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Brandherd

Brandherd

Titel: Brandherd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
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und ihn bestelle.«
    »Ich sehe mir gerade die Fischkarte an«, sagte er daraufhin ungeheuer affektiert. »Können Sie mir da etwas empfehlen?«
    »Rutschen Sie mir den Buckel runter, Marino.«
    »Na schön, Sie haben mich überredet, Doc. Ich nehme einen Burger. Wenn der Tag bloß schon zu Ende wäre , sodass ich ein Bier dazu trinken könnte. Es ist eine Qual, in einen Laden wie diesen hier zu gehen und kein Black Jack oder ein schönes, kühles Helles trinken zu können. Ich wette, die machen hier Mint Juleps. Ich habe keinen getrunken, seit ich mit diesem Mädchen aus Kentucky ausgegangen bin. Sabrina. Erinnern Sie sich an sie?«
    »Vielleicht, wenn Sie sie mir beschreiben«, sagte ich geistesabwesend, während ich mich umsah und mich zu entspannen versuchte.
    »Mit der bin ich immer ins FOP gegangen. Einmal waren Sie mit Benton auch dort, und ich bin an Ihren Tisch gekommen und habe sie Ihnen vorgestellt. Sie hatte dies rötlich blonde Haar, blaue Augen und eine hübsche Haut. Sie lief wettbewerbsmäßig Rollschuh - erinnern Sie sich jetzt?«
    Ich hatte keinen blassen Schimmer, von wem er sprach.
    »Na gut« - er studierte immer noch die Speisekarte -, »es hat ja auch nicht sehr lange gehalten. Ich glaube, die hätte es keinen Tag mit mir ausgehalten, wenn ich nicht den Truck gehabt hätte. Wenn die da oben im Fahrerhaus thronte, hätte man denken können, die sitzt auf ihrem Festwagen bei der Rose Bowl Parade und winkt der Menge zu.«
    Ich fing an zu lachen, und sein fassungsloses Gesicht machte es nur noch schlimmer. Ich lachte so sehr, dass mir das Wasser aus den Augen lief und der Kellner, der an den Tisch getreten war, beschloss, lieber später wiederzukommen. Marino wirkte ungehalten.
    »Was ist denn mit Ihnen los?«
    »Ich glaube, ich bin einfach nur müde«, sagte ich keuchend.
    »Und wenn Sie ein Bier möchten, nur zu. Sie haben heute Ihren freien Tag, und ich fahre.«
    Das verbesserte seine Laune ganz gewaltig, und wenig später leerte er sein erstes halbes Samuel Adams, während sein Burger mit Schweizer Käse und mein Cäsar-Salat mit Huhn serviert wurden. Eine Weile aßen wir und unterhielten uns sporadisch, während die Leute um uns herum lautstark und ohne Pause redeten.
    »Ich hab gefragt, ob du zu deinem Geburtstag irgendwo hinfahren willst«, sagte ein Geschäftsmann zu einem anderen. »Du hast doch die Angewohnheit, das Weite zu suchen.«
    »Du redest schon wie meine Frau«, antwortete der erste Geschäftsmann kauend. »Sie tut so, als ginge ich nie mit ihr irgendwohin. Herrgott noch mal, dabei gehen wir fast jede Woche essen.«
    »Im Fernsehen haben sie neulich behauptet, dass jeder Zehnte mehr Schulden hat, als er je zurückzahlen kann«, vertraute eine ältere Frau ihrer Begleiterin an, deren Strohhut in ihrer Nische am Garderobenhaken hing. »Was soll man bloß dazu sagen?«
    »Das überrascht mich nicht im Geringsten. Es passt in die heutige Zeit.«
    »Die haben hier zwar einen Parkdienst«, sagte der eine Geschäftsmann. »Aber ich gehe normalerweise trotzdem zu Fuß.«
    »Auch nachts?«
    »Tzzz! Du scherzt wohl? In D.C.? Bin doch nicht lebensmüde.«
    Ich entschuldigte mich und ging nach unten zur Damentoilette, die geräumig und aus blassgrauem Marmor war. Es war sonst niemand dort, und so nahm ich die Behindertenkabine, wo ich jede Menge Platz hatte und mir unbeobachtet Hände und Gesicht waschen konnte. Ich versuchte, Lucy von meinem Handy aus anzurufen, doc h das Signal schien von den Wänden abzuprallen. Kein Durchkommen. Also benutzte ich eine Zelle und war hocherfreut, sie zu Haus anzutreffen.
    »Packst du gerade?«, fragte ich.
    »Hörst du nicht den Hall?«
    »Hm. Kann sein.«
    »Ich höre ihn jedenfalls. Du solltest diese Wohnung sehen.«
    »Wo du's sagst - ist euch nach Besuch?«
    »Wo bist du denn?« Ihr Tonfall wurde argwöhnisch.
    »Im Old Ebbitt Grill. In einer Telefonzelle neben den Toiletten, um es genau zu sagen. Marino und ich waren heute Mittag im Smithsonian, um Vessey zu sprechen. Ich würde gern vorbeikommen. Nicht nur, um dich zu sehen, sondern auch, weil ich etwas Berufliches zu besprechen habe.«
    »Klar«, sagte sie. »Wir gehen nicht weg.« »Kann ich irgendwas mitbringen?« »Oh ja. Was zu essen.«
    Es hatte keinen Sinn, mein Auto wiederzuholen, weil Lucy im nordwestlichen Teil der Stadt wohnte, gleich am Dupont Circle, wo das Parken genauso schwierig werden würde wie überall sonst. Marino pfiff vor dem Restaurant ein Taxi heran. Es hielt mit kreischenden

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