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Brandherd

Brandherd

Titel: Brandherd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
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hat von dem Brand erfahren, und wie sollte sie nicht davon erfahren haben? Sie war sehr feinfühlig und gut, ganz gleich, welche Schwierigkeiten sie sonst gehabt haben mag.«
    »Wann war das, als Sie sie zum letzten Mal gesehen haben?« Ich öffnete die Haustür.
    Sparkes blickte mir in die Augen, und einmal mehr empfand ich die Intensität seiner Persönlichkeit ebenso nötigend wie verstört. Ich konnte mich dem Gedanken nicht verschließen, dass er mich immer noch etwas einschüchterte.
    »Ich denke, vor ungefähr einem Jahr.«
    Sein silberner Cherokee stand in der Einfahrt, und ich wartete, bis er eingestiegen war, ehe ich die Tür schloss. Ich fragte mich unwillkürlich, was meine Nachbarn wohl gedacht haben mochten, falls sie ihn auf meinem Grundstück erkannt hatten. Bei anderer Gelegenheit hätte ich vielleicht darüber gelacht, doch heute konnte ich seinem Besuch keinen erheiternden Aspekt abgewinnen.
    Warum er persönlich gekommen war, statt mir die Fotos durch einen Boten zu schicken, war die erste Frage, die sich mir aufdrängte.
    Er hatte jedoch keinerlei unangemessene Neugier an den Tag gelegt, was den Fall anging. Er hatte nicht versucht, seine Macht und seinen Einfluss geltend zu machen, um mich zu manipulieren. Er hatte nicht versucht, mich in meinen Ansichten oder in meinen Empfindungen seine Person betreffend zu beeinflussen, jedenfalls hatte ich davon nichts bemerkt.

11
     
    Ich wärmte meinen Kaffee auf und kehrte in mein Arbeitszimmer zurück. Eine Weile saß ich in meinem ergonomisch korrekten Stuhl und sah mir immer wieder die Aufnahmen von Claire Rawley an. Wenn sie vorsätzlich ermordet wurde, warum dann gerade an einem Ort, wo sie eigentlich nicht hätte sein dürfen? Selbst wenn dies auf das Konto von Sparkes' Feinden ging: War es nicht sehr merkwürdig, dass sie genau in dem Moment zuschlugen, als sie zufällig und ungebeten in seinem Haus erschien? Und schließlich: Würde selbst der abgebrühteste Rassist Pferde lebendig verbrennen, nur um ihren Besitzer zu bestrafen?
    Es gab keine Antworten auf diese Fragen, und ich machte mich wieder an die ATF-Fälle. Stunde um Stunde überflog ich Seite um Seite, während mir immer wieder der Blick verschwamm. Da gab es Kirchenbrände, Feuer in Wohn- und Geschäftshäusern und in einer Reihe von Bowlingbahnen, bei denen der Brandherd sich immer auf derselben Bahn befunden hatte. Wohnungen, Schnapsbrennereien, chemische Werke und Raffinerien waren durch Brände zerstört worden, und jedes Mal waren die Umstände verdächtig gewesen, selbst wenn sich Brandstiftung nicht nachweisen ließ.
    Was die Mordfälle betraf, so waren sie weitaus seltener und in der Regel von einem relativ unerfahrenen Einbrecher oder auch einer Ehefrau verübt worden, die sich nicht klargemacht hatten, dass man aller Wahrscheinlichkeit nach die Mordkommission einschalten würde, wenn etwa eine ganze Familie verschwunden war und in dem Loch hinter dem Haus, wo der Müll verbrann t wurde, plötzlich Knochenreste auftauchten. Außerdem atmen Menschen, die bereits tot sind, nun mal kein Kohlenmonoxid ein und haben auch keine Kugeln im Leib, die dann auf dem Röntgenbild auftauchen. Bis zehn Uhr an jenem Abend war ich jedoch auf zwei Todesfälle gestoßen, die meine Aufmerksamkeit erregten. Einer war im letzten März passiert, der andere sechs Monate zuvor. Der jüngere Fall hatte sich in Baltimore zugetragen. Das Opfer war ein fünfundzwanzigjähriger Mann namens Austin Hart gewesen, ein Medizinstudent im vierten Jahr an der Johns-Hopkins-Universität, der bei einem Wohnhausbrand nicht weit vom Campus umgekommen war. Er war zu dem Zeitpunkt als Einziger im Haus gewesen, weil gerade Universitätsferien waren.
    Dem kurzen Polizeibericht zufolge war das Feuer an einem Sonntagabend ausgebrochen und bereits voll entwickelt, als die Feuerwehr eintraf. Hart war so schlimm verbrannt, dass er nur anhand auffälliger Ähnlichkeiten mit Aufnahmen seiner Zahnwurzeln sowie prä- und postmortaler Röntgenaufnahmen identifiziert werden konnte. Der Brandherd war ein Badezimmer im ersten Stock gewesen, und es waren weder ein Kurzschluss noch irgendwelche Brandbeschleuniger entdeckt worden. Das ATF war auf Bitten der Brandermittlung von Baltimore hinzugezogen worden. Ich fand es interessant, dass Teun McGovern aus Philadelphia geholt worden war, um ihre Fachkenntnisse zur Verfügung zu stellen, und dass nach Wochen des mühseligen Sichtens von Überresten, der Zeugenbefragungen und Untersuchungen

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