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Brandherd

Brandherd

Titel: Brandherd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
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seinen Kumpels übrig waren? Darauf können Sie Ihre Stiefel verwetten.«
    »Falls Sie das beruhigt«, sagte er und blickte auf seine Füße nieder, »die Dinger taugen sowieso nicht mehr viel.«
    Eine viertel Stunde später waren wir auf der Constitution und fuhren am Innenministerium vorbei. Das Washington Monument ragte über die Mall, wo Zelte aufgestellt waren, um afroamerikanische Kunst zu feiern, und Straßenhändler von kleinen Lastwagen herunter Krebse von der Ostküste und T-Shirts verkauften. Das Gras zwischen den Ständen mit dem knöcheltiefen Abfall vom Vortag bot einen deprimierenden Anblick, und alle naselang heulte ein Krankenwagen vorbei. Wir waren mehrere Male im Kreis gefahren; das Smithsonian lag in der Ferne zusammengerollt wie ein dunkelroter Drache. Es war kein Parkplatz zu finden, und typischerweise waren die Straßen entweder Einbahnstraßen oder endeten abrupt in der Mitte eines Blocks. Andere waren ganz gesperrt, und die genervten Pendler stellten sich stur, selbst wenn das bedeutete, dass man beim Wenden in das Hinterteil eines geparkten Busses hineinfahren musste.
    »Wissen Sie, was wir jetzt tun?«, sagte ich und bog in die Virginia Avenue ein, »wir werden den Wagen am Watergate Hotel einem Hausdiener übergeben und uns ein Taxi nehmen.«
    »Wer zum Teufel will denn in so einer Stadt wohnen?«, nörgelte Marino.
    »Leider eine Menge Leute.«
    »An einem so versauten Ort«, fuhr er fort. »Herzlich willkommen in Amerika.«
    Der livrierte Hausdiener am Watergate war sehr entgegenkommend und schien es nicht weiter merkwürdi g zu finden, dass ich ihm meinen Wagen gab und ihn bat, ein Taxi zu rufen. Meine kostbare Fracht lag auf dem Rücksitz, verpackt in einem stabilen Karton, der mit Styroporchips gefüllt war. Marino und ich wurden um kurz vor zwölf an der Ecke Twelfth und Constitution abgesetzt und stiegen die bevölkerten Stufen zum National Museum of Natural History hinauf. Die Sicherheitsmaßnahmen waren seit dem Bombenattentat von Oklahoma verschärft worden, und der Wärter teilte uns mit, dass Dr. Vessey herunterkommen und uns nach oben begleiten müsse.
    Während wir warteten, wanderten wir in einer Ausstellung mit dem Namen Juwele der Tiefsee umher und musterten flüchtig dornige Austern aus dem Atlantik und Korallen aus dem Pazifik, während der Schädel eines Entenschnabelsauriers uns von der Wand herab beobachtete. Es gab Aale und Fische und Krebse in Gläsern zu besichtigen, Baumschlangen und eine Mosasaurusechse, die man in Kansas in einer Kalkschicht gefunden hatte. Marino begann sich bereits zu langweilen, als die blanken Messingtüren des Aufzugs sich öffneten und Dr. Alex Vessey heraustrat. Er hatte sich wenig verändert, seit ich ihn das letzte Mal gesehen hatte. Er war weißhaarig, zierlich und hatte diese anziehenden Augen, die, wie so häufig bei Genies, ständig irgendwo anders hin gerichtet waren. Sein Gesicht war gebräunt und hatte vielleicht ein paar Falten mehr, und immer noch trug er die schwarz gerahmte Brille mit den dicken Gläsern.
    »Sie sehen gut aus«, sagte ich, als wir uns die Hände reichten.
    »Ich bin gerade aus dem Urlaub zurück. Charleston. Das kennen Sie doch bestimmt?«, sagte er, während wir zu dritt in den Aufzug stiegen.
    »Ja«, antwortete ich, »ich kenne den Chef de r Gerichtsmedizin dort sehr gut. Sie erinnern sich an Captain Marino?«
    »Selbstverständlich.«
    Wir ließen den acht Tonnen schweren afrikanischen Elefanten, der in der Rotunde stand, drei Stockwerke unter uns. Kinderstimmen kamen emporgeschwebt wie rauchige Fetzen. Das Museum war im Grunde wenig mehr als ein riesiges Lagerhaus aus Granit. Über dreißig menschliche Skelette lagerten in grünen Holzschubladen, die vom Boden bis zur Decke reichten. Es war eine Sammlung mit Seltenheitswert, die dazu diente, Menschen der Vergangenheit, insbesondere amerikanische Ureinwohner, zu erforschen. Letztere hatten in jüngster Zeit ihre Entschlossenheit bekundet, die Gebeine ihrer Vorfahren zurückzufordern. Gesetze waren verabschiedet worden, und Vessey hatte auf dem Hügel, wie die Washingtoner das Capitol nennen, die Hölle durchgemacht, als er mit ansehen musste, wie sein Lebenswerk bereits mit einem Bein aus der Tür und auf dem Weg zurück in den nichtmehr-wilden Westen war.
    »Wir haben jetzt einen Repatriierungsstab, der Daten sammelt, die dann an diese oder jene Gruppe weitergeleitet werden«, sagte er, während wir ihn einen dämmerigen, lebhaft frequentierten Flur

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