Brandherd
Architecture war. Der Kongress hatte das ATF beauftragt, ein nationales Quellenverzeichnis über Brandstiftung und Sprengstoffattentate anzulegen. Zweihundertundzwanzig Branddezernate waren an ESA angeschlossen, und jeder Ermittlungsbeamte hatte, wo immer er sich befand, Zugang zur zentralen Datenbank, konnte sich mit seinem Laptop in AXIS einloggen, solange er über ein Modem oder eine sichere digitale Telefonleitung verfügte. Dazu gehörte auch meine Nichte.
Sie führte uns in ihr winziges Zimmer, das jetzt, bis auf ein paar Spinnweben in den Ecken und einigen Staubbällen auf dem abgetretenen Hartholzboden, deprimierend leer war. Der Sprungfederrahmen war nackt, die Matratze, die noch mit einem zerknitterten, pfirsichfarbenen Laken bezogen war, stand aufrecht an eine Wand gelehnt, und in einer Ecke zusammengerollt lag der bunte Seidenläufer, den ich ihr zum letzten Geburtstag geschenkt hatte. Leere Kommodenschubladen standen gestapelt auf dem Boden. Ihr Büro bestand aus einem Panasonic-Laptop, der auf einem Pappkarton stand. Der Portable steckte in einem haifischgrauen Stahl- und Magnesiumkoffer, der den militärischen Anforderungen an besondere Robustheit genügte, d. h. er war dampfdicht, staubdicht und überhaupt-alles-dicht und konnte vermutlich von einem Panzer fallen und von ihm überrollt werden, ohne Schaden zu nehmen.
Lucy setzte sich nach Indianerart davor, als wollte sie gleich dem großen Gott der Technologie huldigen. Sie drückte die Enter-Taste, um den Bildschirmschoner auszuschalten, dann ließ ESA Reihe um Reihe kobaltblauer Pixels aufleuchten, bis eine farbige Karte der Vereinigten Staaten auf dem Bildschirm erschien. Auf Aufforderung gab Lucy ihren Benutzernamen und das Kennwort ein und überwand weitere Hürden, die de r Sicherheit dienten, um sich in das System einzuloggen. Unsichtbar flog sie durch geheime Eingänge im Web und brachte eine Ebene nach der anderen hinter sich. Als sie Zugang zu dem Fallverzeichnis hatte, bedeutete sie mir, mich neben sie zu setzen.
»Ich kann dir einen Stuhl holen, wenn du möchtest«, sagte sie.
»Nein, das geht schon.«
Der Boden war hart und nicht gerade bequem für mein Kreuz. Aber ich war keine Spielverderberin. Eine Eingabeaufforderung verlangte, sie solle ein Wort oder Wörter oder Sätze eingeben, wonach das System die gesamte Datenbank durchsuchte.
»Mach dir keine Sorgen wegen der Eingaben«, sagte Lucy. »Die Textsuchmaschinen können mit ganzen Bewusstseinsströmen fertig werden. Wir können alles probieren - angefangen beim Durchmesser des Löschschlauchs, der verwendet wurde, bis hin zu den Baustoffen, aus denen das Haus bestand, den ganzen Informationen zum Brandschutz und dem Zeug, das in den vorgedruckten Formularen steht, die die Feuerwehr ausfüllt. Oder du kannst da auch mit deinen eigenen Schlüsselwörtern drangehen.«
»Versuchen wir doch mal Tod, Mord, Verdacht auf Brandstiftung«, sagte ich.
»Weiblich«, setzte Marino hinzu, »und Reichtum.«
»Schnitt, Einschnitt, Bluterguss, schnell, heiß«, spann ich meinen Faden weiter.
»Wie wär's mit nicht identifiziert«, sagte Lucy, während sie tippte.
»Gut«, sagte ich. »Und Badezimmer doch wohl auch.« »Verdammt noch mal, gib mal Pferde ein«, sagt e Marino.
»Machen wir den nächsten Schritt und starten einen Suchauftrag«, schlug Lucy vor. »Wir können jederzeit noch mehr Wörter ausprobieren, wenn uns welche einfallen.«
Sie startete eine Suche, dann streckte sie die Beine aus und ließ den Kopf zur Entspannung kreisen. Ich konnte Janet in der Küche abwaschen hören, und in weniger als einer Minute meldete der Computer, es seien 11873 Eintragungen durchsucht und 453 Suchwörter gefunden worden.
»Das reicht zurück bis 1988«, erklärte Lucy uns. »Und dazu gehören auch sämtliche Fälle außerhalb der USA, zu denen das ATF hinzugezogen worden ist.«
»Können wir die 453 Eintragungen ausdrucken?«, fragte ich.
»Na ja, der Drucker ist schon eingepackt, Tante Kay.« Lucy blickte entschuldigend zu mir empor.
»Und wie wär's damit, wenn du mir die Eintragungen per E-Mail auf meinen Computer spielst?«
Sie blickte unschlüssig.
»Ich denke, das lässt sich vertreten«, sagte sie dann, »solange du dafür sorgst, dass . Ach, was soll's.«
»Keine Sorge, ich bin an vertrauliche Informationen gewöhnt. Ich werde dafür sorgen, dass kein anderer drankommt.«
Ich wusste, dass das dumm war, noch ehe ich es ausgesprochen hatte. Lucy starrte sehnsüchtig auf den
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