Brandhei
Felsen, wo Rotwild, Raubvögel, Schlangen und Kojoten ihr Zuhause hatten. Der Talboden bestand aus weizengelbem Grasland, gesprenkelt mit Buschwerk und riesigen Eichen, die breit genug waren, dass sich ganze Rudel von Kojoten dahinter verstecken konnten.
Über ihnen bot der Himmel ein prächtiges Schauspiel, er wechselte die Farbe von Blau zu Schiefer bis hin zu fast Schwarz, aber es fiel kein einziger Tropfen. Wenn es zu regnen begonnen hätte, hätte Callie die College-Boys vielleicht zur Umkehr überreden können. Doch sie waren Feuer und Flamme, und sie musste zugeben, dass es ein schönes Gefühl war, zu reiten.
Bis zur Mittagszeit hatten sieben der acht Studenten aus dem Bundesstaat Washington sie angebaggert.
Callie nahm jede Anmache auf dieselbe Weise auf, also höchst amüsiert. Smithy war der Aggressivste, ein einundzwanzigjähriger Basketball-Star und Gottes Geschenk an die Frauen – man musste ihn nur danach fragen. Er mochte es nicht, wenn man ihn abwies, und als Callie ihn zweimal abgewiesen hatte, war er extra schnell geritten und hatte sich besonders unmöglich aufgeführt. Er toppte einfach alles, was die anderen taten, so dass Callie ihm schließlich am liebsten an die Gurgel gefahren wäre.
»So einen gibt’s in jeder Gruppe«, meinte Eddie abschätzig nach dem Mittagessen, als Smithy versucht hatte, mit seinem Pferd, Tongue, über einen schmalen Bach zu springen. Tongue – so genannt, weil er sehr gern an allem leckte – lief mit Smithy überall hin, wohin sein Reiter wollte, bis seine Hufe nass wurden. Da blieb er so abrupt stehen, dass Smithy über ihn hinwegsegelte und im Bach landete.
Smithy war wütend gewesen – und wurde noch wütender, als seine Kumpel sich vor Lachen geradezu bogen. Doch seine Wut konnte es mit der von Callie nicht aufnehmen. Mit Zornesblitzen in den Augen wollte sie auf ihn losgehen, aber Eddie und Tucker legten ihr jeder die Hand auf die Schulter und hielten Callie zurück, bis sie sich wieder beruhigt hatte. Anschließend führte sie ein langes Gespräch mit Smithy, und nachdem sie ihm gedroht hatte, ihn zusammen mit Eddie zurückzuschicken, entschuldigte er sich und versprach, artig zu sein.
»Hast du immer solche Probleme?«, fragte Jake, nachdem sie wieder auf dem Trail ritten.
»Welche? Idioten zu führen oder mit lächerlichen Anmachversuchen fertig zu werden?«
»Den Anmachen hauptsächlich.«
»Nein«, gab sie zu. »Nie.«
»Ich bitte dich.«
»Ehrlich. Wir haben nur selten eine Gruppe von alleinstehenden Männern.« Sie warf Jake einen ironischen Blick zu. »Normalerweise bringen sie ihre Frauen mit.«
Er runzelte die Stirn. »Sehr witzig.«
»Das fand ich auch.«
»Aber warum habe ich das Gefühl, ich müsste einigen von den Jungs mal so richtig den Kopf waschen?«
Callie schaute zum dunkler werdenden Himmel hoch. Jake hatte Recht gehabt, es braute sich ein heftiges Gewitter zusammen. »Es sind doch nur dumme Jungs.«
»Sie sind nicht viel jünger als du, und ich habe noch nie erlebt, dass du dich so benimmst.«
»Kennst du mich gut genug, um das beurteilen zu können?«
»Ja«, sagte er kühn. »Genauso, wie du mich kennst. Ob es uns nun gefällt oder nicht.«
Sie ritten eine Weile schweigend weiter auf dem Talboden, der auf beiden Seiten von hoch aufragenden Canyon-wänden und dräuenden Wolken umgeben war. In der Ferne hörten sie es donnern, aber es regnete noch nicht. »Ich wollte dich nicht kennen lernen«, sagte sie schließlich. »Dann wäre es mir nämlich egal, wenn du fortgingest.«
»Ich denke jeden Tag daran, die Ranch wieder zu verlassen.«
»Du kannst es wohl gar nicht erwarten, zu gehen.«
Er sah sie an. »Die meiste Zeit. Aber hin und wieder, so wie jetzt... möchte ich nie mehr fortgehen.«
Cally wusste nicht, was sie mit dieser Antwort anfangen sollte, deshalb erwiderte sie nichts darauf. Sie ritten weiter ein ausgetrocknetes Flussbett entlang.
Jake, der jetzt vor ihr war, konnte mit seinem Pferd gut umgehen. Er war inzwischen ein recht guter Reiter geworden.
Hielt die Zügel straff und saß mühelos im Sattel. Er war wirklich eine Art Chamäleon, denn er passte sich rasch jeder neuen Umgebung an, wie fremd sie ihm auch war.
Der Letzte der acht Studenten, der Einzige, der sie noch nicht angemacht hatte, kam neben Callie geritten.
»Gibt’s ein Problem?«, fragte sie ihn.
»Oh, nein.« Wes grinste breit. »Das ist toll, was wir hier machen.«
»Na.« Sie hob eine Braue. »Möchten Sie
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