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Brandstifter - Paretsky, S: Brandstifter - Burn Marks

Brandstifter - Paretsky, S: Brandstifter - Burn Marks

Titel: Brandstifter - Paretsky, S: Brandstifter - Burn Marks Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Paretsky
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bei. Das einzige, was mir fehlte, war ein Tuch um den Hals – in Rot oder Gelb –, das man sich über den Mund ziehen kann, wenn man sich über einen Preßlufthammer beugt.
    Eigentlich fehlte mir noch etwas – ein Gewerkschaftsausweis. Selbst wenn ich riskieren wollte, daß die Männer im Bauwagen mich wiedererkannten, konnte ich nicht nach der Arbeitsstelle von Alma Mejicana fragen, ohne mich als Mitglied der Bruderschaft auszuweisen. Ich stapfte weiter und hielt Ausschau nach dem knallroten und grünen Logo von Wunsch und Grasso.
    Ich war kräftiger, als ich es vor zwei Tagen gewesen war, aber je länger ich wanderte, desto weniger Begeisterung empfand ich für mein Vorhaben. Mir wurde außerdem klar, daß eine echte Bauarbeiterin eine Wasserflasche am Gürtel trug. Es war kühler, als es seit langem gewesen war, aber das Gehen in dem schweren Overall, mit den Werkzeugen bepackt, den Staub einatmend, machte mein Gesicht heiß und meine Kehle kratzig. Meine Schultern stießen mitleidheischende Warnrufe aus.
    Ohrstöpsel hätten auch nichts geschadet – der Lärm war schwindelerregend. Preßlufthämmer, riesige Planierraupen, Lastwagen mit Zement, baggerähnliche Dinger mit furchterregenden Reißzähnen mischten sich mit den Rufen mehrerer tausend Männer zu einem mißtönenden Chor. Nur wenige der echten Arbeiter trugen Ohrstöpsel – es ist besser, taub zu werden, als eine unmännliche Schwäche zu zeigen.
    Ich ging auf der Westseite der Straße Richtung Süden. Für mein unkundiges Auge war das der umfangreichste Teil des Projekts, denn hier wurde eine ganz neue Fahrbahn gebaut, für den Verkehr Richtung Süden zum Eisenhower Expressway. Ich musterte diesen Teil der Baustelle und bemühte mich, den Verkehr auf den mittleren vier Spuren zu überschauen, um sicherzugehen, daß mir das Logo von Wunsch und Grasso auch auf der nördlichen Seite nicht entging.
    Ich hatte fast die Abzweigung zur I-55 erreicht, als ich die Maschinen entdeckte, gnädigerweise auf meiner Seite des Expressway. Ich hievte mich auf die Leitplanke, während ich das Terrain musterte. Alma Mejicana war an den Bauarbeiten mit etwa einem halben Dutzend Maschinen und zwanzig bis dreißig Männern beteiligt.
    Mit den Betonarbeiten hatten sie nichts zu tun. Statt dessen bereiteten sie, soweit ich das beurteilen konnte, das Straßenbett vor, benutzten riesige Walzen, um Steine zu Schotter zu mahlen, und kamen dann mit Planierraupen, um die Oberfläche zu glätten. Die Männer, die keine Maschinen bedienten, begleiteten diese mit Schaufeln und Hacken und glichen Unebenheiten an den Rändern aus, einige standen herum und überwachten die Arbeit.
    Es war ein Bild großer Geschäftigkeit, und trotz der modernen Maschinen rief es eine frühere Epoche in mir wach. Niemand im Trupp war schwarz, und soweit ich sehen konnte, waren auch keine Hispanics dabei. Die meisten Helme trugen das Logo von Wunsch und Grasso. Es ist eine Sache, sich die Maschinen einer anderen Firma auszuleihen, aber selbst ein kleines Unternehmen sollte dazu in der Lage sein, eigene Helme zu stellen.
    Ich sprang von der Planke und ging zu einem der Männer hinüber, die die Arbeit beaufsichtigten. In der Nähe der Walzen war der Lärm so stark, daß es mühsam war, den Vorarbeiter auf mich aufmerksam zu machen.
    Als er schließlich zu mir aufschaute, brüllte ich ihm ins Ohr: »Ist Luis Schmidt heute hier?«
    »Wer?« bellte er zurück.
    »Luis Schmidt!«
    »Den kenne ich nicht.«
    Er wandte sich wieder der Straße zu, signalisierte einem der Männer etwas. Ich glaubte, er gebe meine Frage weiter, aber statt dessen wollte er nur auf etwas zeigen, was an dem Straßenbett getan werden mußte. Ich klopfte ihm auf den Arm.
    Er fuhr ungeduldig herum. »Sind Sie immer noch da?«
    »Ist das hier die Arbeitsstelle von Alma Mejicana?«
    Er rollte mit den Augen – blöde Schnalle. Er zeigte auf die Maschine, die ihm am nächsten war. »Was glauben Sie denn?«
    »Ich glaube, daß Sie zu Alma Mejicana gehören und sich Maschinen von Wunsch und Grasso ausgeliehen haben.«
    Er setzte zu einer schneidenden Abfuhr an, als ein zweiter Vorarbeiter herüberkam. »Was ist denn hier los?« wollte er wissen und brachte seinen Kollegen mit einer gebieterischen Armbewegung zum Schweigen.
    »Ich suche nach dem Trupp von Alma Mejicana«, brüllte ich. »Ich habe gehört, daß die Firma Maschinen von Wunsch und Grasso benutzt.«
    Der zweite Mann zog den ersten beiseite. Sie führten ein angeregtes Gespräch,

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