Brandhei
hätte, nahm ihr das ein wenig die Besorgnis.
»Ich schätze mal, die Jungs sitzen inzwischen alle warm und trocken am Kaminfeuer«, murmelte Smithy irgendwann.
»Ganz bestimmt«, sagte Callie. »Und wahrscheinlich haben sie auch schon alle etwas Warmes im Bauch.«
Er sah so betrübt drein, dass er ihr fast leidtat – aber nur, bis sie erneut zu Jake hinübersah. Egal, was er sagte, seinem Gesicht und der Körperhaltung nach zu urteilen litt er große Schmerzen. Smithys Dummheit hatte ihm alles abverlangt. Gut möglich, dass Jake sich die Schulter ausgerenkt hatte, er hätte auch flussabwärts gespült werden können... Jedes Jahr kamen hier draußen Menschen ums Leben, die so töricht gewesen waren wie Smithy heute.
»Es tut mir leid«, sagte er, wodurch ihr klar wurde, dass sie laut gesprochen haben musste. Und diesmal merkte sie, dass er es auch so gemeint hatte.
Als sie die Canyons hinter sich gebracht hatten, mussten sie nicht mehr so dicht nebeneinander reiten. Jake schob sich näher an Callie heran und ließ Smithy ein wenig
vorausreiten. »Alles in Ordnung mit dir?«, fragte er ruhig.
»Ich wollte dich gerade dasselbe fragen. Wie geht’s dir?«
»Einigermaßen.«
Sie betrachtete sein Gesicht, aber es war unergründlich und gab nichts preis von seinen Gefühlen. »Das war knapp, was?«
Er brummelte zustimmend, was jedoch bedeutete, dass er nicht weiter darauf angesprochen werden wollte.
»Du hast ihn gerettet, Jake.« Sie brachte die Angst zum Ausdruck, die sie beschlichen hatte. »Und wenn du nun solche Heldentaten nicht gewohnt gewesen wärst oder wenn du nicht hättest schwimmen können? Oder wenn du nicht so schnell gewesen wärst? Ich weiß nicht, ob ich das hätte tun können, was du getan hast.«
Er berührte ihr Gesicht. »Du hättest es gekonnt. Und du hättest es getan.«
Callie schaute ihn durch die Dunkelheit hindurch an. Heute war ein Band zwischen ihnen entstanden, mit dem sie nicht gerechnet hatte, und ihre Beziehung war nun noch vertieft worden, ob es ihr nun gefiel oder nicht. »Und du hast wirklich keine Schmerzen?«
»Doch, ehrlich gesagt, ja.«
Ihr blieb fast das Herz stehen. »Sollen wir anhalten, damit ich dir die Schulter massieren kann?«
»Möchtest du nicht vorher wissen, wo ich Schmerzen habe?«
Sie musste lachen. »Weißt du was? Vielleicht möchte ich das gar nicht.«
Jake verlagerte das Gewicht im Sattel. »Verflucht, wie schaffst du das nur tagaus, tagein? Mein bestes Stück ist so wund, dass es gleich abfällt.«
Er konnte es nicht fassen, aber Callie lachte. Und als
Smithy ihr einen gekränkten Blick zuwarf, weil er offenbar glaubte, dass sie ihn auslachte, lachte sie noch lauter. »Verzeih mir«, stieß sie keuchend hervor.
»Das kommt vom Stress«, sagte Jake zu Smithy, der ernsthaft nickte.
Callie schüttelte nur den Kopf, aber das Lachen hatte einen Großteil der Anspannung von ihr genommen. Und dass Jake da war, hatte viel dazu beigetragen. Schließlich kamen sie aus den Bergen heraus, überquerten die Ebene und erblickten die Lichter der Ranch, die durch die Nacht blinkten. Die drei blieben Seite an Seite stehen und sahen einander an. »Ich habe noch nie etwas Erfreulicheres gesehen«, sagte Callie.
Jake schwieg, und da musste sie daran denken, dass dies für ihn ja nicht galt. Und was heute passiert war, hatte seine Meinung wahrscheinlich noch gefestigt.
Eddie und Tucker warteten schon im Stall und nahmen ihnen die Ausrüstung und die Pferde ab. Stone brachte den erschöpften Smithy ins Haus und sorgte dafür, dass er duschen konnte und etwas zu essen bekam.
»Ihr beide auch«, sagte Tucker zu Jake und Callie. »Wir machen hier alles fertig.« Er deutete mit dem Kinn auf das offene Stalltor. Das Licht fiel hinaus in die Nacht und erhellte den silbern glitzernden Vorhang des Regens.
Jake hatte keine Widerrede. Er brachte Callie in ihr Blockhaus. Sie zog die Tür auf, dann legte sie ihm die Hand auf die Brust. Sein Herz tat einen Sprung, denn er meinte, sie würde ihn hereinbitten und sich um ihn kümmern – nicht, dass er das gebraucht hätte, aber ein wenig zärtliche Zuwendung würde ihn erheblich aufmuntern. Doch Callie versperrte ihm den Zutritt. »Nun wärm dich doch erst einmal auf«, sagte sie und schloss die Tür.
Er stand da, sah sie einen Augenblick lang an und seufzte.
In seiner Hütte nahm er eine lange, heiße Dusche und ließ den dampfenden Wasserstrahl auf seine diversen schmerzenden Stellen und blauen Flecken
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