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Brandherd

Brandherd

Titel: Brandherd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
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Fotos von Claire Rawley dabei.«
    Marino schwieg diesmal so lange, dass ich mich fragte, ob wir unterbrochen worden waren.
    »Nehmen Sie's mir nicht übel«, sagte er schließlich, »aber könnte es nicht sein, dass Sie sich da in irgendwas reinziehen lassen, immerhin ist er .«
    »Nein«, schnitt ich ihm das Wort ab.
    »Und, können Sie denn aus dem, was Sie gesehen haben, irgendwelche Schlüsse ziehen?«, fragte er einlenkend.
    »Nur den, dass seine angebliche frühere Freundin außergewöhnlich schön war. Das Haar stimmt mit de m des Opfers überein und Größe und Gewicht schätzungsweise ebenfalls. Sie trug eine Armbanduhr, die der zu ähneln scheint, die ich gefunden habe, und sie ist von ihren Mitbewohnerinnen seit dem Tag vor dem Brand nicht mehr gesehen worden. Ein Anfang, doch zweifellos nicht genug, um darauf aufzubauen.«
    »Und das Einzige, was das Police Department von Wilmington von der Universität erfahren konnte, ist, dass es eine Claire Rawley gibt. Sie hat dort mit Unterbrechungen studiert, doch seit letztem Herbst nicht mehr.«
    »Was in etwa dem Zeitpunkt entspräche, da Sparkes mit ihr Schluss gemacht hat.«
    »Wenn das stimmt, was er gesagt hat«, wandte Marino ein.
    »Was ist denn mit ihren Eltern?«
    »Die Universität sagt uns sonst nichts über sie. Typisch. Wir müssen uns eine gerichtliche Anordnung besorgen. Und Sie wissen doch, wie das dann läuft. Ich hab schon gedacht, ob nicht besser Sie mit dem Dekan oder irgendjemanden versuchen sollten zu sprechen, damit die ein bisschen zugänglicher werden. Mit Ärzten reden die Leute nun mal lieber als mit Bullen.«
    »Was ist mit dem Besitzer des Mercedes? Ist vermutlich immer noch nicht aufgetaucht?«
    »Die Polizei von Wilmington überwacht sein Haus«, antwortete Marino. »Er soll Arzt sein. Mit eigener Praxis im Haus. Die haben durch die Fenster reingespäht, durch den Briefkastenschlitz geschnüffelt, um herauszufinden, ob da drin einer am Verwesen ist. Doch bislang nichts. Es ist, als hätte er sich in Luft aufgelöst, und wir haben keine Handhabe, um seine Tür aufzubrechen.«
    »Wie alt ist er?«
    »Zweiundvierzig. Haar und Augen braun, eins achtzig groß, Gewicht etwa achtzig Kilo.«
    »Na, aber irgendwer muss doch wissen, wo er ist, oder wenigstens, wann er zuletzt gesehen wurde. Man verlässt doch nicht einfach so seine Praxis, und kein Mensch bekommt davon etwas mit.«
    »Sieht aber bisher ganz so aus. Es waren Leute gekommen, die einen Termin bei ihm hatten. Es hatte ihnen niemand abgesagt. Das ist ein ganz Unauffälliger. Die Nachbarn haben ihn oder sein Auto seit wenigstens einer Woche nicht mehr gesehen. Keiner hat bemerkt, wie er weggefahren ist, ob nun in Begleitung oder allein. Wie es jetzt aussieht, hat jedoch eine alte Dame, die neben ihm wohnt, am Morgen des fünften Juni mit ihm gesprochen -dem Donnerstag vor dem Brand. Beide haben gleichzeitig ihre Zeitungen hereingeholt und einander zugewinkt und Guten Morgen gesagt. Wie sie es darstellt, hatte er es eilig und war nicht so freundlich wie gewöhnlich. Augenblicklich ist das alles, was wir haben.«
    »Ich wüsste gern, ob Claire Rawley vielleicht seine Patientin war.«
    »Ich hoffe bloß, dass er noch am Leben ist«, sagte Marino.
    »Ja«, sagte ich nachdrücklich. »Das hoffe ich auch.«
    Ein Medical Examiner ist eigentlich kein Ermittlungsbeamter im Polizeidienst, sondern jemand, der objektiv Beweise präsentiert, ein intellektueller Detektiv, dessen Zeugen tot sind. Doch es gab Zeiten, da kümmerte ich mich noch nicht so um Vorschriften oder Definitionen.
    Die Gerechtigkeit war mir wichtiger als die Gesetzbücher, und zwar insbesondere dann, wenn ich glaubte, dass den Tatsachen keine Beachtung geschenk t wurde. Es steckte wenig mehr dahinter als eine Ahnung, als ich am Sonntagmorgen beim Frühstück beschloss, Hughey Dorr zu besuchen, den Hufschmied, der Sparkes' Pferde zwei Tage vor dem Feuer beschlagen hatte. Die Glocken der Grace Baptist und der First Presbyterian Church läuteten, als ich meine Kaffeetasse ausspülte. Ich durchsuchte meine Notizen nach der Telefonnummer, die mir einer der ATF-Brandermittler gegeben hatte. Der Hufschmied war nicht zu Hause, als ich anrief, wohl aber seine Frau, und ich stellte mich vor.
    »Er ist in Crozier«, sagte sie. »Wird den ganzen Tag am Red Feather Point zu tun haben. Das ist nur ein Stückchen von der Lee Road entfernt, am Nordufer des Flusses. Sie können es gar nicht verfehlen.«
    Ich wusste jedoch, dass ich es nur

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