Brandfährte (German Edition)
Immerhin weiß ich jetzt, dass der Mörder von Maike Ahlers mit hoher Wahrscheinlichkeit derselbe Mann ist, der auch Martina Benke umbringen wollte.»
«Und derselbe Mann, der hier war?» Ihre Frage klang eher wie eine Feststellung.
Steenhoff nickte ernst.
Katrin rieb sich ihre Unterarme, als sei ihr plötzlich kalt geworden.
«Kann Ira die nächsten Tage bei dir bleiben?»
«Ja.»
Sein Blick bat um Verständnis. «Ich weiß nicht, wie viel Zeit mir noch bleibt. Es kann sein, dass mich Frehls früher oder später in U-Haft nimmt. Ich brauche jede Stunde. Und ich mag Ira keinen Moment lang hier allein lassen.»
Sie verabredeten, dass Katrin Ira am nächsten Morgen abholen würde. Dann brachte Steenhoff Katrin zu ihrem Auto. Als sie den Wagen startete, klopfte er noch einmal ans Fenster. Katrin ließ die Scheibe herunter.
«Danke, dass du das für Ira machst», sagte Steenhoff ernst.
Er wartete, bis der Wagen vom Hof rollte, und ging nachdenklich ins Haus zurück.
Steenhoff holte sich ein Bier aus dem Kühlschrank und setzte sich an seinen Schreibtisch. Doch er konnte keinen seiner Gedanken zu Ende bringen. Immer wieder setzte er an. Aber der Druck, einen neuen Ermittlungsansatz zu finden, lastete zu schwer auf ihm. Schließlich schrieb er die Namen von Martina Benke, Maike Ahlers und von den wichtigsten Zeugen auf ein Blatt Papier und notierte, welche Fragen ihm spontan zu den Personen einfielen. Es war schon Mitternacht, als er den Zettel wütend zerknüllte. Welch armseliger Versuch, die Hypothesen der Ermittlungsgruppe noch einmal neu aufzustellen!
Er machte sich eine zweite Flasche Bier auf und legte sich angezogen auf das Sofa im Wohnzimmer. Ben lag zufrieden auf dem Teppich neben ihm. Leise jaulte er ein paarmal im Schlaf auf.
Steenhoff hatte das Sixpack bis auf die letzte Flasche geleert, als ihm der Student aus dem Mietshaus einfiel. Was hatte der gesagt? Maike Ahlers hatte ihren Mörder in einem Malkurs kennengelernt. In Bremen hatten er und seine Kollegen sämtliche Ateliers und Kursangebote überprüft, aber keine Hinweise auf Maike Ahlers gefunden. Sie wussten, dass die Medien die Fragen zu dem Mordfall auch ins niedersächsische Umland hineingetragen hatten. Aber vielleicht sollten sie in den Künstlerdörfern Fischerhude und Worpswede besser sämtliche Ateliers persönlich aufsuchen. Steenhoff raffte sich auf, ging ins Badezimmer und ließ den Wasserhahn so lange geöffnet, bis sich der Strahl eiskalt anfühlte. Dann fing er das Wasser mit den Händen auf und schlug es sich ins Gesicht. Als er das Badezimmer wieder verließ, war er hellwach. Fünf Minuten später saß er am Computer und stellte mit Hilfe des Internets eine Liste aller Künstler und Ateliers in den beiden Dörfern zusammen.
Um fünf Uhr hatte er bereits zwei Seiten mit Adressen zusammen. Am nächsten Morgen wollte er sie mit Rüttger und Petersen durchgehen und überlegen, wo sich Maike Ahlers angemeldet haben könnte. Als es bereits dämmerte, legte er sich erschöpft aufs Sofa und schlief sofort ein.
Ein Kuss und der scharfe Geruch nach Pansen weckten ihn am nächsten Morgen. Als er mühsam die Augen öffnete, sah er Ira, die sich mit einer Brötchentüte in der Hand zärtlich über ihn beugte. Schwanzwedelnd stand Ben auf dem Sofa und leckte ihm quer übers Gesicht. Energisch schubste Steenhoff den Hund vom Sofa. Während Ira Kaffee aufbrühte, beobachtete Steenhoff sie. Ira wirkte noch immer angespannt. Aber er wertete es als ein gutes Zeichen, dass sie sich zumindest auf die Straße getraut hatte und zum Bäcker gegangen war.
«Und? Bist du jemandem aus der Nachbarschaft begegnet?», erkundigte er sich vorsichtig.
Ira schüttelte den Kopf, während sie Teller, Marmelade und Käse auf den Tisch stellte. Sie war durch den Garten hinter dem Haus über die Felder ins Dorf gegangen. Die Bäckereiverkäuferin hatte sie herzlich begrüßt und sogleich eine wütende Tirade auf «die Zeitungsleute» abgelassen. Gestärkt war Ira nach Hause gegangen.
«Ich glaube übrigens, deine Kollegen stehen am Anfang der Straße und beobachten unser Grundstück.»
Steenhoff sah überrascht auf.
«Wie kommst du darauf?»
«Ich wüsste nicht, warum ein etwa 30 -jähriger Mann unrasiert mit einer Kanne Kaffee und einem Pappbecher auf dem Beifahrersitz um acht Uhr in einem Volvo am Straßenrand sitzen und auf eine unbelebte Straße schauen sollte.»
Steenhoff nickte grimmig. «Ich hatte mich schon gefragt, wo die bleiben.»
Sie
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