Brandhei
freuen, wenn du ihm heute Gesellschaft leisten könntest.«
»Dann ist das Gespräch über uns wohl beendet, oder?«
»Ja.«
Er lachte. Jetzt fiel ihm ein, warum er keine Frau in seinem Leben haben wollte. Frauen waren unzuverlässig, unberechenbar und völlig unvernünftig. Er sollte Callie dafür danken, dass sie ihn daran erinnert hatte. »Wieso, meinst du, würde Tucker meine Gesellschaft gefallen?«
»Ich weiß, dass er sich nach außen ganz taff gibt, aber
ich glaube, es ist schwer für ihn gewesen, keine Familie zu haben.«
»Er betrachtet mich nicht mehr als Teil der Familie.«
»Und warum nicht?«
Von dem Tag an, als Jake und seine Mutter sich getrennt hatten, hatte Tucker aufgehört, Jake zu mögen. Es hatte nichts genützt, dass seine Mutter ihr Bestes gegeben hatte, dass Jake und Tucker einander nicht begegneten, und weil sie viel herumgereist war, hatte sie damit Erfolg gehabt. Diese Gewohnheit hatte sie auch noch beibehalten, als Tucker schon älter war.
Bis er mit dem Gesetz in Konflikt geraten war und Jake gebraucht hatte. »Du müsstest ihn fragen.«
»Aber du rechnest ihn zur Familie, stimmt’s?«
»Ich habe ihm diesen Job besorgt, richtig?«
Sie stöhnte verärgert auf; Jake runzelte die Stirn.
»Was soll das heißen?«
»Dass du genauso stur bist wie er.«
»Sieh mal, ich bin froh, dass er diesen Job angenommen hat. Ich bin froh, dass er dir hilft, und ich freue mich, solange er dabei ist. So lungert er wenigstens nicht auf der Straße herum und kriegt keine Scherereien. Ich weiß nicht, was ich sonst noch für ihn tun kann. Das ist nicht meine Sturheit, sondern einfach die Situation.«
»Du könntest mehr Interesse zeigen.«
»Ich bin hier, oder nicht?«
»Um die Ranch zu verkaufen.«
Seine Empörung ließ nach. »Ich weiß, dass ihr die Farm als euer Zuhause betrachtet. Und ich werde nicht zulassen, dass irgendwer auf der Straße landet. Ich habe dir gesagt: Wenn ich verkaufe, dann sorge ich dafür, dass ihr beide hier weiter arbeiten könnt, und das habe ich ganz ernst gemeint.«
»Falls du verkaufst? Oder wenn du verkaufst?«
Besser wäre es, zu verkaufen. »Ich habe einige Immobilienmakler angerufen, sie kommen in dieser Woche hier heraus. Nachdem wir die Gebäude gestrichen haben.«
»Wir?«
»Wir. Du kennst ja die Bücher. Du weißt, dass ich es mir nicht leisten kann, eine Malerfirma zu beauftragen.«
Jetzt spiegelte sich definitiv Enttäuschung in Callies Gesicht, aber er erhaschte nur einen kurzen Blick darauf, dann ging sie schon in Richtung Pferdestallung.
Na ja, was zum Teufel hätte er denn sagen sollen? Er stand zu seinem Wort. Er würde alles tun, dass sich Callies Leben und das seines Bruders nicht änderte. Jake warf noch einen letzten Blick auf die Welpen und ging dann zum Haupthaus zurück. Seine Schulter pochte, wie auch langsam sein Kopf. Jake nahm sich vor, den Tag damit zu verbringen, was er gut konnte, seitdem er durch ein brennendes Hausdach gestürzt war und sich dabei die Schulter gebrochen hatte – mit Nichtstun.
Callie hätte, wenn es möglich gewesen wäre, über diesen Kuss – diese Küsse - den ganzen Tag nachgesonnen, aber sie hatte eine Menge Dinge zu erledigen, die sie ablenkten. So musste sie beispielsweise die Hündin füttern. Das arme Ding schlang sein Fressen hinunter, als hätte es seit Tagen nichts mehr gehabt.
Das Serum für die Impfungen fehlte tatsächlich, was Callie umso merkwürdiger vorkam wegen der Sache mit Sierra. Und was noch seltsamer war: Es war offenbar niemand eingebrochen, und es fehlte auch sonst nichts, obwohl die Geschirrkammer nicht verschlossen gewesen und voll mit teurer Ausrüstung war.
Callie hätte schwören können, nicht mehr ganz bei Verstand
zu sein, hätte sie nicht mit eigenen Augen gesehen, dass das Serum geliefert worden war. Sie suchten überall: in der Pferdestallung, im Vorratsschuppen, sogar auf dem Hof. Schließlich blieb ihr nichts anderes übrig, als zu akzeptieren, dass das Serum verschwunden war.
Ehe die Feriengäste eintrafen, kam der Sheriff auf die Ranch und nahm die Anzeige auf. Und während der ganzen Zeit verspürte Callie eine innere Erregung, die sie Jake zu verdanken hatte. Sie hatte sich von ihm anfassen lassen, und hin und wieder während des Tages wurden ihr Gesicht und ihr Körper schon beim bloßen Gedanken daran ganz warm.
Idiotin! Wie hatte sie es nur zulassen können, dass er sie in eine nach Berührungen lechzende Idiotin verwandelte? Würde sie beim nächsten
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