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Brandherd

Brandherd

Titel: Brandherd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
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beugte mich nieder und streckte die Hand aus.
    »Dr. Scarpetta, ich merke Ihnen an, dass Sie Molly Brown vertrauen, und sie merkt es ebenfalls. Sie hingegen« - er nickte in Marinos Richtung - »haben Angst vor Pferden, und das spüren die. Ich wollt's Ihnen nur sagen.«
    Dorr ging davon, und wir folgten ihm. Marino drückte sich an der Wand entlang, während er hinter einem Pferd herging, das mindestens 1 Meter 50 hoch war. Der Hufschmied bog um die Ecke des Pferdestalls, hinter der er seinen Laster geparkt hatte. Es war ein roter Pick-up, der hinten drauf mit einer propangetriebenen Schmiedeesse ausgerüstet war. Er drehte an einem Knauf, und eine blaue Flamme puffte empor.
    »Da sie keine so tollen Hufe hat, muss ich Klammern an die Eisen machen, damit sie passen. So was wie orthopädische Schuhe für Menschen«, bemerkte er, während er ein Aluminiumhufeisen mit der Zange aufnahm und ins Feuer hielt.
    »Ich zähle bis fünfzig, es sei denn, die Esse ist schon aufgewärmt«, fuhr er fort, während mir der Geruch von erhitztem Metall in die Nase stieg. »Sonst bis dreißig. Aluminium verfärbt sich nicht, also erwärme ich es nur ein bisschen, um es biegsam zu machen.«
    Er trug das Hufeisen zum Amboss und schlug Löcher hinein. Dann formte er Klammern und schlug sie flach. Um die scharfen Kanten zu beseitigen, benutzte er eine Schleifmaschine, die sich anhörte wie eine laute Stryker-Säge. Dorr schien sich uns mit Hilfe seines Handwerks eine Weile vom Leib zu halten, Zeit zum Nachdenken zu gewinnen oder vielleicht zu überlegen, wie er unseren Fragen ausweichen konnte. Ich hegte nicht den geringsten Zweifel, dass er hundertprozentig hinter Kenneth Sparkes stand.
    »Zuallermindest«, sagte ich zu ihm, »hat die Familie dieser Frau ein Recht darauf, Bescheid zu wissen. Ich muss sie über ihren Tod informieren, und das kann ich nicht, ehe ich nicht mit Sicherheit weiß, wer sie ist. Und man wird mich fragen, was ihr zugestoßen ist. Ich muss es wissen.«
    Er hatte dazu jedoch nichts zu sagen, und wir folgten ihm wieder zu Molly Brown zurück. Sie hatte Pferdeäpfel fallen gelassen und war hineingetreten, und er kehrte den Mist ärgerlich mit einem abgenutzten Besen beiseite. Der Beagle wanderte weiter umher.
    »Wissen Sie, die beste Verteidigung des Pferdes ist Flucht«, sagte Dorr, als er endlich wieder den Mund aufmachte. Er hatte sich das eine Vorderbein erneut zwischen die Knie geklemmt. »Sein einziges Interesse ist abzuhauen, ob wir nun glauben, dass es uns liebt, oder nicht.«
    Er trieb Nägel durch das Eisen und bog die Spitzen um, wenn sie durch die Außenwand des Hufs drangen.
    »Die Menschen sind auch nicht viel anders, wenn man sie in die Enge treibt«, setzte er hinzu.
    »Ich hoffe, Sie fühlen sich nicht von mir in die Enge getrieben«, sagte ich, während ich den Beagle hinter den Ohren kraulte. Dorr bog die spitzen Enden der Hufnägel mit einer Clincherzange um und feilte sie glatt. Wieder nahm er sich Zeit, ehe er mir antwortete.
    »Ruuuhig«, sagte er zu Molly Brown, und ein schwerer Geruch von Pferdemist und Metall hing in der Luft. »Was ich damit sagen will, ist«, fuhr er fort, während er mit dem Schmiedehammer klopfte, »wenn Sie beide hier reinspaziert kommen und glauben, ich würde Ihnen so ohne weiteres vertrauen, ist das ungefähr dasselbe, als wenn Sie sich einbildeten, Sie könnten dies Pferd hie r beschlagen.«
    »Ich kann verstehen, dass Sie das so empfinden«, sagte ich.
    »Nicht im Traum käme ich auf den Gedanken, das Pferd da beschlagen zu wollen«, sagte Marino.
    »Die können einen mit den Zähnen hochheben und durch die Gegend werfen. Die steigen hoch, keilen aus, hauen einem den Schweif in die Augen. Besser, man lässt erst gar keinen Zweifel aufkommen, wer das Sagen hat, oder die fahren mit einem Schlitten.«
    Dorr richtete sich auf und rieb sich das Kreuz. Er kehrte zu seiner Esse zurück, um ein weiteres Eisen zu erwärmen.
    »Hören Sie, Hughey«, sagte Marino, während wir ihm folgten.
    »Ich bitte Sie um Ihre Hilfe, weil ich das Gefühl habe, dass Sie das wollen. Das Schicksal der Pferde hat sie nicht kalt gelassen. Da wird es Ihnen doch kaum egal sein, dass jemand gestorben ist.«
    Der Hufschmied wühlte in einem Fach in der Seite seines Pickups. Er zog ein neues Eisen heraus und griff es mit der Zange.
    »Das Einzige, was ich tun kann, ist, Ihnen meine persönliche Theorie mitzuteilen.«
    Er hielt das Hufeisen in die Flamme der Esse.
    »Ich bin ganz Ohr«, sagte

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