Brandherd
aufspürt.«
Benton ließ den Scotch langsam in seinem Glas kreisen.
»Das hat er natürlich nicht, weil man ihm noch gar nicht den Befehl gegeben hatte, mit der Suche überhaupt loszulegen«, fuhr er fort. »Und der Agent meinte, das sei doch komisch, und murmelte was davon, dass man dem Hersteller die Hundenase zurückschicken sollte.«
»Was ist das denn für ein Vollidiot?«, fragte ich aufgebracht. »Er kann noch von Glück sagen, dass der Hundeführer ihm nicht die Hölle heiß gemacht hat.«
»So sieht's also aus«, fuhr er mit einem Seufzer fort. »Immer derselbe Mist. Früher hatten die FBI-Leute noch Besseres zu tun. Spreizten sich nicht ständig vor der Kamera und rissen keine Ermittlungen an sich, für die sie nicht qualifiziert waren. Es ist mir peinlich. Es ist mir mehr als peinlich, ich bin stinksauer, denn diese unbeleckten Idioten da draußen ruinieren nicht nur ihren eigenen Ruf, sondern meinen gleich mit, nachdem ich fünfundzwanzig Jahre dafür gearbeitet habe ... Na ja. Ich weiß auch nicht mehr, was ich tun soll, Kay.«
Unsere Blicke begegneten sich, während er trank.
»Mach einfach weiter einen guten Job, Benton«, sagte ich leise.
»So abgegriffen es klingt, aber es ist doch das Einzige, was wir tun können. Nicht fürs Bureau, nicht für das ATF oder die Staatspolizei von Pennsylvania. Sondern für die Opfer und die möglichen Opfer. Sie sind es, die zählen.«
Er trank sein Glas aus und stellte es auf den Schreibtisch. Die Lichter von Penn's Landing draußen vor meinem Fenster hatten etwas Festliches, und Camden, New Jersey , funkelte auf der anderen Seite des Flusses.
»Ich glaube nicht, dass Carrie noch in New York ist«, sagte er dann und starrte in die Nacht hinaus.
»Ein tröstlicher Gedanke.«
»Ich habe keinerlei Hinweise dafür, außer dass niemand sie gesehen hat und es auch sonst keine Anzeichen gibt, dass sie in der Stadt ist. Wie kommt sie beispielsweise an Geld? Oft ist das der Anfang einer Spur. Raub, gestohlene Kreditkarten. Im Moment sieht es nicht so aus, als ob sie da draußen so was machte. Was selbstverständlich nicht heißt, dass sie es nicht doch tut. Aber sie hat einen Plan, und ich bin mir sicher, dass sie den durchzieht.«
Tiefe Schatten umspielten sein scharfes Profil, und immer noch starrte er auf den Fluss hinaus. Benton war niedergeschlagen. Er klang erschöpft und mutlos, und ich stand auf und ging zu ihm.
»Wir sollten schlafen gehen«, sagte ich und massierte ihm die Schultern. »Wir sind beide müde, und dann sieht alles immer noch schlimmer aus, habe ich nicht Recht?«
Er lächelte ein wenig und schloss die Augen, während ich seine Schläfen bearbeitete und seinen Nacken küsste.
»Wie viel nimmst du dafür die Stunde?«, murmelte er.
»Du kannst mich nicht bezahlen«, sagte ich. Wir schliefen nicht zusammen, weil die Zimmer klein waren und wir beide Ruhe brauchten. Ich legte wert auf meine Dusche am Morgen und er auf seine, und das war der Unterschied zwischen einer noch jungen Beziehung und einer partnerschaftlichen. Es hatte einmal eine Zeit gegeben, da hatten wir ganze Nächte durchwacht, so sehr verzehrten wir uns nach einander, denn wir arbeiteten zusammen, er war verheiratet, und wir durften unserem Verlangen nicht nachgeben. Ich vermisste es manchmal, mich so lebendig zu fühlen. Oft, wenn wir jetzt zusamme n waren, fühlte mein Herz sich stumpf an oder ich verspürte so eine Wehmut, und dann kam ich mir auf einmal alt vor. Der Himmel war grau, der Asphalt nass von der Straßenreinigung, als Benton und ich kurz nach sieben auf der Walnut Street durch die Innenstadt fuhren. Dampf stieg aus Gullys und Straßenschächten auf, der Morgen war feucht und kühl. Die Obdachlosen schliefen auf Bürgersteigen oder unter schmutzigen Decken in Parks; gegenüber dem Polizeipräsidium, unter einem Schild mit der Aufschrift Abfälle abladen verboten, lag ein Mann, der aussah wie tot. Ich fuhr, während Benton seine Akten durchsah. Auf einem gelben Schreibblock machte er sich Notizen und dachte über Dinge nach, von denen ich nichts wusste. Ich bog in die Interstate 76 West ein; Rücklichter reihten sich wie rote Glasperlen bis zum Horizont, während in unserem Rücken die Sonne strahlte.
»Warum wählt wohl jemand ein Badezimmer, um Feuer zu legen?«, fragte ich. »Warum nicht eine andere Stelle des Hauses?«
»Offensichtlich hat das Badezimmer für ihn irgendeine Bedeutung, falls es hier um Serienmorde gehen sollte«, meinte er und blätterte
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