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Brandfährte (German Edition)

Brandfährte (German Edition)

Titel: Brandfährte (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rose Gerdts
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etwas Einzigartiges, etwas Ewiges. Aber noch war er nicht bereit. Er fürchtete den Tod nicht, umso weniger, da Maike ja vorangegangen war. Aber er durfte nicht zulassen, dass ihre Beziehung besudelt wurde. Niemals durfte das geschehen.
    Hektisch wühlte er in dem Stapel Zeitungsausschnitte.
«Polizei rätselt über Mordmotiv. Hatte Opfer einen heimlichen Geliebten?»
    Wie rasend verschlang er Zeile für Zeile. Dabei kannte er den Artikel schon auswendig. Wie konnte die Journalistin so etwas behaupten? Wie schmutzig und billig das klang! Wie in einem Groschenroman. Maike hatte keinen Geliebten. Keinen heimlichen und keinen offiziellen. Nur ihm galt all ihre Zuneigung. Und selbst vor ihm war sie ängstlich zurückgewichen. Er schlug mit seinem Handrücken so heftig auf den Tisch, dass eine schmale Vase mit Lilien umkippte.
    Sein Blick fiel auf einen Artikel, der erst vor zwei Tagen veröffentlicht worden war. Ein anderer Autor. Eine andere Zeitung. Aber auch er schrieb über Maike, als habe sie ein Doppelleben geführt, ihrer Mutter, ihren Bekannten und jetzt auch den Ermittlern etwas verheimlicht. Ihre stille, erwartungsvolle Art, ihr Bedürfnis nach Zurückgezogenheit galten ihnen als Indiz für ein schmutziges Zweitleben.
    Wieder drohte ihn die Wut zu überwältigen. In zwei Zeitungen waren die Ermittler abgebildet. Der eine von ihnen Staatsanwalt, der andere Polizeibeamter. Die Rede war von einer ganzen Mordkommission, die ihn jagte. Aber in der Öffentlichkeit zeigten sich nur diese beiden Männer. Er griff sich eine DVD und schob sie in seinen Festplattenrekorder im Fernsehschrank. Am Anfang des Films, den er aufgenommen hatte, kündigte ein Moderator einen Bericht über einen mysteriösen Mordfall an und bat die Öffentlichkeit im Namen der Polizei um ihre Mithilfe. Dann gab es einen Schnitt, und die Kamera zeigte einen Raum, in dem sich gleich mehrere Fernsehteams und Reporter um zwei gegenüberstehende Tischreihen drängten. Noch begann die Pressekonferenz nicht, denn zwei Männer, vor deren Sitzplätzen Namensschilder aufgestellt waren, tuschelten miteinander und lachten plötzlich leise auf. Er hasste diese Stelle.
    Maike hatte sterben müssen, weil er nach all den Monaten schwach geworden war und keine Kraft mehr gehabt hatte, um sie zu werben. Direkt danach hatte er sich wie befreit gefühlt. Aber sie war tot! Wie konnten diese beiden Männer, die vorgaben, Maikes Mörder fangen und hinter Gitter bringen zu wollen, lachen?
    Der eine von ihnen war sich anschließend nicht zu schade, noch ein Interview zu geben. Er studierte die Gesichtszüge des Mannes. Der Polizeibeamte hatte eine hohe Stirn und dunkelblonde, kurze Haare, die erste Ansätze zu Geheimratsecken zeigten. Der Mann wirkte ruhig und ernst, aber hinter seiner Fassade von Konzentriertheit verbarg sich eine große Anspannung. Er musste drei, vier Jahre älter sein als er selbst. Sein kantiges Kinn verriet eine Härte, die in merkwürdigem Kontrast zu seiner feingeschnittenen Nase stand. Das Auffälligste an ihm aber waren seine Augen, die von einem leuchtenden Blau waren. Hinter dem Interviewer stand eine Journalistin mit ihrem Aufnahmegerät und wartete ungeduldig, dass der Kriminalbeamte auch ihre Fragen beantworten würde.
    «Wir interessieren uns für alles, was Maike Ahlers in den vergangenen Monaten unternommen oder was sie plötzlich unterlassen hat», hörte er den Mann wie aus weiter Ferne plötzlich sagen.
    «Der grausame Tod der jungen Frau scheint weitgehend geklärt. Aber das Leben des Opfers gibt Ihnen und Ihren Kollegen noch einige Fragen auf?» Mit dieser Frage wollte der Reporter dem Polizeibeamten weitere Details entlocken.
    Der Mann nickte vorsichtig.
    «Ja, wir sind gerade erst dabei, uns ein Bild von Maike Ahlers zu machen. Sie hat in den vergangenen Monaten auffällig zurückgezogen gelebt.»
    «Wissen Sie, warum, Herr Steenhoff?»
    An dieser Stelle des Fernsehinterviews schaute der Mann mit ernstem Blick direkt in die Kamera. Fast schien es, als schaue der Polizeibeamte ihn direkt an.
    «Wir vermuten, dass Maike Ahlers von einem Stalker verfolgt wurde. Dieser Mann war kein Exfreund von ihr. Wir wären schon einen gewaltigen Schritt weiter, wenn wir wüssten, wer dieser Mann ist. Im Moment ist er unser Haupttatverdächtiger. Aber möglicherweise ist sie auch Opfer eines anderen Täters geworden.»
    Der Satz klang unheilvoll in ihm nach.
    «An wen denken Sie dabei?», wollte der Reporter wissen und bot im selben Atemzug eine

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