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Brandherd

Brandherd

Titel: Brandherd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
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zu einem Besuch bei Billy Bob's abholen wollte.
    »Wollen wir zu einem Rodeo?«, fragte ich ihn, als ich ihn hereinließ.
    »Sie schaffen es wirklich jedes Mal, mir die Laune zu vermiesen.«
    Er bedachte mich mit einem vergrätzten Blick, der mich unbeeindruckt ließ. Er meinte es nicht ernst.
    »Na ja, ich meine nur, Sie sehen ziemlich cool aus, wie Lucy sagen würde. Ich habe Kaffee und Granola.«
    »Wie oft muss ich Ihnen denn noch sagen, dass ich dies verwichste Vogelfutter nicht esse«, knurrte er, während er mir durchs Haus folgte.
    »Na schön, und ich serviere nun mal keine Steak-und-Ei-Brötchen.«
    »Wenn Sie's täten, würden Sie vielleicht nicht so viele Abende allein verbringen.«
    »Auf den Gedanken bin ich noch gar nicht gekommen.«
    »Hat der Smithsonier Ihnen vielleicht verraten, wo man da oben parken soll? Weil es in D.C. nämlich keine Parkplätze gibt.«
    »Im ganzen Bezirk nicht? Da sollte der Präsident aber was unternehmen.«
    Wir standen in meiner Küche. Die Sonne schien golden auf die Fenster des Nachbarhauses, und das Südfenster fing ein Bild des Flusses auf, der durch die Bäume glitzerte. Ich hatte letzte Nacht besser geschlafen, wenn ich auch keine Ahnung hatte, warum, es sei denn, mein Hirn wäre dermaßen überfrachtet gewesen, dass es einfach den Dienst aufgekündigt hatte. Ich konnte mich an keinen Traum erinnern und war dankbar dafür.
    »Ich hab ein paar VIP-Parkerlaubnisscheine vom letzten Mal, als Clinton bei uns in der Stadt war«, sagte Marino und schenkte sich Kaffee ein. »Ausgestellt vom Bürgermeisteramt.«
    Er schenkte mir ebenfalls Kaffee ein und ließ den Becher in meine Richtung schlittern wie einen Bierkrug auf der Kneipentheke.
    »Ich hab mir gedacht, wenn die Cops Ihren Mercedes und die Parkscheine sehen, glauben sie vielleicht, wir hätten diplomatische Immunität oder so was«, fuhr er fort.
    »Ich nehme doch an, Sie haben gesehen, was die den Autos da für Krallen an die Räder machen.«
    Ich schnitt ein Mohnbrötchen auf und öffnete die Kühlschranktür, um seinen Inhalt in Augenschein zu nehmen.
    »Ich habe Schweizer, Vermont Cheddar, Prosciutto.«
    Ich zog eine andere Kunsstofflade auf.
    »Und Parmiggiano reggiano - ich glaube, das passt nicht. Keinen Rahmkäse. Tut mir Leid. Aber ich habe, glaube ich, Honig, wenn Sie den lieber möchten.«
    »Wie steht's mit einer Vidalia-Zwiebel?«, fragte er und schaute mir über die Schulter.
    »Die können Sie haben.«
    »Schweizer, Prosciutto und eine Scheibe Zwiebel ist genau das, was mir der Arzt verordnet hat«, sagte Marino tief befriedigt.
    »Das nenne ich ein Frühstück.«
    »Keine Butter«, erklärte ich ihm. »Irgendwo muss ich die Grenze ziehen, damit ich mich nicht für Ihren plötzlichen Tod verantwortlich fühle.«
    »Scharfer Senf tut's auch«, sagte er.
    Ich strich pikanten gelben Senf auf eine Weißbrotscheibe, legte dann den Parmaschinken, die Zwiebelscheibe und den Käse drauf, und bis der Grilltoaster vorgeheizt war, konnte ich meine eigene Gier nicht mehr bezähmen. Ich machte dasselbe noch einmal für mich selbst zurecht und schüttete mein Granola in die Büchse zurück. Wir saßen an meinem Küchentisch, tranken kolumbianischen Kaffee und aßen, während das Sonnenlicht die Blumen in meinem Garten in schillernde Farben tauchte und der Himmel ein strahlendes Blau annahm. Um halb zehn waren wir auf der I-95 North und stießen bis Quantico auf wenig Verkehr. Als ich an der Ausfahrt zur FBI Academy und dem Stützpunkt des Marine Corps vorbeifuhr, überkam mich die Erinnerung an vergangene Zeiten, Erinnerungen an meine Beziehung zu Benton, als sie noch frisch war, und an meinen Stolz auf Lucys Leistungen bei einer Polizeibehörde, die noch immer der politisch korrekte Knabenclub war wie zu Hoovers Zeiten, nur dass die Vorurteile und die Machtspiele heutzutage verschleierter waren, da man vorging wie eine Armee in der Nacht, klammheimlich die Rechtsprechungsinstanzen auf seine Seite brachte und sich mit Erfolgen schmückte, wo immer man konnte, während man sich stetig an das Ziel, die offizielle Bundespolize i Amerikas zu werden, heranarbeitete.
    Derlei Erkenntnisse waren für mich niederschmetternd gewesen und weitgehend unausgesprochen geblieben, da ich den einzelnen Beamten nicht verletzen wollte, der einen harten Job hatte und seine Seele für etwas gab, das er für eine ehrenwerte Aufgabe hielt. Ich spürte, dass Marino mich ansah, während er Asche aus seinem Fenster klopfte.
    »Wissen Sie,

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