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Brandstifter - Paretsky, S: Brandstifter - Burn Marks

Brandstifter - Paretsky, S: Brandstifter - Burn Marks

Titel: Brandstifter - Paretsky, S: Brandstifter - Burn Marks Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Paretsky
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hinauffuhr.
    Unsere Hausverwaltung hält nichts von so unnötigen Ausgaben wie solchen für Flurbeleuchtung. Die Notbeleuchtung an beiden Enden des Gangs sondert ja einen schwachen Lichtschein ab, der gerade noch ausreicht, mit dem Schlüssel das Schloß zu finden. Als ich aus dem Aufzug trat, sah ich einen trüben Umriß vor der Wand meinem Büro gegenüber. Ich habe nicht viel Laufkundschaft – den meisten meiner Klienten ist es lieber, wenn ich zu ihnen komme. Das ist einer der Gründe dafür, daß ich mein Geschäft von einem derart trostlosen Ort aus betreiben kann.
    Wenn jemand mich erschießen wollte, war das die beste Gelegenheit. Ich dachte daran, ins Treppenhaus zu rennen und Hilfe zu holen, aber Tom Czarnik, der Hausmeister, wartete nur auf die Gelegenheit, den Beweis zu erbringen, daß ich eine ungeeignete Mieterin war. Und wenn ich die Bullen rief, würde, ehe sie kämen, soviel Zeit verstreichen, daß mein Besucher vermutlich längst fort war.
    Und die eigentliche Wahrheit, V.I., lautet, daß du es nicht erträgst, andere um Hilfe zu bitten. Dieser kalte Gedanke ging mir schon durch den Kopf, als ich den Flur entlangtrottete, von einer Seite zur anderen ging und die Schultern hochzog, damit ich kleiner wirkte. Als ich den schattenhaften Umriß erreichte, lachte ich kurz auf, von meinen Ängsten befreit: Zerlina Ramsay wartete auf mich.
    »Ich hab nicht gewußt, ob Sie überhaupt mal hierherkommen, junge Frau. Ich bin schon seit acht Uhr morgens hier.« Das war eher eine Feststellung als eine Beschwerde.
    »Mir ging’s nicht besonders«, sagte ich und kämpfte ungeschickt mit den Schlüsseln in den behandschuhten Händen. Als ich schließlich den richtigen erwischte, ließ sich die Tür nur langsam öffnen, die Post einer Woche hatte sich dahinter angesammelt. Ich las sie auf und bat Mrs. Ramsay einzutreten.
    »Sie hätten mich zu Hause anrufen können – ich wäre gern zu Ihnen gekommen.«
    In der Bürobeleuchtung sah ihre Hautfarbe gesünder aus als im Krankenhaus. Ihre mürrische Gastgeberin kümmerte sich offenbar gut um sie.
    »Das wollte ich nicht. Konnte ja nicht wissen, mit wem Sie leben, ob mir die Leute dort erlauben, mit Ihnen zu reden.« Sie ließ sich vorsichtig in meinen spartanischen Besucherstuhl fallen. »Jedenfalls hab ich nicht gewollt, daß Maisie mithört, wenn ich Sie anrufe.«
    Ich warf die Post auf den Schreibtisch und drehte mich im Schreibtischstuhl herum, damit ich ihr ins Gesicht sah. Mein Schreibtisch steht am Fenster und der Besucherstuhl im Raum, damit die Barrikade aus Stahl die Klienten nicht einschüchtert. »Ich habe in den Nachrichten gehört, daß Sie letzte Woche in dem Feuer verletzt worden sind. Gegenüber vom Indiana Arms, nicht wahr?« Sie nickte vor sich hin, und ich wartete geduldig darauf, daß sie weitersprach. »Maisie sagt, ich soll Sie sich selbst überlassen – Sie haben Cerise Scherereien gemacht, jedenfalls hat es Ihre Tante getan, und ich soll es Ihnen überlassen, da wieder rauszukommen.«
    Ich fühlte mich für Cerises Tod nicht verantwortlich, aber ich sah auch nicht, was es für einen Sinn gehabt hätte, mich mit ihrer Mutter darüber herumzustreiten. Was Elena anlangte, konnte sie durchaus recht haben, zumindest zum Teil.
    »Ich hatte den Eindruck, als ob die beiden irgend etwas ausgeheckt hätten«, wagte ich mich vor. »Ich glaubte, sie wollten so tun, als ob Katterina tot wäre, und viel Geld von der Versicherung kassieren.«
    »Da könnten Sie recht haben.« Sie seufzte unglücklich. »Da könnten Sie recht haben. Wenn ich Ihnen die Schuld gebe, geht der Schmerz darüber nicht weg, daß ich so ein Kind gehabt habe, ein Kind, das Heroin nimmt und Crack und weiß Gott was sonst noch, das stiehlt und lügt. Es ist leichter, Ihnen die Schuld zu geben, als im Bett zu liegen und sich zu fragen, was ich anders hätte machen sollen.«
    »Elena ist auch nicht gerade ein Engel«, warf ich ein. »Aber mein Vater war ihr Bruder, und was Besseres als ihn hat die Schöpfung nicht zu bieten.«
    »Schon, aber Sie haben Ihre Tante nicht aufgezogen. Wenn ich nicht so schwer gearbeitet hätte, dauernd weggewesen wäre –« Sie brach ab. »Hat jetzt keinen Zweck mehr, darüber zu reden. Deshalb bin ich nicht hergekommen. Mußte im Bus zweimal umsteigen.«
    Nach einem grübelnden Schweigen, währenddessen die vollen Lippen zu einem schmalen Schlitz in ihrem Gesicht wurden, sagte sie: »Es ist Ihnen nichts Neues, daß Ihre Tante, diese Elena, ganz gern mal die

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