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Brandherd

Brandherd

Titel: Brandherd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
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Fuß befand. Es war ein hellbrauner Ziegelbau mit einer Chemischen Reinigung im Erdgeschoss, unmittelbar neben der Embassy Mobile Station. Vor dem Haus standen Fahrräder, auf kleinen Balkonen saßen junge Mieter und tranken, rauchten und genossen den milden Abend, während irgendjemand auf einer Flöte Tonleitern übte. Ein Mann mit nacktem Oberkörper reckte den Arm heraus, um sein Fenster zuzuschließen. Ich drückte auf die Klingel von Apartment 503.
    »Wer ist da?«, ertönte Lucys Stimme aus der Gegensprechanlage.
    »Wir«, sagte ich.
    »Und wer ist wi r?«
    »Die mit dem Abendessen. Es wird schon kalt«, sagte ich. Das Türschloss klickte, und wir betraten die Lobby und nahmen den Fahrstuhl.
    »Wahrscheinlich könnte sie für das, was sie hier bezahlt, in Richmond ein Penthouse bekommen«, bemerkte Marino.
    »Etwa fünfzehnhundert im Monat für eine Zweizimmerwohnung.«
    »Meine Fresse. Wie soll Janet das denn allein schaffen? Das Bureau kann ihr doch wohl nicht mehr als vierzig Riesen im Jahr zahlen.«
    »Ihre Familie hat Geld«, sagte ich. »Sonst wüsste ich auch nicht, wie.«
    »Ich kann Ihnen sagen, ich würde heutzutage nicht gern am Anfang meiner Laufbahn stehen.«
    Er schüttelte den Kopf. Die Fahrstuhltür öffnete sich.
    »In Jersey damals, als ich gerad mal angefangen hatte, hätte ich mich mit fünfzehnhundert ein Jahr über Wasser halten können. Das Verbrechen spielte noch nicht diese Rolle, und die Leute waren netter, selbst in meinem miesen Viertel. Und nun stehen wir beiden hier und arbeiten an so 'ner armen Lady, die jemand mit dem Messer bearbeitet hat und die obendrein noch verbrannt ist, und wenn wir mit ihr fertig sind, kommt schon der Nächste. Das ist wie bei diesem Wie-heißt-er-noch, der den großen Felsbrocken den Hang hinaufwuchtet, und jedes Mal, wenn er fast oben ist, rollt er ihm wieder runter. Im Ernst, Doc, ich frage mich, weshalb wir uns überhaupt die Mühe machen.«
    »Weil es schlimmer wäre, wenn wir es nicht täten«, sagte ich und blieb vor der vertrauten, blassorangefarbenen Tür stehen. Ich läutete.
    Ich hörte, wie der Sicherheitsriegel zur Seite glitt, und dann machte Janet uns auf. Sie war in FBI-Laufshorts und einem Grateful-Dead-T-Shirt, das nach einem Überbleibsel vom College aussah, und wirkte verschwitzt.
    »Herein«, sagte sie lächelnd. Im Hintergrund lief laut Annie Lennox. »Irgendwas riecht hier gut«, sagte sie. Die Wohnung bestand aus zwei Zimmern und zwei Bädern, das Ganze auf engstem Raum zusammengezwängt, und ging auf die P Street hinaus. Auf sämtlichen Möbeln stapelten sich Bücher und Kleidungsstücke, und am Boden standen Dutzende von Kartons. Lucy klapperte in der Küche herum, wo sie aus Wandschränken und Schubladen Geschirr, Besteck und Küchenkrepp zusammensuchte. Sie machte Platz auf dem Couchtisch und nahm mir die Tüte n mit dem Essen ab.
    »Du hast uns gerad noch mal das Leben gerettet«, sagte sie zu mir. »Ich hab langsam Unterzuckerung gekriegt. Übrigens - schön, dass Sie auch mitgekommen sind, Pete.«
    »Mann, ist das 'ne Hitze hier.«
    »So schlimm finde ich es gar nicht«, sagte Lucy, die ebenfalls schwitzte.
    Sie und Janet füllten sich die Teller. Sie setzten sich auf den Boden und aßen, während ich auf der Lehne der Couch hockte und Marino sich einen Plastikstuhl vom Balkon hereinholte. Lucy trug Nike-Laufshorts und ein T-Shirt und war schmutzig von Kopf bis Fuß. Beide jungen Frauen sahen erschöpft aus, und ich hatte nicht die geringste Ahnung, wie es in ihrem Innern aussah. Mit Sicherheit machten sie eine schreckliche Zeit durch. Jede geleerte Schublade und jeder zugeklebte Karton musste ein weiterer Stich ins Herz, ein kleiner Tod für sie sein und das Ende eines Lebensabschnitts besiegeln.
    »Wie lange habt ihr beiden jetzt hier gewohnt? Drei Jahre?«, fragte ich.
    »Nahezu«, sagte Janet und nahm sich eine Gabel griechischen Salat.
    »Und du wirst in der Wohnung bleiben?«, fragte ich sie.
    »Fürs Erste ja. Ich habe eigentlich keinen Grund umzuziehen, und wenn Lucy ab und zu kommt, hat sie wenigstens ein Zimmer.«
    »Ich komme sehr ungern auf dies unerfreuliche Thema zu sprechen«, sagte Marino, »aber gibt es irgendeinen Grund, dass Carrie wissen könnte, wo ihr beiden wohnt?«
    Einen Augenblick aßen die beiden Frauen schweigend. Ich streckte die Hand nach dem CD-Player aus und dreht e ihn leiser.
    »Einen Grund?«, brach Lucy das Schweigen. »Weshalb sollte es denn einen Grund geben, dass sie irgendwas über

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