Brandhei
nahe.«
»Wir sind eine große Familie«, antwortete Tucker einfach und entfachte das Lagerfeuer.
Und du gehörst nicht dazu. Diese Botschaft hatte Tucker früher laut und deutlich ausgesprochen, doch Jake fand,
dass die Grenzen zwischen der Ranch und ihm endlich ein wenig zu verwischen begannen. Und Tucker war zwar nicht überwältigend freundlich, benahm sich aber zumindest nicht mehr ganz so feindselig.
Tolles Timing. Tucker war endlich ein wenig aufgetaut. Zugleich hatte Jake erst gestern mit seiner Immobilienmaklerin gesprochen, die ihm versichert hatte, dass er die Ranch rasch verkaufen könne.
Genau darauf hatte er hingearbeitet, wobei er, ehrlich gesagt, auch nach San Diego zurückkehren konnte, ohne auf den Verkauf zu warten. Er konnte inzwischen für sich selbst sorgen, und obwohl immer noch keine Rede davon sein konnte, dass er die Arbeit wiederaufnehmen konnte, so war der Medienrummel doch abgeebbt.
Aber er war nirgends hingegangen. Mittlerweile fand er es gar nicht so übel, sich in diese Gruppe selbsternannter Außenseiter einfügen zu lernen. Zumal im Augenblick die Bezeichnung Außenseiter auf niemanden besser passte als auf ihn.
Als das Lagerfeuer prasselte, nickte Tucker zufrieden und holte ein Blatt Papier hervor, das mit einer sauberen, peniblen Handschrift vollgeschrieben war. Er las einige Zeilen und fluchte. »Sie hätte selber mit rauskommen sollen, verdammt noch mal. Ich denke nicht daran, die Gurken in schmale Streifen zu schneiden. Und was zum Teufel heißt das – den Salat schleudern? Wir sollten eigentlich gar keinen Salat dabeihaben – das ist doch kein Essen fürs Campen.«
»Das ist für Frauen«, sagte Jake.
Tucker hob streitlustig den Kopf. Aber als er sah, dass Jakes Augen schelmisch funkelten, musste er lachen. »Ja, das glaube ich auch.«
Auf der anderen Seite des Lagerfeuers, in der Nähe der
Zelte, verstaute Eddie, von mehreren Frauen umringt, die Ausrüstung in den Unterkünften. Die Übrigen warteten darauf, ihm jeden Wunsch von den Lippen abzulesen.
»Warum schließt du dich ihnen nicht an?«, fragte Jake Tucker. »Das muss doch einer von den Boni sein, oder? Schöne weibliche Gäste. Harmloses Flirten.«
Tucker las noch immer Amys Anweisungen und murmelte vor sich hin. »Das ist kompliziert.«
»Du meinst, die Frau ist kompliziert. Speziell Amy.«
»Sind das nicht alle Frauen?«
»Jede, mit der man gerade zu tun hat«, sagte Jake mit Nachdruck.
Tucker blickte auf und musterte ihn. »Man hat keine Probleme mit Frauen, nicht hier«, sagte er kurz angebunden. »Weil es hier nämlich nur Callie gibt, und da du wieder fortgehst, kann sie dir auch keine Schwierigkeiten machen, überhaupt keine.«
»Tucker …«
»Du streichst den Stall. Du verkaufst unsere Ranch. Und dann gehst du weg. In dieser Reihenfolge. Erinnerst du dich?«
»Ich verkaufe euch nicht. Ich kann die Ranch nicht halten, ich kann es mir nicht...«
»Ja, ja. Ich kenne die Geschichte, spar dir also deine Worte.« Er schob Amys langen Brief in die Tasche und stolzierte davon.
Sie sprachen nur miteinander, wenn es darum ging, was getan werden musste. Callie rief regelmäßig per Funk Tucker an, sprach aber zu Jake kein Wort.
Hatte er denn tatsächlich geglaubt, vielleicht hier hineinzupassen? Er musste wohl geträumt haben. In dieser und der darauffolgenden Nacht quälten Jake Steine unter seinem Schlafsack, anhängliche Frauen und mehr Insekten,
als er je gesehen hatte. Zum Glück überstand er das alles, und zwei Tage später ritten sie schließlich weiter.
Mittlerweile wusste Jake aber nicht mehr, warum er immer noch hier war. Ihm fehlten eine heiße Dusche und ein warmes Bett, und vermutlich würde sein Hintern nach all den Stunden im Sattel nie mehr derselbe sein.
Er wollte nur eines: ein Rückflugticket nach Hause, ob er nun wieder als Firefighter arbeiten konnte oder nicht, ob er nun die Ranch verkaufte oder nicht.
Schließlich ritten sie zurück in Richtung Ranch, und er sah Callie, wie sie auf der Veranda des Haupthauses stand. Sie trug die übliche Jeans und ein Top mit einer Bluse darüber, kein Hut heute, weshalb ihr die roten Haare um Gesicht und Schultern wehten. Stolz und selbstbewusst stand sie da. Allein ihr Anblick erfüllte ihn mit einer Sehnsucht, die er nicht begreifen konnte.
Und plötzlich wich der Drang, nach Hause zu fliegen, dem Wunsch, mit Callie zusammen zu sein.
Sie sah ihn, dessen war er sich sicher, doch sie reagierte nicht. Unbeirrt stieg er vom Pferd, warf
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