else vorher fragen müssen, ob sie den Vorgarten überhaupt neu anlegen darf. Stattdessen reißt die Frau alles raus, und andere Leute sollen es jetzt für sie
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