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Brandherd

Brandherd

Titel: Brandherd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
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Monitor.
    »Dies ganze Zeug ist SQL auf Unix-Basis.« Sie schien ins Leere zu sprechen. »Das macht mich rasend.«
    »Also, wenn die nur etwas Grütze im Kopf hätten, dan n hätten sie dich hier behalten und sich ihren Computerscheiß von dir machen lassen«, sagte Marino.
    »Ich habe da kein Aufhebens drum gemacht«, sagte Lucy. »Ich versuche, meine Schulden zu bezahlen. Ich schicke dir die Unterlagen rüber, Tante Kay.«
    Sie ging aus dem Zimmer. Wir folgten ihr in die Küche, wo Janet Gläser in Zeitungspapier rollte und sie sorgfältig in eine Gitterbox packte.
    »Meinst du, wir könnten noch eine Runde um den Block gehen oder so was, ehe ich mich auf den Weg mache?«, fragte ich meine Nichte. »Und kurz was bereden?«
    Sie bedachte mich mit einem Blick, der alles andere als vertrauensvoll war.
    »Was denn?«, fragte sie.
    »Ich werde dich vielleicht eine Zeit lang nicht sehen«, sagte ich.
    »Wir können uns auf den Balkon raussetzen.« »Auch gut.«
    Wir setzten uns auf weiße Plastikstühle, und ich schloss die Schiebetür hinter uns und schaute auf die Straße hinunter, die sich immer mehr zu beleben begann. Die Taxis waren alle irgendwohin unterwegs. Im Fenster von dem Lokal The Flame tanzte hinter der Scheibe ein Kaminfeuer, um das Männer im Dunkel saßen und miteinander tranken.
    »Ich möchte nur wissen, wie es dir geht«, sagte ich zu ihr. »Ich habe nicht das Gefühl, dass du viel mit mir redest.«
    »Dito.«
    Sie starrte mit einem sarkastischen Lächeln ins Dunkle, und ich betrachtete ihr wunderschönes, ausdrucksvolle s Profil.
    »Mir geht es gut, Lucy. So gut, wie es mir eben geht, würde ich sagen. Zu viel Arbeit. Was hat sich sonst verändert?«
    »Ständig sorgst du dich meinetwegen.«
    »Das tue ich, seit du geboren bist.«
    »Warum?«
    »Irgendwer muss es ja tun.«
    »Hab ich dir schon erzählt, dass Mutter sich liften lässt?«
    Beim bloßen Gedanken an meine einzige Schwester versteinerte mein Herz.
    »Letztes Jahr hat sie sich die Zähne überkronen lassen, und jetzt das«, fuhr Lucy fort. »Ihr derzeitiger Freund, Bo, hängt jetzt schon fast anderthalb Jahre bei ihr rum. Wo gibt's denn so was? Wievielmal kann man denn vögeln, bevor man wieder was festzurren und festnähen lassen muss?«
    »Lucy.«
    »Ach, jetzt tu bloß nicht so, Tante Kay. Du denkst doch genau wie ich über sie. Wie konnte ich bloß an ein solches Stück Scheiße von Mutter geraten?«
    »Das hilft dir doch kein bisschen weiter«, sagte ich leise. »Versuch doch bitte, sie nicht zu hassen, Lucy.«
    »Sie hat auch nicht eine Scheißsilbe darüber verloren, dass ich nach Philly gehe. Nie fragt sie nach Janet oder nach dir, wo wir schon dabei sind. Ich hol mir ein Bier. Willst du auch eins?«
    »Nein, danke.«
    Ich wartete im schwindenden Licht auf sie und beobachtete die Silhouetten der vorbeiströmenden Menschen. Manche waren laut und suchten die körperliche Nähe ihrer Begleiter, andere schienen bewusst für sich z u bleiben. Ich hätte Lucy gern danach gefragt, was Janet mir erzählt hatte, aber ich traute mich nicht, davon anzufangen. Lucy muss dir das von sich aus erzählen, mahnte ich mich, während die Ärztin in mir mich drängte, die Sache in die Hand zu nehmen. Lucy kam auf den Balkon zurück und öffnete eine Flasche Miller Lite.
    »Also lass uns über Carrie reden, damit du ein ruhiges Gewissen hast«, erklärte Lucy in sachlichem Ton und trank einen Schluck.
    »Ich habe eine Browning High-Power und meine Sig vom ATF und eine Schrotflinte - Kaliber.12, sieben Schuss. Alles, was das Herz begehrt. Doch weißt du was? Ich glaube, die bloßen Hände würden mir genügen, wenn sie es wagen sollte, bei mir aufzukreuzen. Ich hab nämlich die Nase voll, verstehst du?«
    Sie hob die Flasche erneut. »Irgendwann triffst du einfach eine Entscheidung und gehst weiter.«
    »Was denn für eine Entscheidung?«, fragte ich. Sie zuckte die Achseln.
    »Du beschließt, dass du jemandem nicht noch mehr Macht einräumen kannst, als du es bereits getan hast. Du kannst nicht dein Leben damit zubringen, dich vor so jemandem zu fürchten oder ihn zu hassen«, erklärte sie ihre neu gewonnene Einsicht. »Also gibst du auf, in gewissem Sinne. Du gehst deiner Arbeit nach und weißt, wenn dieses Monster von einer Frau dir je wieder über den Weg läuft, dann sollte sie sich besser auf das Schlimmste gefasst machen.«
    Sie starrte zum sichelförmigen Mond hinauf, und ich glaubte, dass sie Tränen wegblinzelte, doch sicher war ich mir

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