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Brandstifter - Paretsky, S: Brandstifter - Burn Marks

Brandstifter - Paretsky, S: Brandstifter - Burn Marks

Titel: Brandstifter - Paretsky, S: Brandstifter - Burn Marks Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Paretsky
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fair.« Er war verletzt und verblüfft, daß ich so etwas glauben konnte. Darüber hinaus hatte er es verflixt satt, daß ich ihn auf dem Altenteil sitzenließ, während ich loszog und alle möglichen sagenhaften lebensgefährlichen Abenteuer erlebte.
    »Es ist nicht das erste Mal, Engelchen. Sie haben vergessen, wie ich Ihnen und Doktor Lotty damals geholfen habe, als ihre Praxis in Gefahr war. Sie wissen nicht mehr, wie ich auf die Kerle losgegangen bin, die in Ihre Wohnung einbrechen wollten. Schon möglich, daß ich siebenundsiebzig bin, aber ich bin rüstig. Ich kann immer noch kämpfen.«
    Genau deshalb, weil ich mich an seine Hilfe erinnerte, versuchte ich, ihn nie wieder an den stürmischeren Aspekten meiner Arbeit zu beteiligen. Wenn ich ihm das gesagt hätte, wäre es jedoch zu schmerzlich für ihn gewesen. Ich wich aus, sagte, Elena habe eine Vorliebe, betrunken Geschichten zu erfinden, so daß ich ihre Behauptung, sie sei in Gefahr, nicht ernst genommen hätte. Als ich fertig war, nickte er gravitätisch.
    »Ich weiß genau, was Sie meinen, Engelchen. Ich hab mal mit so einem Kerl zusammengearbeitet. Natürlich war der eine Gefahr für den ganzen Laden, kam meistens schon betrunken an, und wenn er morgens nüchtern ankam, war er’s nach der Mittagspause schon nicht mehr. An einem Tag hat er die Schleifmaschine nicht abgestellt, und Jake – Sie erinnern sich doch an Jake – hat ein großes Stück vom kleinen Finger an der rechten Hand verloren, aber Crenshaw – Crenshaw war der Säufer –, der hat behauptet, ich wär’s gewesen, der die Maschine benutzt hat, obwohl ich’s nicht durfte …«
    Nachdem seine gute Laune wiederhergestellt war, fuhr Mr. Contreras fort mit Geschichten dieser Art. Das glückliche Dröhnen seiner Stimme, die Fülle des Fleisches in meinem Magen und die warme Freude, die ich darüber empfand, daß ich wieder zu Hause war, sorgten dafür, daß ich in meinem Sessel eindöste. Ich hielt die Hand nach unten und ließ mir vom Hund die Fingerspitzen lecken, während ich schläfrig im Rhythmus der Stimme des alten Mannes nickte.
    Das schrille Summen des Telefons riß mich wach. Ich streckte den Arm zum Klavier aus und nahm den Hörer ab.
    »Wollte schon deinen Nachruf schreiben. Warshawski, aber du hast es ja wieder einmal geschafft. Wie viele Leben hast du eigentlich? Drei?«
    Es war Murray, mit mehr vibrierender Energie, als mein Kopf verkraften konnte. »Ich habe gehört, daß du mich den übereifrigsten Detektiv in Chicago genannt hast.«
    »Schnüffler«, korrigierte er. »Das ist keine Verleumdung – ich habe mich bei der Rechtsabteilung erkundigt. Du kannst mich bloß verklagen, wenn es nicht stimmt. Ich wüßte gern, wer war’s? Kam das aus dem Lager von Roz Fuentes oder war’s wegen deinem toten Junkie, dieser Cerise?«
    »Frag die Bullen – die Stadt bezahlt sie dafür, daß sie Brandstiftung und versuchten Mord aufklären.«
    »Und du bleibst zu Hause und siehst fern, während sie der Sache nachgehen?« Er lachte schallend. »Zwischen uns Stardetektiven, was hattest du da unten verloren?«
    Das Echo seiner Stimme brachte schwarze Punkte vor mir zum Tanzen. Ich hielt den Hörer ein Stück vom Kopf weg. »Ich wollte nur ein paar bravouröse Heldentaten vorführen. Ich habe gehört, das hat alles in der Zeitung gestanden.«
    »Komm schon, Warshawski«, sagte er und versuchte, mich rumzukriegen. »Ich tu dauernd was für dich. Red paar Takte.« Er hatte recht – wenn ich Hilfe von ihm wollte, mußte ich ihm hin und wieder ein paar Brocken hinwerfen. Ich erzählte ihm alles, vom Augenblick, in dem Elena mich angerufen hatte, bis zum Hinuntersteigen der Feuertreppe.
    »Jetzt bist du dran – warum war die Feuerwehr so schnell da?«
    Mr. Contreras schaute mich so unverwandt an wie der Hund, sauer darüber, daß ich die Geschichte zuerst Murray erzählte, aber erpicht darauf, alles mitzubekommen. Ich trug das Telefon zur Couch, auf der ich meine Tasche abgelegt hatte, und zog einen Notizblock heraus. »Anonymer Anruf«, kritzelte ich für Mr. Contreras darauf, während mir Murray die Neuigkeiten ins Ohr brüllte. Jemand hatte 911 von einem Münztelefon an der Ecke der Cermak Road und der Michigan Avenue aus angerufen. Die Polizei hatte außer dem Hinweis, daß es ein Mann gewesen war, keinen Anhaltspunkt, wer angerufen hatte.
    »Du glaubst also, daß es jemand auf deine Tante abgesehen hatte?« fragte Murray. »Wie geht es ihr übrigens?«
    »Im Augenblick glaube ich gar

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