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Brandherd

Brandherd

Titel: Brandherd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
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diesmal keineswegs wie gewünscht ganze Arbeit geleistet hat. Der erste Stock, ein Gästezimmer unmittelbar darüber im zweiten und das Wohnzimmer im Erdgeschoss sind allerdings ziemlich verbrannt, wobei di e Decke im Badezimmer besonders stark beschädigt ist. Und der Zementfußboden in der Garage ist aufgeplatzt.«
    Das passierte, wenn eine rasche, intensive Hitzeentwicklung die im Zement eingeschlossene Feuchtigkeit zum Kochen brachte.
    »Die Garage befand sich wo?«, fragte ich, während ich mir vorzustellen versuchte, was sie beschrieb.
    »Auf derselben Seite des Hauses wie die Wohnräume. Es war wieder ein schnelles, heißes Feuer. Der Brandschaden ist jedoch nicht total, da ist eine Menge nur oberflächlich Verkohltes. Was den Rest des Hauses betrifft, so haben wir es hauptsächlich mit Rauch- und Wasserschäden zu tun. Was nicht übereinstimmt mit dem Werk desjenigen, der Sparkes' Farm angezündet hat. Bis auf einen wichtigen Punkt: Bis jetzt sieht es nicht so aus, als wäre ein Brandbeschleuniger benutzt worden, und es gab keine ausreichende Menge Brennbares im Bad, die die Höhe der Flammen erklären könnte.«
    »Befand sich die Leiche in der Badewanne?«, fragte ich.
    »Ja. Wenn ich dran denke, sträuben sich mir die Nackenhaare.«
    »Das glaub ich Ihnen. Und in welchem Zustand ist die Leiche?«
    McGovern fuhr mit ihrem Dienstwagen, einem Ford Explorer, mit einer Geschwindigkeit von konstant zehn Meilen über dem Tempolimit, als ich ihr die zentrale Frage stellte.
    »Nicht so verbrannt, dass der Medical Examiner nicht hätte feststellen können, dass man ihr die Kehle durchgeschnitten hat.«
    »Dann ist sie also schon autopsiert worden?«
    »Ehrlich gesagt, ich weiß nicht, wie viel bisher gemach t worden ist. Doch sie bleibt, wo sie ist. Das ist Ihr Feld. Meins besteht darin, den Tatort nach verwertbaren Spuren abzusuchen.«
    »Dann brauche ich also diesmal nicht wieder Schutt zu schaufeln?«
    McGovern lachte und stellte den CD-Spieler an. Mit Mozart hatte ich nicht gerechnet.
    »Sie können buddeln, so viel Sie wollen«, sagte sie mit einem Lächeln, das die Atmosphäre beträchtlich entspannte. »Sie machen das übrigens gar nicht schlecht für jemanden, der wahrscheinlich nur dann rennt, wenn ihm jemand auf den Fersen ist, und der nichts zu wälzen hat außer intellektueller Probleme.«
    »Man braucht nur genügend Leichen zu öffnen und zu bewegen, und Hantelübungen erübrigen sich«, sagte ich, was allerdings eine starke Übertreibung war.
    »Zeigen Sie mal Ihre Hände.«
    Ich tat es, und sie warf einen Blick darauf, während sie die Spur wechselte.
    »Du meine Güte. Offenbar hatte ich bisher keine Vorstellung davon, was Sägen und Skalpelle und Heckenscheren für den Muskeltonus bewirken können«, war ihr Kommentar.
    »Heckenscheren?«
    »Na, Sie wissen schon, dies Gerät, womit man den Brustkorb öffnet.«
    »Rippenschere, bitte.«
    »Na gut, aber ich habe in manchen Leichenschauhäusern schon Heckenscheren gesehen und auch Stricknadeln, um in Schusswunden nach Kugeln zu stochern.«
    »Nicht in meinem. Jedenfalls nicht in dem, was ich jetzt habe. Obwohl ich zugebe, dass man früher lernen musst e zu improvisieren«, räumte ich ein, während weiter Mozart ertönte.
    »Jeder hat so seine Berufsgeheimnisse, von denen er lieber nicht möchte, dass sie vor Gericht zur Sprache kommen«, gestand McGovern ein. »Etwa das beschlagnahmte Glas Branntweinkirschen, dass man in einer geheimen Schreibtischschublade verstaut hat. Oder Cops, die sich vom Tatort Souvenirs mitnehmen wie Marihuanapfeifen oder exotische Waffen. Oder Medical Examiners, die sich nicht von künstlichen Hüften und Teilen von zertrümmerten Schädeln trennen können, die eigentlich mit der Leiche beerdigt werden sollten.«
    »Ich will gar nicht leugnen, dass der eine oder andere meiner Kollegen sich nicht immer korrekt verhält«, sagte ich. »Aber unerlaubt Körperteile an sich zu bringen, fällt meiner Meinung nach nicht in dieselbe Kategorie wie ein Glas Früchte in Alkohol.«
    »Sie sind schrecklich tugendhaft, Kay, oder?«, stellte McGovern fest. »Anders als der Rest von uns, vertun Sie sich nie oder machen irgendwas falsch. Bestimmt passiert es nie, dass Sie sich überfressen oder betrinken. Und ehrlich gesagt, das ist auch der Grund, warum wir armen Würstchen uns in Ihrer Gegenwart so fürchten - weil wir Angst haben müssen, dass uns Ihr missbilligender Blic k trifft.«
    »Liebe Güte, was für ein grässliches Bild!« rief

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