Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Brandherd

Brandherd

Titel: Brandherd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
Vom Netzwerk:
hatte Neuigkeiten, die er mir mitteilen würde, wenn ich anriefe, und Fielding meldete, dass die Quinns heute in den frühen Abendnachrichten im Fernsehen erklärt hatten, dass sie meine Behörde und mich verklagen würden, weil ich den Verfassungsgrundsatz der Trennung von Kirche und Staat verletzt und nicht wieder gutzumachenden seelischen Schaden angerichtet hätte.
    Ich setzte mich auf die Bettkante und zog mir die Schuhe aus. Meine Strumpfhose hatte eine Laufmasche, und ich knüllte sie zusammen und warf sie in den Papierkorb. Die Kleider schnitten mir in den Leib, weil ich sie zu lange getragen hatte, und ich bildete mir ein, dass der Gestank von kochenden menschlichen Knochen in meinem Haar hinge.
    »Scheiße!« rief ich halblaut. »Was ist das bloß für ein verfluchtes Leben?«
    Ich riss mir Kostüm, Bluse und Slip vom Leib und warf sie, so wie sie waren, aufs Bett. Ich vergewisserte mich, dass der Riegel vorgelegt war, und fing an, Wasser in die Wanne laufen zu lassen, so heiß, wie ich es gerade noch ertragen konnte. Das Geplätscher wirkte beruhigend, und ich gab ein schäumendes Badegel dazu, das wie sonnengereifte Himbeeren roch. Die Aussicht, Benton zu sehen, verwirrte mich. Wie hatte alles bloß so weit kommen können? Liebhaber, Kollegen, Freunde, was immer wir angeblich waren, es hatte sich zu einem zarten Gebilde verwoben, flüchtig und wandelbar wie ein Bild im Sand. Unsere Beziehung war ein Muster aus zarte n Farben, kompliziert, spröde und leicht durcheinander zu bringen. Er rief an, als ich mich gerade abtrocknete.
    »Tut mir Leid, dass es so spät geworden ist«, sagte er.
    »Wie geht's dir?«, fragte ich.
    »Hast du Lust in die Bar zu gehen?«
    »Nicht, wenn die Braves dort sind. Krawall kann ich jetzt nicht gebrauchen.«
    »Die Braves?«, fragte er.
    »Warum kommst du nicht in mein Zimmer? Es gibt 'ne Minibar.«
    »Bin in zwei Minuten da.«
    Er stand in seiner typischen Uniform aus dunklem Anzug und weißem Hemd vor mir. Beide zeigten Spuren eines harten Arbeitstages, und er brauchte eine Rasur. Er nahm mich in die Arme, und eine lange Weile standen wir so, ohne zu sprechen.
    »Du duftest nach Obst«, sagte er in mein Haar.
    »Wir sollten doch eigentlich in Hilton Head sein«, murmelte ich.
    »Was hat uns denn plötzlich nach Philadelphia verschlagen?«
    »Es ist alles so ein verdammter Mist«, sagte er. Benton löste sich sanft von mir und zog sein Jackett aus. Er legte es über mein Bett und öffnete die Minibar.
    »Das Übliche?« fragte er.
    »Nur ein bisschen Evian.«
    »Also, ich brauche was Stärkeres.«
    Er schraubte den Verschluss von einem Johnny-Walker-Fläschchen.
    »Genauer gesagt genehmige ich mir einen Doppelten und, verdammt noch mal, mit Eis«, verkündete er.
    Er reichte mir das Evian, und ich beobachtete, wie er sich den Schreibtischstuhl nahm und sich setzte. Ich stopfte mir Kissen in den Rücken und machte es mir bequem, während wir einander aus der Entfernung musterten.
    »Was gibt's denn für Ärger?« fragte ich. »Mal abgesehen davon, dass es sowieso nur Ärger gibt.«
    »Das Übliche, was es immer gibt, wenn ATF und Bureau auf denselben Fall losgelassen werden«, sagte er und nippte an seinem Drink. »Dann freue ich mich immer, dass ich im Ruhestand bin.«
    »Viel Ruhe kann ich da nicht entdecken«, sagte ich ironisch.
    »Das kannst du laut sagen. Als wenn Carrie mir nicht genug Kopfzerbrechen bereiten würde. Dann rufen sie mich auch noch zu diesem Mord. Ehrlich, Kay, das ATF hat seine eigenen Profiler, und ich finde, das Bureau sollte seine Nase hier überhaupt nicht reinstecken.«
    »Erzähl mir was Neues, Benton. Deswegen verstehe ich auch gar nicht, wie die ihre Einmischung rechtfertigen wollen, es sei denn, sie behaupten, der Mord an der Frau sei ein terroristischer Akt.«
    »Es geht um eine eventuelle Verbindung zum Warrenton-Mord«, erklärte er. »Wie du weißt. Und da braucht so ein Dienststellenleiter den Ermittlungsbeamten doch bloß telefonisch zu versichern, dass das Bureau zu jeder Unterstützung bereit sei. Und schon heißt es, sie haben das Bureau hinzugezogen, und hier bin ich nun. Irgendwann heute waren zwei FBI-Beamte vor Ort, und schon sind alle angepisst.«
    »Dabei stehen wir doch angeblich alle auf derselben Seite«, sagte ich, und dies ewige Thema machte mich wieder wütend.
    »Anscheinend hat einer der beiden von der FBIAußenstelle in Philly eine Neun-Millimeter-Patrone am Tatort versteckt, um zu testen, ob Pepper das Ding

Weitere Kostenlose Bücher