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Brandstifter - Paretsky, S: Brandstifter - Burn Marks

Brandstifter - Paretsky, S: Brandstifter - Burn Marks

Titel: Brandstifter - Paretsky, S: Brandstifter - Burn Marks Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Paretsky
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sein – ich werde dich
nie
wieder behandeln. Hast du verstanden?«
    Ihr Zorn war so heftig, daß ich weiche Knie bekam. Ich sackte auf das Bett. Ich war auch ziemlich wütend, so wütend, daß mein Kopf wild pochte, als ich sprach.
    »Habe ich dich holen lassen? Das hier ist das Michael Reese, nicht das Beth Israel – du bist hier hereinmarschiert, ohne auch nur um Erlaubnis zu fragen, jedenfalls ohne meine Erlaubnis. Jemand hat versucht, meine Tante und mich zu ermorden. Wie ich aus diesem Gebäude herausgekommen bin, gehört zum Schrecklichsten, was ich je erlebt habe, und du schreist mich an wegen meiner Kleider und der Alzheimerschen Krankheit. Wenn das deine Einstellung ist, hast du meinen Segen, wenn du gehst – deine Art von medizinischer Versorgung brauche ich nicht.«
    Dr. Homerin hüstelte. »Miss Warshawski. Ich kann verstehen, daß Sie aufgeregt sind – das ist eine natürliche Nebenwirkung einer Gehirnerschütterung und der Erlebnisse, die Sie gestern nacht hatten. Aber wenn ich schon einmal hier bin, kann ich Sie doch untersuchen, meine ich. Und das wäre leichter, wenn Sie die Kleider ausziehen und das Krankenhaushemd anziehen.«
    Ich schaute ihn finster an. Er drehte sich zu Lotty um und sagte entschuldigend: »Frau Doktor Herschel?«
    »Na gut«, sagte sie bissig. Sie machte mit der Präzision eines Eiskunstläufers kehrt und fegte hinaus.
    Dr. Homerin zog den Vorhang um mein Bett. »Ich warte hier – rufen Sie, wenn Sie fertig sind.«
    Ich konnte meinen Kopf durchsetzen und gehen, aber dabei wäre ich mir unglaublich blöd vorgekommen. Wütend kickte ich mir die Laufschuhe von den Füßen. Mit dicken, ungeschickten Fingern knöpfte ich das Hemd auf und öffnete den Reißverschluß der Jeans. Ich ließ mir soviel Zeit wie irgend möglich, ehe ich verdrossen rief, ich sei soweit.
    Dr. Homerin setzte sich auf den Stuhl neben dem Bett. »Erzählen Sie mir etwas von Ihrer Verletzung – was ist passiert?«
    »Ich habe einen Schlag auf den Kopf bekommen«, murmelte ich bockig.
    Er weigerte sich, meine schlechte Laune zur Kenntnis zu nehmen. »Wissen Sie, wer Sie geschlagen hat oder was benutzt worden ist?«
    Ich schüttelte den Kopf und sah schwarze Kreise herumwirbeln. »Nein. Er hatte sich in dem Raum versteckt. Ich habe meine Tante angeschaut, die betrunken war.« Ich runzelte die Stirn. »Nein. Ich hielt sie für betrunken, aber dann stellte sich heraus, daß sie niedergeschlagen worden war. Das stimmt, mir wurde klar, daß jemand sie geschlagen hatte und daß er vielleicht noch da war, und während ich aufsprang, um mich zu verteidigen, bekam ich von hinten einen Schlag.«
    Er nickte, wie ein Lehrer einem vielversprechenden Schüler zunickt. »Es ist sehr gut, daß Sie sich an so viel erinnern können – häufig ist die Erinnerung an das, was sich unmittelbar vor einem solchen Vorfall abgespielt hat, blockiert. Wir nennen das Schutzamnesie.«
    Ich rieb die weiche Stelle an meinem Hinterkopf. »Ich erinnere mich nicht an das, was danach passiert ist. Ich weiß, daß ich an einem Seil in einem Aufzugsschacht hochgeklettert bin, aber ich kann mich nicht mehr daran erinnern, wie ich Elena mit mir nach oben gebracht habe. Und dann waren wir draußen. Die Feuerwehrmänner mußten meine Tante holen, aber ich glaube, ich bin allein herausgekommen.«
    Meine Stimme brach, als ich versuchte, die verschwommene Erinnerung scharf vor mir zu sehen. Mallory war mit Furey gekommen, als ich in der Ambulanz war. Und da war jemand in der Menge um das Feuer herum gewesen, der dort nichts zu suchen hatte. Die Sanitäter trugen mich durch die Absperrung, und da war eine schwache Regung von Überraschung, begleitet vom Gefühl, mein Tod stehe unmittelbar bevor. Das Gesicht schwamm am Rand meines Bewußtseins. Tränen der Frustration brannten mir unter den Lidern, als mein schmerzender Kopf den Dienst verweigerte.
    »Ich kann mich nicht erinnern«, sagte ich hilflos.
    »Haben Sie irgendeine Ahnung, warum das passiert ist?«
    Seine grauen Augen hinter den dicken Brillengläsern blickten harmlos und freundlich, aber ich versteifte mich sofort. »Hat Bobby – Lieutenant Mallory – Ihnen aufgetragen, mich das zu fragen?«
    Es war zu einer üblen Szene in der Ambulanz gekommen, als Bobby mich anbrüllte wie ein tobender Elefantenbulle. Dominic Assuevo und Roland Montgomery vom Dezernat für Sprengstoffanschläge und Brandstiftung waren bei ihm gewesen, und nur, weil ich immer wieder ohnmächtig wurde, warf sie der

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