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Brandherd

Brandherd

Titel: Brandherd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
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werde ich nach Ihnen Ausschau halten und Sie zur Rechtsberatung bringen oder wo auch immer sie hinmüssen.«
    »Ich würde mir gern Carrie Grethens Station ansehen, die Orte, an denen sie sich sonst noch aufgehalten hat.«
    »Ich stehe zu Ihrer Verfügung.«
    »Das ist sehr freundlich von Ihnen«, sagte ich. Lucy öffnete die Wartungsklappen, um Flüssigkeitsstände, Kabel und die übrigen Punkte der Checkliste zu überprüfen, ehe wir in die Luft starteten. Ihre Bewegungen waren flink, jeder Handgriff saß, und als sie auf den Rumpf kletterte, um den Hauptrotor zu inspizieren, fragte ich mich, wie viele Hubschrauberunfälle wohl auf schlechte Wartung zurückzuführen waren. Erst als ich auf den Sitz des Kopiloten geklettert war, bemerkte ich das AR-15-Sturmgewehr in einem Ständer hinter ihr, und gleichzeitig fiel mir auf, dass die Steuerelemente auf meiner Seite nicht entfernt worden waren. Passagier e durften keinen Zugang zu Pitch und Stick haben, und die Pedale für den Heckmotor mussten abgeklemmt sein, damit Unkundige sie nicht zufällig betätigten.
    »Was hat das denn zu bedeuten?«, fragte ich Lucy, als ich meinen Vier-Punkt-Sicherheitsgurt anlegte.
    »Wir haben einen langen Flug vor uns.«
    Sie zog den Gashebel mehrmals voll auf, um sicher zu sein, dass der Griff nicht klemmte und auf Null zurückging.
    »Das ist mir schon klar«, sagte ich.
    »Ein Überlandflug ist eine gute Gelegenheit, es mal selbst zu versuchen.«
    Sie zog den Collective und bewegte den Stick in großen Kreuzen hin und her.
    »Wer soll was selbst versuchen?«, fragte ich mit wachsender Beunruhigung.
    »Du, zu fliegen. Du brauchst praktisch nichts anderes zu tun, als die Höhe und Geschwindigkeit zu kontrollieren und den Vogel waagerecht zu halten.«
    »Kommt überhaupt nicht in Frage.«
    Sie drückte den Anlasser, und die Turbine begann zu surren.
    »Und ob.«
    Die Rotorblätter setzten sich in Bewegung, und das röhrende Geräusch des Windes wurde lauter.
    »Wenn du mit mir fliegen willst«, sagte meine Nichte, die Pilotin und geprüfte Fluglehrerin, über den Lärm hinweg, »dann hätte ich gern die Gewissheit, dass du dich gegebenenfalls nützlich machen kannst, falls es ein Problem gibt, okay?«
    Ich sagte nichts mehr, während sie den Gasgrif f aufdrehte und die Drehzahl erhöhte. Sie betätigte einige Schalter und testete die Warnlampen, dann schaltete sie das Funkgerät ein, und wir setzten die Kopfhörer auf. Lucy hob uns von der Plattform empor, als hätten wir die Schwerkraft überwunden. Sie steuerte uns in den Wind und beschleunigte den Hubschrauber vorwärts, bis er aus eigener Kraft zu steigen schien. Wir erhoben uns über die Baumwipfel hinaus, die Sonne stand hoch im Osten. Als wir den Tower und die Stadt hinter uns gelassen hatten, begann Lucy mit der ersten Flugstunde.
    Ich kannte zwar die meisten Steuerelemente schon und wusste, wozu sie gut waren, aber ich hatte so gut wie keine Ahnung davon, was sie bewirkten und wie sie zusammenspielten. So wusste ich beispielsweise nicht, dass der Hubschrauber, wenn man den Collective zieht und Gas gibt, nach rechts giert, was bedeutet, dass man das linke Fußpedal zur Heckrotorsteuerung bedienen muss, um dem Drehmoment des Hauptrotors entgegenzuwirken und so das Fluggerät in Trimm hält. Und wenn es aufgrund des Zugs am Collective steigt, nimmt die Geschwindigkeit ab, was bedeutet, dass man das Cyclic nach vorne drücken muss. Und so weiter. Es war wie Schlagzeugspielen, jedenfalls soweit ich wusste, nur dass ich hier nach begriffsstutzigen Vögeln, nach Türmen, Antennen und Flugzeugen Ausschau halten musste.
    Lucy war sehr geduldig, und die Zeit verging buchstäblich im Fluge, da wir mit hundertzehn Knoten vorankamen. Als wir uns aus nördlicher Richtung Washington näherten, konnte ich den Hubschrauber schon relativ ruhig halten, während ich gleichzeitig den Kreiselkompass ausrichtete, sodass er mit dem magnetischen übereinstimmte. Unsere Flugrichtung war 050 Grad, und wenn ich auch immer nur eine Sach e gleichzeitig überblickte - etwa das Global Positioning System, kurz GPS genannt -, fand Lucy doch, dass ich mich gut anstellte und uns auf Kurs hielt.
    »Wir haben ein kleines Flugzeug in Richtung drei Uhr«, teilte sie mir über Funk mit. »Siehst du's?« »Ja.«
    »Dann musst du sagen: Tally-ho. Und es befindet sich überm Horizont. Das kannst du doch erkennen, oder?«
    »Tally-ho.«
    »Lucy lachte. Nein. Tally-ho heißt nicht verstanden, sondern: Ich sehe es. Und wenn

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