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Brandherd

Brandherd

Titel: Brandherd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
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nicht.
    »Die Wahrheit ist, Tante Kay, ich könnte deren ganzen Computerkram mit einer Hand erledigen. Weißt du das?«
    »Du könntest wahrscheinlich den gesamten Computerkram des Pentagon mit links erledigen«, sagte ich sanft, während mir das Herz immer schwerer wurde.
    »Ich will nur keinen Druck machen.«
    Ich wusste nicht, was ich darauf antworten sollte.
    »Ich habe schon genügend Leuten auf den Schlips getreten, weil ich einen Hubschrauber fliegen kann und ... Na ja, du weißt schon.«
    »Ich weiß, was du alles kannst, und die Liste wird wahrscheinlich nur länger werden, Lucy. Es ist ein einsames Geschäft, so zu sein wie du.«
    »Hast du dich je so gefühlt?«, flüsterte sie.
    »Nur mein ganzes Leben lang«, flüsterte ich zurück. »Und nun weißt du auch, weshalb ich dich immer so geliebt habe, wie ich es tue. Vielleicht verstehe ich das alles.«
    Sie sah mich an. Dann streckte sie die Hand aus und berührte liebevoll mein Handgelenk.
    »Fahr jetzt lieber los«, sagte sie. »Ich will nicht, dass du fährst, wenn du müde bist.«

10
     
    Es war fast Mitternacht, als ich neben dem Wachhäuschen am Eingang zu meinem Villenviertel hielt. Der Dienst habende Wachmann kam heraus. Das war höchst ungewöhnlich, und ich fürchtete schon, er würde mir mitteilen, meine Alarmanlage hätte die halbe Nacht geheult oder es hätte wieder einmal irgendein Spinner durchzufahren versucht, um herauszufinden, ob ich zu Haus war. Marino, der während der letzten anderthalb Stunden vor sich hin gedöst hatte, fuhr hoch, als ich mein Fenster herunterließ.
    »Guten Abend«, sagte ich zu dem Wachmann. »Wie geht's Ihnen, Tom?«
    »Danke, prima, Dr. Scarpetta«, sagte er und beugte sich zur Fensteröffnung hinab. »Doch was Sie angeht, sind in den letzten Stunden ein paar ungewöhnliche Dinge vorgefallen, und ich dachte mir, dass irgendetwas nicht stimmt, als ich Sie immer wieder anzurufen versucht habe und Sie nicht zu Haus waren.«
    »Was denn für Dinge?«, fragte ich und begann, mir alle möglichen Bedrohungen auszumalen.
    »Erst sind fast gleichzeitig zwei Pizzaboten aufgekreuzt. Dann drei Taxis, um Sie zum Flughafen zu bringen, eins unmittelbar nach dem anderen. Und irgendwer wollte einen Bauschuttcontainer in Ihrem Garten abladen. Da ich Sie nicht erreichen konnte, habe ich sie alle wieder weggeschickt. Die haben alle behauptet, Sie hätten sie herbestellt.«
    »Das habe ich mit Sicherheit nicht«, sagte ich mit dem allergrößten Nachdruck, denn ich war doch einigermaße n bestürzt.
    »Und in welchem Zeitraum hat sich das alles abgespielt?«
    »Na, ich schätze mal, der Laster mit dem Container war so etwa um fünf Uhr heute Nachmittag hier. Alles andere kam danach.«
    Tom war ein alter Mann, der wahrscheinlich überhaupt nicht gewusst hätte, wie er das Viertel verteidigen sollte, falls irgendwann einmal eine ernst zu nehmende Gefahr aufgetaucht wäre. Doch er war höflich und betrachtete sich als aufrechten Gesetzesdiener, er fühlte sich in seiner Fantasie wahrscheinlich gerüstet und kampferprobt. Um meine Sicherheit war er ganz besonders bemüht.
    »Wissen Sie, wo die Burschen herkamen, die hier aufgekreuzt sind?«, fragte Marino laut vom Beifahrersitz.
    »Domino's und Pizza Hut.«
    Toms lebhaftes Gesicht war vom Schirm seiner Baseballmütze überschattet.
    »Und die Taxis waren von Colonial, Metro und Yellow Cab. Die Baufirma war Frick. Ich war so frei, da mal anzurufen. Jeder von denen hatte Aufträge auf Ihren Namen, Dr. Scarpetta, einschließlich der Uhrzeit, wann Sie angerufen hatten. Ich habe alles aufgeschrieben.«
    Tom konnte seine Zufriedenheit nicht verhehlen, als er aus der Gesäßtasche ein Stück Papier hervorholte und es mir reichte. Er hatte an diesem Abend eine bedeutendere Rolle gespielt als gewöhnlich und befand sich deshalb nahezu im Rausch. Ich knipste die Innenbeleuchtung meines Wagens an, und gemeinsam überflogen Marino und ich die Liste. Die Taxi- und Pizzabestellungen waren zwischen zehn nach zehn und elf aufgegeben worden, während der Container am frühen Nachmittag für den späten Nachmittag bestellt worden war.
    »Zumindest bei Domino's haben sie gesagt, es wär eine Frau gewesen, die angerufen hat. Ich habe selbst mit der Bestellannahme gesprochen. Ein ganz junger Kerl. Wie er es darstellte, hätten Sie angerufen und einfach nur eine große, dicke Krustenpizza Supreme bestellt, die am Tor abgegeben werden sollte, von wo Sie sie dann abholen wollten. Seinen Namen habe ich mir

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